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PORCUPINE TREE – Karlsruhe, Substage (30.03.2001)

Wer PORCUPINE TREE nur einmal live erlebt hat und in seinem tiefsten Innern ein Herz für psychedelische bis virtuose, aber jederzeit melodische Instrumentaldarbietungen unterschiedlicher Härtegrade allgemein und PINK FLOYDsche Klanglandschaften im besonderen besitzt, MUSS diese Briten einfach lieben!

Harte Arbeit zahlt sich aus: Langsam aber sicher erspielen sich PORCUPINE TREE ihr Publikum. Kein Wunder: Wer die Band um Sänger, Gitarrist und kreatives Oberhaupt Steven Wilson nur einmal live erlebt hat und in seinem tiefsten Innern ein Herz für psychedelische bis virtuose, aber jederzeit melodische Instrumentaldarbietungen unterschiedlicher Härtegrade allgemein und PINK FLOYDsche Klanglandschaften im besonderen besitzt, MUSS diese Briten einfach lieben!

LightbulbDie rund 150 Besucher, die sich an diesem Freitag-Abend im Gewölbe des Karlsruher Substage eingefunden hatten, wußten ganz offensichtlich schon um die Qualitäten PORCUPINE TREEs. Sie bejubelten selbst den Auftritt des Soundtechnikers frenetisch, der während des rhythmisch pulsierenden Etwas, das den tatsächlichen Beginn des Konzertes ankündigte (und sich – der Spannung wegen? – satte 15 Minuten in die Länge zog), ein letztes Mal Verkabelungen, Effektpedale und Instrumente überprüfte. Als schließlich die eigentlichen Protagonisten des Abends auf die Bühne kamen, gab es kein Halten mehr: Ja, die Menge liebte diese Band tatsächlich! Merkwürdig fast, wie es diesem – optisch bunt zusammengewürfelten – kleinen Haufen Musikern gelang, auch ohne aufwendige optische Effekthascherei (die Lightshow war sparsam, aber geschmackvoll), agile Gummiball-Performance oder übereifrigem Animations-Gebaren gelingt, die Zuschauer in seinen Bann zu ziehen. Die Zauberworte lauten wohl: verdammt gute Musik und Charisma! Letzteres verströmte Steven Wilson in jeder Minute des Auftritts, und das, obgleich er äußerlich eher einem gelangweilten Alternative Rock-Nachwuchsstar glich, als den Anschein zu erwecken, er könne der künftige Retter und Bewahrer atmosphärischen Art Rocks sein.

Give Blasser Teint, schmächtige Figur, ein einfaches T-Shirt, dunkle, halblange, glatte Haare und eine verspiegelte Sonnenbrille: So stand er da und wirkte aus ein paar Metern Entfernung wie ein 20jähriges Greenhorn, und nicht wie der erfahrene Musiker und Produzent, der er ist. Worte an das Publikum sparte er sich weitgehend. Mit Ausnahme kurzer Songankündigungen und zwei, drei kleinen Scherzen galt das Motto: Let the music do the talking! Und die sprach wahrlich Bände. Egal, ob kompaktere Stücke wie das wundervolle `Shesmovedon`, das autobiographische `Lightbulb Sun` (Highlight!), `Pure Narcotic` und `Where We Would Be`, ausschweifendere Epen á la `Even Less`, `Hatesong` und `Russia On Ice`, oder fesselnde Instrumentals wie `Tinto Brass` und `Up The Downstair`: Die Darbietung war – ebenso wie der Sound – schlicht perfekt! Wilson selbst hatte seine zahlreichen Effektpedale, die er – wie üblich – barfuß bediente – ebenso fest im Griff wie seine Stimme (was noch vor wenigen Jahren längst nicht immer der Fall war), und lediglich `Last Chance To Exit Planet Earth Before It Is Recycled` mußte wegen eines technischen Defektes unterbrochen und ein zweites Mal angespielt werden. Auch seine Mitmusiker begeisterten, und das jeder auf seine Weise. Bassist Colin Edwins (über dessen Antlitz sich immer wieder ein entrücktes Lächeln legte, während er ruhig und zurückhaltend seine Arbeit tat) glänzte mit ungemein gefühlvollem Spiel, IKeyboarder Richard Barbieri schien völlig in sein elektronisches Equipment versunken, und Chris Maitlands kraft- und druckvolle Drumschläge waren ebenso präzise und punktgenau wie seine Backing-Vocals.

Mit den Zugaben `Voyage 34` und `Radioactive Toy` endete ein wundervoller Konzerterlebnis, das – wäre es nach dem begeisterten Publikum gegangen – allerdings auch doppelt so lang hätte dauern und mit noch mehr Material der älteren Alben hätte angefüllt sein können. Wenn es denn dereinst einen legitimen Nachfolger von PINK FLOYD geben sollte: Niemand wäre geeigneter als PORCUPINE TREE…

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