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DREAM UNENDING: Song Of Salvation

DREAM UNENDINGs Zweitwerk „Song of Salvation“ bietet musikalisch wie visuell farbenprächtigen, atmosphärischen Death-Doom, dem es an nichts mangelt – außer an tiefen Emotionen.

Wer Doom-Death spielt und ein so schönes Captain Picard-Shirt trägt, bekommt dicke Sympathiepunkte. Scheinbar nicht nur von mir: DREAM UNENDING sind eine der wenigen Formationen, die im atmosphärischen Doom-Death als Hype bezeichnet werden können. Kein Wunder, einerseits sind die beiden Musiker von DREAM UNENDING in derzeit so angesagten Gruppen wie TOMB MOLD, INNUMERABLE FORMS und nicht zuletzt SUMERLANDS aktiv, andererseits lassen sie nichts anbrennen: „Song Of Salvation“ erscheint nur ein Jahr nach dem Debütalbum „Tide Turns Eternal“ – und geht einen ungewöhnlichen Weg.

„Song Of Salvation“ beginnt mit voller Wucht, doch DREAM UNENDING verlieren sich in ihren Experimenten.

Schon das Debüt entzog sich dem klassischen Doom-Death-Sound, „Song Of Salvation“ ist da nicht anders. Schon das leicht psychedelische Intro lässt eher an Ur-CATHEDRAL als an die Peaceville Three denken, im Anschluss wird ein gewaltiger Riffberg aufgefahren, der begeistert. Böse Zungen würden nun behaupten, DREAM UNENDING hätten das Stück „Song Of Salvation“ als Startpunkt benutzt und anschließend geschaut, was dann so kommt und sich in ihren Experimenten hilflos verloren. Denn die Wucht dieses Auftakts erreicht weder das restliche Stück noch das restliche Album. Doch so richtig dramatisch ist das nicht.

DREAM UNENDING zielen klar auf Atmosphäre ab und experimentieren in diesem Bereich recht viel. Somit dominieren die Keyboards immer wieder, neben genretypischen Growls wird mit verschiedenen Stimmen klar gesungen. Auch schön: Leila Abdul-Raufs (VASTUM) Trompeteneinsatz in „Secret Grief“ ist ein klares Highlight auf dem Album. Daneben haben DREAM UNENDING ein Händchen für progressiv-kitschige Soli und lassen das unkontrolliert los, was PALLBEARER gut unter Kontrolle haben. „Unrequited“ hat deshalb mit einigen Längen zu kämpfen und auch das abschließende, viertelstündige „Ecstatic Reign“ fesselt erst im letzten Drittel.

Verkopft, aber sehr gut performt, „Song Of Salvation“ ist Brainfood – und lässt DREAM UNENDING originell klingen.

Insgesamt ist „Song Of Salvation“ ein verkopftes Album, das wirklich gut performt ist, aber – und das ist für atmosphärischen Doom eigentlich eine Todsünde – emotional nicht unter die Haut geht – hier hatten jüngst IN GRIEF trotz mangelnder Originalität die Nase deutlich vorn. Immerhin bieten DREAM UNENDING Brainfood, was in diesem Bereich eher selten verbreitet ist, weshalb „Song Of Salvation“ auch in dieser Hinsicht frisch und überraschend einzigartig rüberkommt. Dennoch, etwas vorschnell und unfertig scheint das Zweitwerk des Duos doch. Ein Schnellschuss mag das nicht sein, aber ein wirklich großes, raum- und zeitgreifendes Genrealbum haben DREAM UNENDING mit „Song Of Salvation“ nicht geschaffen; hier verspricht das bildschöne Benjamin Vierling-Artwork mehr als die Musik hält. Immerhin, Anspruch und Atmosphäre gibt es zuhauf. Wem dies genügt, darf gerne mehr als nur ein Ohr riskieren.

Wertung: 3 von 5 THC betriebene Warpkerne

VÖ: 11. November 2022

Spielzeit: 43:41

Line-Up:
Derrick Vella – Architect Of Dreams
Justin de Torre – The Bridge Between Two Worlds

Featuring
Phil Swanson – The Forlorn
Leila Abdul-Rauf – The Siren Call
Max Klebanoff – Final Judgement
Mckenna Rae – The Implorer
Richard Poe – The Dreamer

Label: 20 Buck Spin

DREAM UNENDING „Song Of Salvation“ Tracklist:

1. Song Of Salvation
2. Secret Grief (Official Audio bei Youtube)
3. Murmur Of Voices
4. Unrequited
5. Ecstatic Reign

Mehr im Netz:

https://www.instagram.com/thedreamisunending/

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