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AVENGED SEVENFOLD: Life Is But A Dream…

AVENGED SEVENFOLDs “Life Is But A Dream…” gleicht nicht selten einem Potpourri verschiedenster Einfälle: Was in den besten Momenten durchaus erfrischend wirkt, strapaziert andererseits mehr als nur einmal den guten Willen der Hörerschaft.

Wir Menschen sind zum Scheitern verdammt. Letzten Endes holt uns alle irgendwann das Schicksal ein – eine bedrückende Vorstellung und doch als Chance zu verstehen. Denn obwohl unsere Existenz unter dieser Voraussetzung sinnlos erscheinen mag – jegliche Anstrengung zu Lebzeiten führt am Ende des Tages ja doch zum gleichen Resultat – ist darin auch das Glück zu finden. Wir haben es nämlich selbst in der Hand: Das eigene Schicksal anzunehmen bedeutet schließlich nicht automatisch auch aufzugeben. Im Gegenteil: Den Sinn des Lebens schaffen wir uns selbst; indem wir eben nicht resignieren, sondern trotzdem gegen die Ausweglosigkeit unseres Schicksals ankämpfen. Klar, das Ende mag das Gleiche sein, die Reise dorthin aber um ein Vielfaches schöner, erfüllender – und nicht zuletzt von uns selbst bestimmt.

Was der Philosoph Albert Camus treffend als absurd bezeichnete, ist nun der Ausgangspunkt für AVENGED SEVENFOLDs achtes Studioalbum, das sich ausgehend von den eingangs dargelegten Ideen des französischen Schriftstellers mit tiefgreifenden und existentialistischen Themen befasst. Was schon inhaltlich alles andere als leichte Kost ist – bereits im ersten Stück „Game Over“ wählt das lyrische Ich den Freitod -, sorgt auch musikalisch anfangs für einige Fragezeichen.

In mancherlei Hinsicht gleicht “Life Is But A Dream…” einem Potpourri verschiedenster Ideen und Einfälle

Mit „Life Is But A Dream…” sind die US-Amerikaner endgültig im Progressive Metal angekommen, den sie aber keineswegs im traditionellen Sinn verstehen. In gewisser Weise ist die Platte vielmehr ein Potpourri verschiedenster Ideen und Einfälle, welche das Quintett über einen Entstehungszeitraum von rund vier Jahren zu insgesamt elf nahezu unberechenbaren Songs arrangiert hat. Der Grat zwischen wirr und clever ist dabei so schmal wie das Endresultat für eine Band dieser Größenordnung mutig: Bisweilen hat es den Anschein, als hätten AVENGED SEVENFOLD diesmal komplett auf jeglichen Filter-Prozess verzichtet und sich stattdessen der Herausforderung gestellt, wirklich jeden spontanen Gedanken irgendwie in den Kompositionen unterzubekommen.

Das hinterlässt phasenweise einen überladenen und zerfahrenen Eindruck, bringt im Gegenzug aber auch einige spannende Passagen mit sich. Nahm die stampfende Single „Nobody“ noch mit zusätzlichen Klangebenen wie der verspulten Leadgitarre oder den Blechbläsern langsam, doch stetig an Intensität zu, nimmt uns das ausladende “Cosmic” mit auf eine Prog-Rock-Reise, indem es ein virtuoses Solo mit nachdenklichen Piano-Klängen vermählt und schließlich M. Shadows’ angeraute Stimme mittels vocoder-ähnlicher Effekte auf eine entrückte Ebene hievt. Auf vergleichbare Stilmittel greift der Sänger darüber hinaus im Refrain von “Easier” zurück, was inmitten der ungeschliffenen Rock-Instrumentierung sowie der unverkrampften Jam-Gitarre tatsächlich ein Gefühl der Freiheit versprühen kann.

Mehr als einmal strapazieren AVENGED SEVENFOLD den guten Willen ihrer Hörerschaft

Vielleicht ist das sogar die größte Stärke des Albums: “Life Is But A Dream…” pfeift an so vielen Stellen auf klassische Songwriting-Konventionen, dass dieser mitunter anarchisch anmutende Mischmasch aus Stilen und spontanen Einfällen durchaus erfrischend wirken kann. Gerade das lose zusammenhängende Trio “G”, “(O)rdinary” sowie (D)eath” tanzt nicht selten so ungeniert am Rande der Kakophonie, dass wir fast schon gewillt sind, den Hut zu ziehen. So viel Unverfrorenheit muss man erst einmal haben, zumal AVENGED SEVENFOLD, die zuvor mit dem konfusen wie fragmentarischen “We Love You” schon einmal den guten Willen ihrer Hörer:innen strapaziert haben, ein solches Werk einem potenziellen Millionenpublikum vorsetzen.

Dagegen zeigt der abschließende Titeltrack als leichtfüßiges Piano-Stück eine völlig gegensätzliche Seite der Band. Eingespielt von Gitarrist Synyster Gates tänzelt das Instrumental geradezu unbeschwert der finalen Pointe entgegen: Zum Scheitern sind wir ohnehin verdammt, doch wer daraus Sinnlosigkeit ableitet, hat den Sinn nicht verstanden. Vielmehr gilt es, mit sich selbst im Reinen zu sein – das Schicksal selbst in die Hand zu nehmen und mit Leidenschaft aufzubegehren: Wenn wir schon scheitern, dann auf glorreiche Weise und unter unseren eigenen Bedingungen; in etwa so, wie es AVENGED SEVENFOLD 53 Minuten lang mit absoluter Hingabe demonstrieren.

Veröffentlichungstermin: 02.06.2023

Spielzeit: 53:21

Line-Up

M. Shadows – Vocals
Zacky Vengeance – Gitarre
Synyster Gates – Gitarre, Piano, Mellotron, Querflöte
Johnny Christ – Bass
Brooks Wackerman – Drums

Produziert von Joe Barresi und AVENGED SEVENFOLD

Label: Warner

Homepage: https://www.avengedsevenfold.com/
Facebook: https://www.facebook.com/AvengedSevenfold

AVENGED SEVENFOLD “Life Is But A Dream…” Tracklist

1. Game Over
2. Mattel
3. Nobody (Video bei YouTube)
4. We Love You
5. Cosmic (Visualizer bei YouTube)
6. Beautiful Morning
7. Easier
8. G
9. (O)rdinary
10. (D)eath
11. Life Is But a Dream…

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