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SOILWORK: Ein Anruf von Devin Townsend und eine E-Mail vom Metalgott persönlich…

Mit ihrem Viertwerk "Natural Born Chaos" präsentieren sich SOILWORK noch melodischer und zugleich mit der gewohnten Vollbedienung in Form von heftigsten Riffs. Sänger Björn "Speed" Strid gibt Auskunft über die Hintergründe der Entstehung des neuen Albums.

blankKometenhaft ist der Aufstieg von SOILWORK in den letzten Jahren verlaufen, und das nicht zuletzt weil die Band aus Schweden emsig ein um´s andere Killeralbum veröffentlichte. Mit ihrem Viertwerk Natural Born Chaos präsentiert sich die Band nun noch melodischer und zugleich mit der gewohnten Vollbedienung in Form von heftigsten Riffs, wenngleich die ganz extremen Teile diesmal unter den Tisch fielen. Sänger Björn Speed Strid gibt Auskunft über die Hintergründe der Entstehung des neuen Albums.

Mich erstaunt immer wieder die Schnelligkeit, mit der ihr Album um Album herausbringt. Wie kam es, dass ihr nach eurer Tour und eurem Gig in Wacken schon wieder genug Material für Natural Born Chaos sammeln konntet? Verzichtet ihr einfach (wie unser Ilias das ja propagiert 😉 ) auf unnötige Zeitverschwendung wie Schlaf, Essen und Trinken?

Nun, wir arbeiten gerne flott und sind nach wie vor sehr auf unsere Musik konzentriert. Oftmals ist es so, dass wir uns quasi selbst beeinflussen und von der vorhergegangenen Aufnahme angestachelt gleich wieder neues Material zu schreiben beginnen. Viel Zeit geht allerdings auch für´s Trinken drauf…

Am auffälligsten hat sich in eurem Gesamtsound deine Stimme verändert. Du klingst sicherer und variabler als noch auf dem letzten Album. Hast du Unterricht gehabt?

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Ein paar Gesangsstunden habe ich genommen. Ich habe aber auch für mich einfach selbst viel geübt und viele Stunden damit verbracht, im Proberaum zu verschiedensten Arten von Musik zu singen, um diese Steigerung zu erreichen.

Weniger positiv fand ich hingegen, dass ihr diesmal auf die bislang für euch so typischen schnellen Thrash-Parts verzichtet habt. Wie kam es zu dieser Ausbremsung des Materials?

Wir machten die Entdeckung, dass man nicht superschnell spielen muss, um intensive Musik zu erschaffen. Also konzentrierten wir uns auf die Elemente, die unserer Musik die eigentliche Heaviness verleihen. Es gibt Bands, die diesen schnellen Kram weitaus besser beherrschen, als wir es tun, daher entschieden wir uns, uns darauf zu konzentrieren, was wir am besten können, und ein Album voller höllischer Heaviness, Atmosphäre und Melodie zu machen, das viele intensiver Momente hat.

Glaubst du nicht, dass einige schnellere Parts Natural Born Chaos noch abwechslungsreicher hätten werden lassen?

Nein, finde ich nicht. Unser Gesamtbild ist dadurch kompakter als auf dem vorherigen Album, auch wenn wir A Predator´s Protrait nach wie vor sehr schätzen. Mit dem neuen Album haben wir aber genau unseren Sound gefunden, wie ich glaube.

Habt ihr eure Songs auch diesmal wieder mit Hilfe von Cubase auf dem Computer ausgearbeitet? Wie entstehen Songs bei euch allgemein?

Ja, Cubase kam wieder beim Songwritingprozess wie auch während der Vorproduktion zum Einsatz. Oft kommt es vor bei uns, dass ein Song entsteht, während wir vor dem Computer sitzen und dort mit einer coolen Melodie oder einem geilen Riff arbeiten. Daraus entsteht dann ein Demo, das ich mir unter den Nagel reiße und mit dem ich gute Ideen für den Gesang auszuarbeiten versuche. Daraufhin gehen wir zurück in den Proberaum, wo wir alles zusammenbasteln und jedes der Bandmitglieder sein Herzblut in den jeweiligen Song einfließen lassen kann.

Es ist euch gelungen, keinen Geringeren als Devin Townsend als Produzenten für euch gewinnen zu können. Wie hat es euch gefallen, mit ihm zu arbeiten?

Es war absolut fantastisch. Er ist jemand, der sich sehr auf die Musik konzentrieren kann. Außerdem hat er uns wirklich bis an unsere äußersten Grenzen geführt. Wir empfanden es als sehr angenehm, mit ihm zu arbeiten, und auch die Zusammenarbeit zwischen ihm und Fredrik Nordström funktionierte blendend. Daher bin ich mir sicher, dass wir versuchen werden, wieder mit ihm zu arbeiten.

Wie habt ihr ihn dazu bekommen, dass er den Produzentensessel bei euch einnimmt? Schließlich tritt er äußerst selten als Produzent in Erscheinung, mal von seinen eigenen Projekten abgesehen…

Peter Wichers [Gitarrist] beschloss, Century Media anzurufen und nach Devins Telefonnummer zu fragen. Daraufhin rief er ihn an und fragte einfach, ob er Lust hätte, das nächste SOILWORK-Album zu produzieren. Devin hat sofort Feuer gefangen, da er wohl viel Gutes über uns gehört hatte, eben dass wir musikalisch sehr aufgeschlossen seien und dennoch grundsätzlich unserer Metal-Basis nicht untreu werden. Peter schickte ihm also ein Exemplar unseres vorherigen Albums nach Kanada, woraufhin Devin uns ein paar Tage später anrief, um uns mitzuteilen, dass er uns produzieren möchte.

Als was für einen Menschen hast du ihn kennen gelernt, wie schätzt du ihn ein?

Er ist definitiv ein musikalisches Genie. Die Musik, die er schreibt, kommt von ganz tief drinnen. Er macht zudem grundsätzlich nur, was er wirklich will, und kümmert sich einen feuchten Kehricht darum, was andere Leute sagen, wenn es darum geht, Musik zu erschaffen. Das ist eine Eigenschaft, die ich sehr respektiere. Kennen gelernt habe ich ihn als einen sehr warmherzigen Menschen mit viel Humor und Hingabe an die Musik.

Was konnte er für euch tun als Produzent, was andere nicht geschafft hätten? Worin bestand sein spezieller Beitrag?

Nun, unseren Sound verändert in dem Sinn hat er nicht. Er war vielmehr eine riesige Inspirationsquelle, außerdem hat er uns wie gesagt an unserer äußerstes Limit geführt. Natürlich brachte er zudem jede Menge coole Ideen mit ein, an der Musik selbst hat er aber nichts geändert, schließlich wollte auch er, dass es ein SOILWORK-Album wird und kein SOILWORK-featuring-DEVIN TOWNSEND-Album.

Wie schon bei den vorherigen Alben habt ihr euch wieder dazu entschlossen, im Studio Fredman aufzunehmen. Wo liegen die Gründe für diese Kontinuität?

Das Studio Fredman ist definitiv das beste Studio in ganz Schweden, wenn es um Metal geht. Für das kommende Album sind wir jedoch noch am Überlegen, ob wir vielleicht nach Vancouver gehen, um dort mit Devin in seinem eigenen Studio aufzunehmen.

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Was hat sich für euch geändert, seit ihr bei Nuclear Blast unterschrieben habt?

Die Promotion, die wir kriegen, ist um vieles besser, ebenso der Vertrieb, was ja sehr wichtig ist. Schließlich soll jeder, der ein SOILWORK-Album kaufen will, dazu auch die Möglichkeit haben.

Wie kamt ihr dazu, auf die im Titel wie auch auf dem Cover angedeutete Chaostheorie Bezug zu nehmen?

Wir wählten diese Thematik, weil wir sie sehr interessant fanden. Das Chaos hat viele Seiten, es kann zu destruktivem Verhalten führen, es kann aber auch gute Seiten haben, wenn es dich zu einer Einsicht bringt, dir gewissermaßen etwas vor Augen führt.

Kannst du einen kurzen Überblick über die Hintergründe der einzelnen Texte auf Natural Born Chaos geben?

Follow The Hollow ist darüber, etwas zu folgen, das nicht existiert, etwas, das jenseits dieser Welt liegt. Der Text behandelt die Frage, ob dieses Verhalten richtig oder falsch ist. Letztlich geht es um Glauben und die Suche nach etwas Neuem.

As We Speak – Manchmal steigt in einem so ein ganz spezielles Gefühl auf, wenn man mit gewissen Leuten redet, das einen runterzieht beziehungsweise ein wenig mehr über gewisse Dinge nachdenken lässt.

Bei The Flameout geht es um einen jungen Mann, der ständig Probleme hat und nicht das geringste Vertrauen aufbauen kann. Er erkennt nicht, was er sich selbst und den Leuten um ihn herum dadurch antut. Es gelingt ihm einfach nicht, die Tatsache zu akzeptieren, dass es sehr wohl Menschen um ihn herum gibt, die sich um ihn sorgen und ihn lieben. Stattdessen birgt er nur Hass in seinem Inneren.

Natural Born Chaos – Das Chaos scheint derzeit auf äußerst natürliche und selbstverständliche Art und Weise in die Welt gesetzt zu werden. Wenn du nicht schon bei der Geburt in ein chaotisches Leben geworfen wirst, wirst du in ein chaotisches Leben reinwachsen. Manchen Leuten wird jegliche Möglichkeit, ein annehmbares Leben zu führen, verweigert. Wobei das Chaos allerdings auch die vorher schon erwähnte gute Seite besitzt…

Mindfield dreht sich um Leute, die in einem sich schon ewig hinziehenden Konflikt leben. Sie leben körperlich wie auch psychisch in einem Minenfeld – so erklärt sich das Wortspiel im Titel aus Mine und mind.

Bei The Bringer ist das Thema die Suche nach Wahrheit, nach etwas, das gewesen ist und einen einst glücklich machte. Man ist sich nicht sicher, was es war, sicher ist nur, dass einem etwas fehlt.

Black Star Deceiver – Vom Text her ist dieser Song gewissermaßen eine Art Neurotica Rampage Teil 2, die Fortführung des Textes vom vorherigen Album. Es handelt von einem Typen, der Kontrolle über das Leben seiner Freunde ausübt und sie dazu nötigt, gegen ihren Willen grausame Dinge zu tun.

Mercury Shadow behandelt die Suche nach einem Heilmittel gegen Hass, falls es so etwas überhaupt gibt…Es muss einfach eine andere Option außer Hass geben, wenn man eine traumatisierende Erfahrung machen musste. Man muss fähig sein, so etwas zum eigenen Vorteil zu nützen und in eine Stärke zu verwandeln.

No More Angels dreht sich darum, stark genug zu sein, den eigenen Weg zu gehen und nicht dem gleichen Weg zu folgen, den bereits alle anderen einschlagen. Es geht um die Erkenntnis, dass mehr auf einen wartet, als einem weisgemacht werden soll.

Der abschließende Song Of The Damned ist das Lied der menschlichen Misere und des menschlichen Leids, das nie wirklich endet und tiefe Narben in jeder Seele hinterlässt, die durch so ein Tal schreiten muss.

blankEinige von euch sind neben SOILWORK auch bei Nebenprojekten wie beispielsweise TERROR 2000 und THE DEFACED aktiv. Wie verhindert ihr, dass die Arbeit an den Projekten zu sehr von SOILWORK ablenkt? Wie koordiniert ihr die verschiedenen Bands und ihre Termine?

Da TERROR 2000 eindeutig nur als ein Nebenprojekt konzipiert ist und auch für keine Liveshows zur Verfügung steht, klappt es da wunderbar. Bei Henry, der bei THE DEFACED mitwirkt, weiß ich jedoch, dass er manchmal in Zeitnot kommt, wenn zu viele Proben anstehen. Es ist jedoch allen klar, dass SOILWORK unsere Hauptband ist, auf die wir stets unser Hauptaugenmerk richten werden.

Wie sieht es bei TERROR 2000 aus, seid ihr da noch besonders glücklich mit dem Bandnamen? Wenigstens heißt ihr nicht TERROR 2001, was?

Naja, nach dem elften September habe ich mir schon ein paar Gedanken und Sorgen gemacht. Der Name TERROR 2000 steht jedoch für all die Not leidenden Menschen überall auf der Erde, die mit grausamen Zuständen fertig werden müssen. Die Musik symbolisiert dieses Leid und wirkt zugleich wie ein Ruf nach Freiheit. Dass wir Terroranschläge nicht befürworten, dürfte also mehr als klar sein.

Zurück zu SOILWORK: Letztes Jahr wart ihr gemeinsam mit ANNIHILATOR und NEVERMORE auf großer Tour, was für eine Erfahrung war das für euch?

Eine großartige, da es unsere erste richtig große Europatournee war. Wir spielten in nahezu jedem europäischen Land und erhielten eine Menge fantastischer Reaktionen. Es war eine wunderbare Zeit für uns!

Kamt ihr gut mit den anderen Bands klar?

Die Typen von ANNIHILATOR und NEVERMORE sind ein Haufen sehr netter Jungs. Wir haben uns mit fast allen von ihnen angefreundet im Laufe der Tour.

Was war das herausragendste Erlebnis auf Tour für euch?

Als wir in den rumänischen Teil Transsylvaniens kamen…da waren die Fans total verrückt. Seit METALLICA dort drei Jahre zuvor gespielt hatten, waren sie nicht mehr in den Genuss einer Metalshow gekommen. Unser Auftritt fand in einer Sporthalle statt, die von Stacheldraht umgeben war und von einer uns allen alles andere als freundlich gesinnten Militärpolizei beaufsichtigt wurde. Es tauchten so an die 3000 Zuschauer auf an dem Abend und machten unseren Auftritt zu einem wahrhaft denkwürdigen Abend.

Etwas harmloser ging es da in Wacken zu, denke ich mal, als ihr letztes Jahr dort spielen durftet. Wie sind eure Erinnerungen an den Gig?

Die Wacken-Show hat uns völlig geplättet. Wir kamen an dem Samstag so um die Mittagsessenszeit rum auf die Bretter, doch vor der Bühne standen schon etliche schreiende Irre, die die gesamte Show über geheadbangt [oder heißt das headgebangt? Will man einmal was im Duden nachschlagen 😉 – Anm. d. übersetzenden Verf.] haben. Das war unglaublich.

Hattet ihr da Probleme mit Lampenfieber? Es war immerhin der größte Auftritt bis dato in eurer Bandgeschichte, soweit ich weiß…

Lampenfieber war überhaupt kein Thema, die konnte gar nicht erst aufkommen, da wir von den Zuschauern großartige Reaktionen bekamen.

Als wir das letzte Mal miteinander sprachen, hast du mir erzählt, dass du ein riesiger JUDAS PRIEST-Fan bist. Es muss für dich also ein äußerst stolzer Moment gewesen sein, als der Metal God persönlich, Rob Halford, verlauten ließ, dass SOILWORK eine Band mit Zukunft ist und dass die Leute sich sofort eure Alben zulegen sollten, schätze ich mal, oder?

Oh ja, das war unglaublich. Ich bin ein wirklich riesiger PRIEST- und HALFORD-Fan, weshalb da gewissermaßen ein Traum für mich in Erfüllung ging. Ich kann immer noch nicht glauben, dass er tatsächlich gesagt hat, dass er sich von meiner Art zu singen hat beeinflussen lassen!

Bei welcher Gelegenheit hat der Metal God euch diesen metallischen Ritterschlag denn ausgesprochen?

Er hat mir das persönlich in einer E-mail geschrieben.

 

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