FELLWARDEN: Wreathed In Mourncloud

Atmospheric Black Metal ist ein Genre, das bei massenweise mehr oder weniger einsamen naturverliebten Träumerinnen und Träumern allüberall seit Jahren eine Tür nach der anderen einrennt. Ständig entstehen Projekte, nicht selten von nur einer Person, die schon wieder das immer Gleiche, aber immer überwältigend Schöne glorifizieren: die meditative Erfahrung der solitären Naturverbundenheit oder, weniger schwülstig, das Wandern.

FELLWARDEN ist da keine Ausnahme, und auch “The Watcher”, im Hauptberuf bereits Kopf einer weiteren Atmospheric-Black-Metal-Band (FEN), hat bei diesem vom Solo zum Duo (FEN-Schlagzeuger “Havenless” – meine Güte, diese Pseudonyme! – ist dabei) gewachsenen Projekt mit einem notwendigen Problem zu kämpfen: wie aus der Masse hervorstechen, wie es der Natur gleichtun und das immer Gleiche immer wieder neu und aufregend erscheinen lassen?

So jedenfalls nicht.

Machen wir’s kurz: Er schafft es nicht. Zwar ist “Wreathed in Mourncloud” durchaus ein gutes Beispiel für jene US-amerikanisch geprägte Form des Atmo-Blacks, die gemeinhin als “Cascadian” bezeichnet wird, aber sehr viel mehr wird es auf Albumlänge einfach nicht. Das liegt zunächst einmal daran, dass die ersten Stücke natürlich überlang, aber dafür viel zu spannungsarm sind, nicht zwingend genug in den Harmonien – ich vermisse die großen Höhen und die abgründigen Tiefen, es passiert schlicht kaum etwas in dieser ersten Albumphase. Erst mit dem Titeltrack, an vierter Stelle, horche ich auf, denn hier garniert “The Watcher” seine Musik zum ersten Mal mit einem hymnischen Chor und einer angenehmen Melodie. (Sein Gesang hat sich dabei übrigens gegenüber seiner Hauptband ein wenig verbessert – oder er verschwindet einfach im Mix, wie man’s nimmt.)

FELLWARDEN erinnern an die 90er, aber das ist leider auch schon alles

Das folgende “An Elder Reckoning” nimmt den hymnischen Kurs auf und führt uns unmittelbar zurück in die 90er: Die dominierende Melodie ist Naturverliebten nämlich aus jenem Jahrzehnt bereits bekannt, und zwar von SUMMONINGs “Elfstone”, und so erfreue ich mich zwar an einer sicherlich liebevollen Hommage, kann aber nicht umhin, die fehlende Originalität zu bemängeln und bekomme mehr Lust auf “Dol Guldur” als auf den Rest von “Wreathed in Mourncloud”. Der orientiert sich dann stärker an FEN und hat in den melodischen Teilen auch wieder deren gesangliche Schwächen – der Mann kann einfach nicht singen. Und eine zwingende Melodie vermisse ich auch schon wieder.

Keinen Gefallen tun FELLWARDEN sich dann schließlich mit dem Klang des Albums, den ich als “verwaschen” und “dumpf” charakterisieren würde – damit ist er im Atmo-Black-Wald nicht alleine, aber muss das denn sein? Und wo wir schon dabei sind: Braucht es wirklich einen Bonus-Track, der nur aus ein paar atmosphärischen Gitarrenharmonien und Keyboard-Untermalungen besteht, wie man sie nun wirklich schon tausendmal gehört hat? Na ja. Lassen wir das!

Veröffentlichung am 26.6.2020 auf Eisenwald
Spielzeit: 59:08 Min.

Tracklist FELLWARDEN “Wreathed In Mourncloud”

1. Pathmaker (7:54)
2. Scafell’s Blight (7:44)
3. A Premonition (3:55)
4. Wreathed in Mourncloud (10:35)
5. An Elder Reckoning (11:42) (Audio bei YouTube)
6. Upon Stone (12:38)
7. Pathfinder (CD-Bonustrack) (4:40)

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