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ATREYU: Baptize

Auch ohne ex-Frontmann ALex Varkatzas gehen ATREYU ihren Weg unbeirrt weiter. Zwischen eingängigen Melodien und ein paar härteren Ausbrüchen steuert “Baptize” aber in eine Sackgasse.

„Never change a running system.”, sagt man so schön. Trotzdem trennten sich ATREYU im Spätsommer 2020 von ihrem langjährigen Frontmann Alex Varkatzas. Um den Schock abzufedern, rückte in der Folge Drummer und Co-Sänger Brandon Saller vollständig ans Mikro: Man kenne seine Stimme ja bereits, einen Stilbruch müssten Fans folglich mit „Baptize“ nicht erwarten, erklärte der ehemalige Schlagzeuger im „Cutter’s Rockcast“-Interview.

Und mit dieser Prognose lag der Musiker gar nicht so falsch. Album Nummer acht wandelt weiterhin auf dem erfolgreichen Pfad seiner Vorgänger: Mit den Metalcore-Wurzeln hat das nur noch am Rand zu tun, ATREYU haben weiterhin Gefallen an großen Refrains und Melodiebögen gefunden, die irgendwo zwischen Modern Metal und Stadion Rock zu verorten sind. Zwischendurch erlaubt sich das Quintett den einen oder anderen harten Ausbruch – in „Underrated“ etwa im besten BRING ME THE HORIZON-Stil -, wo Bassist Porter McKnight ins Mikro schreien darf, ansonsten dominiert allerdings das Faible zur Eingängigkeit.

Den meisten Songs auf “Baptize” fehlt es an Substanz

„Dead Weight“ und „Stay“ etwa sind ziemlich lupenreine Popnummern, während „Weed“ mit Pop-Punk-Gitarren direkt nach vorne durchstartet. Meist versuchen ATREYU ihre Intentionen mit ein paar harten Riffs zu verschleiern, wenn aber „Catastrophe“ mit seinem zuckrigen Refrain in Richtung Radio-Olymp schielt, fällt die Maske endgültig.

Wir wollen das den US-Amerikanern auch gar nicht verdenken, da sie ja offensichtlich ein gutes Händchen für Melodien haben. Gleichzeitig erscheint rund die Hälfte des Materials auf „Baptize“ aber so abgedroschen, wie die Texte oberflächlich sind. Eigentlich können wir sogar froh sein, dass kaum ein Song die Dreiminutenmarke reißt: Den Kompositionen fehlt es oft an Substanz, originellen Ideen und Profil. Das Riffing ist zumeist generisch („SAVE US“), spannende Details wie die Percussions im abschließenden „Warrior“ die absolute Ausnahme.

ATREYU sind bequem geworden

Wo WHILE SHE SLEEPS und BEARTOOTH der Symbiose von Rock, Hardcore und Metal in den letzten Jahren neue Facetten abringen konnten, wirken ATREYU im Jahr 2021 geradezu wie ein Relikt. Nicht etwa, weil „Baptize“ angestaubt oder veraltet klingen würde, sondern weil das bekannte Erfolgsrezept seinen Reiz zusehends verliert. Es wirkt fast so, als wären die US-Amerikaner bequem geworden – vielleicht wäre es nach so vielen Jahren doch an der Zeit, einen kleinen Stilbruch zu wagen.

Veröffentlichungstermin: 4.6.2021

Spielzeit: 38:39

Line-Up

Brandon Saller – Vocals
Dan Jacobs – Guitar
Travis Miguel – Guitar
Porter McKnight – Bass, Vocals
Kyle Rosa – Drums

Label: Spinefarm Records

Homepage: https://www.atreyuofficial.com/
Facebook: https://www.facebook.com/Atreyu/

ATREYU “Baptize” Tracklist

1. Strange Powers of Prophecy
2. Baptize
3. Save Us (Video bei YouTube)
4. Underrated (Video bei YouTube)
5. Broken Again
6. Weed
7. Dead Weight
8. Catastrophe (Video bei YouTube)
9. Fucked Up
10. Sabotage Me
11. Untouchable (feat. Jacoby Shaddix of PAPA ROACH)
12. No Matter What
13. Oblivion (feat. Matt Heafy of TRIVIUM)
14. Stay
15. Warrior (feat. Travis Barker of BLINK-182) (Video bei YouTube)

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