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CARNIFEX: Necromanteum

CARNIFEX bleiben sich treu und finden doch einen frischen Zugang zu ihrem typischen Blackened Deathcore – auch für gestandene Metalheads unter Umständen eine interessante Sache.

Es ist kein Produkt des Zufalls, dass „Crowned in Everblack“ immer wieder eine Prise THE BLACK DAHLIA MURDER durchschimmern lässt. Mit zahlreichen lyrischen Referenzen erweisen CARNIFEX hier deren verstorbenem Frontmann Trevor Strnad die letzte Ehre und zeigen damit, wie einflussreich der Shouter innerhalb der US-Szene war; aber auch, wie wandelbar das Quintett ihren eigenen Markensound interpretieren kann. Doch eins nach dem anderen: „Necromanteum“ setzt natürlich prinzipiell weiterhin auf das bewährte Blackened-Deathcore-Fundament, das die US-Amerikaner seinerzeit selbst populär gemacht hatten.

Was CARNIFEX dabei nach wie vor auszeichnet, ist der handwerklich fundierte Ansatz, mit dem sie diesen Genre-Cocktail aufbereiten: Die zehn neuen Tracks setzen vorwiegend auf klassisches Metal-Songwriting, das abwechslungsreichem Riffing ebenso viel Raum zugesteht wie den frischen Soli von Neuzugang Neal Tiemann. Die symphonischen Elemente aus der Feder des Gast-Komponisten Spencer Creaghan wiederum tragen tatsächlich zum atmosphärischen Grundgerüst der Platte bei, anstatt die Songs mit flächigem Orchestral-Bombast zuzukleistern.

“Necromanteum” lässt den routinierten Vorgänger schnell hinter sich

Kurzum, „Necromanteum“ ist ein Album, das vom musikalischen Sachverstand aller Beteiligten profitiert und damit schnell den soliden, doch etwas zu routinierten Vorgänger „Graveside Confessions“ (2021) hinter sich lässt. Beibehalten haben CARNIFEX die rohe Grundausrichtung, welche gepaart mit der morbiden Atmosphäre den idealen Nährboden für die Fortentwicklung des eigenen Erfolgsrezepts bietet. Blechbläser und Streicher setzen hierfür im Opener „Torn In Two“ erste Akzente, ohne jedoch das groovende und vorwiegend death-lastige Fundament aufzuweichen.

Fronter Scott Ian Lewis weiß indes zwischen Blastbeats und stampfenden Grooves die komplette Bandbreite von frostigen Screams bis hin zu zermürbenden Growls auszuschöpfen, wobei ihm in „Death’s Forgotten Children“ sogar etwas Unterstützung durch CHELSEA GRINs Tom Barber zuteilwird. Hier reduziert die Formation zum Ende hin sogar ausnahmsweise das Tempo in demonstrativer Weise, webt die gelegentlichen Breakdowns ansonsten zumeist organisch in die Arrangements ein.

CARNIFEX liefern auch für gestandene Metalheads einige schlagkräftige Argumente

Dass „Necromanteum“ bei aller Vertrautheit unter Umständen etwas Zeit braucht, ist ebenso auf die besonnene Herangehensweise CARNIFEX‘ zurückzuführen: Unzählige Details der Orchestrierung erschließen sich nicht auf Anhieb, definieren die Klangkulisse aber in entscheidender Weise aus, wohingegen die zahlreichen Soli wie im Titeltrack oder dem walzenden „Architect Of Misanthropy“ ohne Umwege direkt ins Mark treffen.

Explizit moderner Groove blitzt eigentlich nur zwischenzeitlich in „How The Knife Gets Twisted“ hervor, was schlussendlich aber eine Ausnahme auf diesem düsteren und kompromisslosen Trip darstellt. Dank schwarzmetallischer Einsprengsel und klassischen Death-Vokabulars gelingt CARNIFEX im neunten Anlauf sogar ein Werk, das deutlich mehr im traditionellen Extrem-Metal verwurzelt ist, als es die bloße Genrebezeichnung nahelegen würde. Blackened Deathcore für den gestandenen Metalhead? Auch das ist nach 18 Jahren im Geschäft kein Produkt des Zufalls.

Veröffentlichungstermin: 6.10.2023

Spielzeit: 42:16

Line-Up

Scott Ian Lewis – Vocals
Cory Arford – Gitarre
Neal Tiemann – Gitarre
Fred Calderon – Bass
Shawn Cameron – Drums

Produziert von Jason Suecof, Scott Ian Lewis, Shawn Cameron und Mark Lewis (Mastering)

Label: Nuclear Blast

Homepage: http://www.carnifexmetal.com/
Facebook: https://www.facebook.com/CarnifexMetal

CARNIFEX “Necromanteum” Tracklist

1. Torn In Two
2. Death’s Forgotten Children (Stream und Video)
3. Necromanteum (Video bei YouTube)
4. Crowned In Everblack
5. The Pathless Forest
6. How The Knife Gets Twisted
7. Architect Of Misanthropy
8. Infinite Night Terror (Audio bei YouTube)
9. Bleed More
10. Heaven And Hell All At Once

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