Besonders weiß sind die Nächte momentan hierzulande ja nicht. EKPYROSIS, ein ganz und gar arkanes Black Metal-Phantom, das wirklich nur die allernötigsten Informationen preis gibt, nämlich gar keine, lässt den Winter aber endlich einziehen. War Ein ewiges Bild eine barbarische Huldigung an HELLHAMMER und CELTIC FROST, so rast Weisse Nacht kalt und erbarmungslos durch die viel zu warme Winternacht. Der Temperatursturz folgt sofort, EKPYROSIS sägen mit flirrenden Riffs durch die Szenerie, mit rasanten Blast Beats und wildem Geschrei. Was wie eine Lehrstunde in Sachen Misanthropie klingen könnte, ist aber stets durchzogen von Melancholie und Weltschmerz.
Wer jetzt laut BURZUM schreit hat nur mit einem Ohr zugehört. Viel näher stehen EKPYROSIS auf Weisse Nacht NAGELFAR, die neben ihrem Stolz und ihrer Fähigkeit, große Geschichten zu erzählen auch stets etwas verletzlich waren. Und genau das ist auch Weisse Nacht, das sich nicht rein auf die martialische, boshafte Seite des Black Metal festlegen will. Von Post-Black Metal wollen wir natürlich nicht gleich sprechen, und besonders modern ist Weisse Nacht natürlich auch nicht. In den Tracks zwei und vier meine ich dennoch ein paar mit DER WEG EINER FREIHEIT verwandte Riffs zu hören – das kann EKPYROSIS aber nicht die Trveness nehmen. Eher schon das fünfte Stück, das von einer beinahe fröhlichen Melodie getragen wird und in das sich klarer Gesang einschleicht, der in Richtung la la abdriftet. Das ist durchaus grenzwertig, ich frage mich ob hier eine kleine Provokation vorliegt. Black Metal-Puristen schmeckt das vermutlich nicht, doch allein deshalb ist dieses Stück schon sehr gelungen.
Allerdings gefällt der Rest des Albums besser, ist intensiver, rasanter, leidenschaftlicher, kälter, wilder, größer. EKPYROSIS haben dazwischen einen kurzen Song parat, der auch auf Ein ewiges Bild hätte stehen können und so brutal und brachial ist, dass selbst TRIPTYKON dem nur wenig entgegenzusetzen haben. Insgesamt ist Weisse Nacht ein kompaktes, aber doch mächtiges Album, das mehr zu bieten hat als Black Metal-Misanthropie und Plagiarismus. EKPYROSIS definieren sich neu, nicht nur von Album zu Album, sondern sogar von Song zu Song. Daneben fließt dieses Werk seinem bitteren und vergleichsweise milden Endpunkt entgegen. Dennoch hat Weisse Nacht einen homogenen Gesamteindruck zu bieten und zeigt, wie ungewohnt klassischer Black Metal dargeboten werden kann. Ich würde das nicht Avantgarde nennen, aber um den neuen akustischen Abenteuern von EKPYROSIS zu folgen, sollten Black Metal-Hörer durchaus offen sein. Dann aber können sie ein kleines, ungeschliffenes Juwel entdecken.
Veröffentlichungstermin: 8. November 2013
Spielzeit: 40:15 Min.
Label: Paradigms Records
Tracklist:
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