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NOEKK: Byron

Skandinavischer Prog trifft auf englische Romantik, knackige Riffs auf elegische Momente: NOEKK ist mit “Byron” erneut ein wunderschönes Stück Nischenmusik gelungen.

Es ist rein rational nicht zu erklären, weshalb eine Band wie NOEKK nach einem auf Prophecy Productions erschienene Über-Album wie “Waltzing In Obscurity” und mit der gleichen Besetzung wie EMPYRIUM gesegnet wieder komplett im Underground verschwunden ist, aber es ist so: Nach “The White Lady” ist nun auch “Byron” in Eigenregie erschienen, und es ist erneut hervorragend geworden, voll mit Markus Stocks verspieltem, kraftvollem Prog-Drumming, fetten Gitarren, Thomas Helms wunderschönem Gesang, Old-School-Synthesizer-Klang und einfach nur großartigen Songs.

Denn die sind es ja, worauf es im Grunde ankommt: Ich will Musik hören, die mich zwar von vorneherein gefangen nimmt, aber ihre wahre Magie erst nach mehreren Durchläufen preisgibt; langlebige Songs, deren Hooks ebenso unscheinbar wie unwiderstehlich sind, und eine besondere Note, die keine andere Band so zu bieten hat.

Helms ätherischer Gesang fällt da natürlich als erstes auf, aber es findet sich auch eine charakteristische Melancholie in der Musik von NOEKK, irgendwo zwischen skandinavischer Trockenheit und englischer Spukhaus-Atmosphäre – die Songexte etwa sind schlicht und einfach Gedichte Lord Byrons und lassen somit ästhetisch in dieser Hinsicht schonmal keine Wünsche offen.

Was der Vorgänger, “The White Lady”, offen gelassen hatte, war die rockige Seite NOEKKs – und hier liefert das Duo nun wieder: “Byron” startet direkt mit fetten, stampfenden Riffs, ehe es gewohnt atmosphärisch wird. Dieses Wechselspiel ist dann bestimmend für den weiteren Verlauf des Albums, wobei die Riffs stets von originellem Schlagzeugspiel (das für sich genommen schon eine echte Wonne für Rhythmusfreunde ist) unterstützt und oft durch verspielte Orgelkaskaden gebrochen werden.

Große Momente, sehnsuchtsvolle Wehmut

Was ich nichtsdestotrotz brauche wie die Luft zum Atmen, sind diese tief bewegenden elegischen, epischen Momente in der Musik, und auch da lassen mich NOEKK diesmal nicht im Stich: Die Zeilen

“Young flowers and an evergreen tree
May spring from the spot of thy rest;
But nor cypress nor yew let us see;
For why should we mourn for the blessed?”

sind z.B. nicht nur für sich genommen in ihrer mysteriösen Tragik schon ungemein bewegend, sie werden von Helm auch dermaßen sehnsuchtsvoll und wehmütig vorgetragen, dass mir schon beim ersten Hören klar war: Dieser Moment wird für mich einer der größten im musikalischen 2023 sein.

Zum Glück belassen es NOEKK nicht dabei, und so gibt es neben zahlreichen proggig-verspielten Passagen mit der Vertonung von “The Prayer Of Nature” ein weiteres durch und durch melancholisches Kunstwerk zu hören; das im Anschluss wiederum mit dem harten “La Revanche” einen kongenialen musikalischen Gegenspieler spendiert bekommt. Es sind die Kontraste, die NOEKK so spannend machen, und ich kann mich nur wiederholen: Weshalb fristet diese Band ein derartiges Nischendasein?

In der Nische, im Verborgenen, im Unterholz allerdings ist es ja auch ganz gemütlich. Ich jedenfalls hab mich da immer ganz wohl gefühlt, und dass NOEKK das ebenfalls tun, ist auf “Byron” evident. Das Vinyl ist auf 100 Exemplare limitiert und im Shop von Markus Stock erhältlich (Stand: Januar 2024).

Spielzeit: 41:09 Min.

Veröffentlichung im Herbst 2023 in Eigenregie

Tracklist NOEKK “Byron”

1. I
2. II
3. III
4. IV
5. V
6. VI
7. The Prayer Of Nature
8. La Revanche
9. When We Two Partet
10. Remembrance
11. Manfred

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