EUREKA: Shackleton`s Voyage

Die überwiegend instrumentale Musik wurde überdeutlich von MIKE OLDFIELD inspiriert. Die Melodien strotzen vor Schönheit, bewahren sich aber immer einen Rest geheimnisvoller Weite. Insgesamt bekommt man so eine tolle Mischung aus Soundtrack, Folk und gemäßigtem Progressive Rock.

Shackleton`s Voyage gehört zu den CDs, die aus der Veröffentlichungsflut herausstechen, einfach weil gute Musik drauf ist. Das Album braucht zwar etwas, um die Gänge zu kommen, fesselt dann aber mit einer Fülle grandioser Melodien. Inspiriert wurde das Ganze überdeutlich von MIKE OLDFIELD. Zwischendurch tummeln sich auch noch Progressive Rock-Elemente sowie drei kurze gesprochene Passagen unter den 15 Tracks. Mit dabei ist eine erlesene Auswahl von Gästen, die die ohnehin schon opulente Klangwelt um weitere Schattierungen ergänzgen. Über weite Strecken bestreitet der Hamburger Multiinstrumentalist Frank Bossert das Programm jedoch alleine und instrumental. Wer jetzt (wie ich anfangs) austauschbares Proggedudel oder postmoderne STEVEN WILSON-Trips befürchtet, kann aufatmen: Auf Shackleton`s Voyage werden Klanggemälde mit klaren Konturen gemalt. Die Melodien strotzen vor Schönheit, bewahren sich aber immer einen Rest geheimnisvoller Weite. Während mich einige keltische Elemente an Mike Oldfields Voyager-Album erinnern, wird die Grundstimmung von entrückteren Nuancen bestimmt, die Erinnerungen an Oldfields Science Fiction-Konzeptalbum The Songs Of Distant Earth wachrufen. Bei EUREKA geht die Zeitreise allerdings in die umgekehrte Richtung, zurück ins Jahr zu einer missglückten Polarexpedition, die nach Jahren (!) doch noch einen glücklichen Ausgang fand. Während die psychologischen Aspekte des Wartens und der Ungewissheit sich nur ansatzweise in den Kompositionen wiederspiegeln, wurden die geographischen Stationen der Odyssee perfekt eingefangen.

Zugegeben, ich war noch in der Antarktis – und die irischen Klänge bei Plenty Of Time entsprechen sicher nicht dem geographischen Reinheitsgebot. Andererseits geht es hier um die atemberaubende Abenteuerreise eines britischen Forschers, die sich nur mit viel künstlerischer Freiheit in eine Dreiviertelstunde Musik verpacken lässt. Vor zwei Jahren verbrachte ich in England viel Zeit in einer Ausstellung zu Shackletons dramatischer Reise. Um so beeindruckter bin ich nun von dem Soundtrack dazu. Das folkige Instrumental The Challenge deutet bereits an, wohin die musikalische Reise geht. Dem folgenden Departure fehlt noch die nötige Tiefe, zumal der Gesang von Billy Sherwood (ex-YES) hier keine Akzente setzen kann. Im weiteren Verlauf blühen dann aber Gitarren, Keyboards und Klangflächen auf, rufen fantastische Bilder im Kopf der Hörers hervor und entführen ihn aus dem Alltag in eine faszinierende Klangwelt. Bei Going Home singt Sherwood erneut und plötzlich stimmt das Timbre, passt der Spannungsbogen, wirkt das Ergebnis schlüssig. Ein weiterer Höhepunkt ist schließlich das ruhige Will You Ever Return?, bei dem weiblicher Gesang und perlende Klavierklänge für Abwechslung sorgen. Ansonsten ist die Lead-Gitarre federführend, aber nie aufdringlich. Bei In Search Of Relief erreicht sie sogar Perfektion, schmeichelt, flüstert, fühlt, lebt. Meister Oldfield hätte sie vermutlich nicht besser spielen können.

Da auch die Produktion von Shackleton`s Voyage erste Sahne ist, kann ich das Album Fans von Mike Oldfields 90er-Jahre-Alben uneingeschränkt empfehlen. Sehr gut!

Veröffentlichungstermin: 05.06.2009

Spielzeit: 51:12 Min.

Line-Up:
Frank Bossert: Gitarre, Keyboard, Bass, Mandoline, Percussion
Label: InsideOut Music

Homepage: http://www.eureka-music.de

MySpace: http://www.myspace.com/eurekashackletonsvoyage

Tracklist:
1. The Last Adventure
2. Departure (feat. Troy Donockley)
3. The Challenge (feat. Billy Sherwood (ex-YES))
4. Grytviken Whaling Station
5. Heading South (feat. Yogi Lang (RPWL))
6. Icebound
7. Plenty Of Time
8. The Turning Point
9. Going Home (feat. Billy Sherwood)
10. Into The Lifeboats
11. Elephant Island
12. Will You Ever Return? (feat. KALEMA)
13. In Search Of Relief
14. The Rescue
15. We Had Seen God!

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