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AUGUST BURNS RED: Death Below

AUGUST BURNS RED bleiben sich treu, genieren sich dabei aber nicht, den Härtegrad anzuziehen. Das hält die Innovationen auf “Death Below” einerseits in Grenzen, schaffter dafür jedoch ein solides Fundament, um zumindest ein paar frische Ideen einzustreuen.

Der Mensch ist ein Gewohnheitstier. Nicht umsonst finden wir in unserem Alltag so viele Rituale, die wir bisweilen jahrelang akribisch zelebrieren. Das beinahe wöchentlich zubereitete Lieblingsgericht etwa, bei dem wir das Rezept mit jeder Zubereitung geradezu minutiös verfeinert haben und bei dem es nun auf die Nuancen ankommt. Die Liebe zum Detail ist hier das Zauberwort, das Vertrautes selbst über unzählige Iterationen hinweg frisch hält. Eine Kunst, die im Metalcore wohl keine Band so perfekt beherrscht wie AUGUST BURNS RED. Zum zehnten Mal (inkl. Weihnachtsalbum) setzen die US-Amerikaner auf ein vertrautes und bewährtes Fundament, dem sie hier und da ein paar neue Kniffe abringen.

Auf „Death Below“ sind das zum einen die Gastauftritte von Szenegrößen wie Jesse Leach (KILLSWITCH ENGAGE), JT Cavey (ERRA) oder Spencer Chamberlain (UNDEROATH). Doch auch der Mut, beim Songwriting den üblichen Rahmen zu sprengen, macht sich hier und da bezahlt. Das Musterbeispiel finden wir direkt zum Auftakt, wo das fast achtminütige „The Cleansing“ nach dem packenden Spoken-Word-Intro „Premonition“ so elegant wie mitreißend all das auf den Punkt bringt, was die Formation ausmacht. Melodische Parts münden in harschen Blasts; getragene Soli in groovendem Riffing und schließlich einem getragenen Instrumentalpart vor dem intensiven Finale.

AUGUST BURNS RED genieren sich auf “Death Below” nicht, den Härtegrad anzuziehen

Dank der kraftvollen und dabei doch transparenten Produktion bekommt neben Gitarre und Schlagzeug sogar der Bass seine Momente im Scheinwerferlicht, während Shouter Jake Luhrs diese Basis in gewohnt routinierter Manier für sich zu nutzen weiß. Den markigen Shouts und Screams setzt der Frontmann immer wieder ein besonders raues und verzweifeltes Element hinzu, das die persönlichen Texte über Selbstzweifel und Depression besonders glaubhaft in Szene setzt.

Unterstützung erhält Luhrs – wie angesprochen – durch langjährige Kollegen, die ihm etwa in der sonst traditionell gehaltenen Lead-Single „Ancestor“ mittels Klargesang unter die Arme greifen (Jesse Leach) oder wie JT Cavey im brutalen „The Abyss“ noch eine Schippe Verbissenheit drauflegen. Nötig wäre dies eigentlich nicht zwingend, denn konzeptionell ist „Death Below“ ein ohnehin recht kompromisslos angelegtes Werk, das sich nicht geniert, den Härtegrad im Vergleich zum Vorgänger „Guardians“ (2020) anzuziehen, ohne die charakteristische Melodieführung JB Brubakers aufzugeben.

Reiteration vor Innovation: AUGUST BURNS RED wissen genau, an welchen Stellschrauben sie drehen müssen

AUGUST BURNS RED bleiben auch im Jahr 2023 so catchy wie technisch verspielt, selbst wenn sich die Band in „Fool’s Gold In The Bear Trap“ nach langem Instrumentalintro plötzlich in unerforschtes Terrain wagt. Zwar möchten wir uns vor einer derartigen Klassifizierung hüten, doch näher als in der zweiten Hälfte des Tracks, wo auch Bassist Dustin Davidson ein paar gellende Screams beisteuert, wird das Quintett dem Black Metal wohl kaum mehr kommen.

Dass auf „Death Below“ dennoch das Meiste im üblichen Rahmen verläuft, ist derweil kein Geheimnis, wie die klassischen Genre-Brecher à la „Revival“ oder „Deadbolt“ unterstreichen. Am Ende des Tages sind nämlich auch AUGUST BURNS RED genau wie wir Gewohnheitstiere, die ihre Rituale und Eigenheiten mit Blick fürs Detail neu aufbereiten. Dass also das ausladende „Reckoning“ zum Abschluss nochmals ein paar frische Ideen einstreut, ist eher die Ausnahme und dabei doch bester Beleg, warum das Quintett aus Pennsylvania selbst heute noch im Metalcore zu den relevantesten Vertretern zählt: Wenn das grundlegende Rezept stimmt, kommt es eben vorwiegend auf die Nuancen an.

Veröffentlichungstermin: 24.03.2023

Spielzeit: 53:54

Line-Up

Jake Luhrs – Vocals
John Benjamin Brubaker – Gitarre
Brent Rambler – Gitarre
Dustin Davidson – Bass, Backing Vocals
Matt Greiner – Drums, Piano

Produziert von Carson Slovak und Grant McFarland

Label: SharpTone Records

Homepage: https://augustburnsred.com/
Facebook: https://www.facebook.com/augustburnsred/

AUGUST BURNS RED “Death Below” Tracklist

1. Premonition
2. The Cleansing
3. Ancestry (feat. Jesse Leach) (Video bei YouTube)
4. Tightrope (feat. Jason Richardson)
5. Fool’s Gold in the Bear Trap
6. Backfire (Video bei YouTube)
7. Revival
8. Sevink
9. Dark Divide
10. Deadbolt
11. The Abyss (feat. JT Cavey)
12. Reckoning (feat. Spencer Chamberlain) (Visualizer bei YouTube)

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