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ENTOMBED: Ballett, der wahre Rock and Roll

LG Petrov über das Live-Album "Unreal Estate", das bandeigene Label Threeman Recordings und ein Statement zum Ausstieg von Bassist Jörgen Sandström.

In der Kürze liegt die Würze dachte ich mir, als das Gespräch mit ENTOMBED-Sänger LG Petrov vorbei war, schließlich erzählte mir der gutgelaunte und äußerst sympathische Schwede in aller Kürze alles Wichtige zum neuen Live-Album Unreal Estate, das bekanntlich in der Royal Opera Hall in Stockholm zusammen mit einem Ballettensemble aufgenommen wurde. Ebenso gibt es Neuigkeiten über das bandeigene Label Threeman Recordings und ein Statement zum Ausstieg von Bassist Jörgen Sandström.


Hallo LG, wie geht es dir?

Mir geht´s super, danke der Nachfrage.

Auch wenn einige Leute anders denken mögen, ich finde Unreal Estate ist ein cooles Album, das ein einmaliges Projekt repräsentiert, wenn auch nicht optisch. Wie kam die Idee dazu?

Wir wurden von zwei Choreographen angeschrieben, wir dachten zu erst es wäre ein Witz, aber wir trafen uns nachdem wir zwei Mails löschten und die dritte skeptisch beantworteten doch mit den Jungs. Sie erzählten uns, dass sie ein paar Ballettänzer zu unserer Musik tanzen lassen wollten und wir wurden neugierig, wollten es ausprobieren.

Wieso ihr und nicht eine andere Band?

Ich habe keine Ahnung, sie haben wohl unsere Alben gehört und fanden sie gut. Sie suchten auch für uns die Songs aus.

Dann waren die ganzen Nummern von Uprising ihre Idee?

Teilweise, denn wir hatten auch Mitspracherecht, aber scheinbar kann man auf die Songs von Uprising und Morning Star am besten tanzen. (lacht) Gemeinsam stellten wir sie zusammen.

Ich hätte es lustig gefunden, hätten die Ballettänzer zu einem Song wie Living Dead getanzt.

Ja, die hätten dann wohl einen Herzinfarkt bekommen. (lacht)

Ihr habt auch einige Änderungen an den Arrangements einiger Songs vorgenommen. Wolltet ihr den Hörern Neuerungen bieten? Ich zumindest war teilweise ziemlich überrascht, der Übergang von Chief Rebel Angel zu Say it in Slugs warf mich ziemlich aus dem Konzept.

Einerseits ja, denn wir wollten es auch interessanter für uns gestalten oder gestalten lassen. Andererseits mussten die Songs ja zur Choreographie passen. Außerdem war dann ein weiterer Überraschungseffekt da. Die Leute sahen uns eigentlich nicht , wir waren im Orchestergraben, die Bühne fuhr nur für zwei Songs – Left Hand Path und Mental Twin – nach oben, danach fuhr sie wieder nach unten und den Tänzern konnte wieder Aufmerksamkeit geschenkt werden.

Unreal Estate ist nicht sehr lang, waren eure Shows auch so kurz?

Ja, sie dauerten zwischen 40 und 50 Minuten, mit dem Piano-Intro, dem Left Hand Path-Outro und allem drum und dran. Und zum Schluss wurden uns Blumen zugeworfen. (lacht)

Waren bei den Shows viele Fans von euch anwesend?

Sowohl Fans als auch normale Operngäste, beides war vertreten. Die alten Leute schliefen alle ein, aber am Ende applaudierten sie auch, warfen Blumen und es gab Ovationen. (lacht)

Wie fanden sie die Musik?

Die, die nicht schliefen mochten die Musik, keine Frage. Die waren offener als man meinen könnte.

Gibt es eine Besonderheit zu It is Later than you think?

Das war ein Intro von dem Song They, zu finden auf To Ride, Shoot Straight and Speak the Truth und wurde geloopt, weil zwei Tänzer dazu ein Solo getanzt haben.

Wie war es für die Tänzer zu Metal zu tanzen?

Die waren sehr aufgeregt, immerhin hatten sie mit Metal vorher nichts am Hut. Wir kennen ja unsere Songs, aber für die Tänzer war es anfangs sehr schwierig. Dennoch hat es ihnen Spaß gemacht und sie konnten etwas neues ausprobieren. Wir werden eine DVD rausbringen, da wird man alles sehen können, das ist wirklich interessant.

Wann wird die DVD veröffentlicht werden? Außerdem wären Aufnahmen von den Proben sehr interessant.

Das ist noch nicht sicher, aber sie wird erscheinen. Das Feeling wird dadurch sicherlich besser durchkommen. Wir haben einiges auf Film, da wird es sicherlich auch tiefere Einblicke von hinter der Bühne geben. Diese kleinen, dürren Tänzer rauchen und saufen, das ist nicht mehr feierlich. Und das jede Nacht! (lacht)

Es gab im Frühjahr 2002 acht Shows und im Herbst 2002 nochmal vier Shows. Werdet ihr das nochmal aufführen?

Nein, das ist zunächst nicht vorgesehen. Aber es würde Spaß machen!

Wurden diese Royal Opera Hall-Ohrstöpsel nur bei euren Shows ausgeteilt?

Ja, denn die ganzen alten Leute brauchen das bei unserer Musik. Aber eigentlich sollte man die nicht verwenden, denn der Klang in dieser Halle ist so wunderbar, da sie so groß ist.

LG
LG kann nicht immer mithalten: Diese kleinen, dürren Tänzer rauchen und saufen, das ist nicht mehr feierlich.

Allerdings, das hört man sogar auf der CD, es gibt einen schönen Hall in der Oper. Musste da ein spezieller Live-Sound von eurer Seite her?

Die Soundtechniker in der Oper sind sehr professionell, sie halfen uns und sorgten dafür, dass der Klang auch bei einer Metalband gut ist. Davon abgesehen war das Mischen kein allzu großer Unterschied von normalen Club-Shows.

Vor ziemlich genau zwei Jahren habt ihr die letzte Show gespielt, warum erscheint jetzt erst das dazugehörige Live-Album?

Das ist schwer zu sagen, wir hatten viel um die Ohren, wir wollten Unreal Estate auf unserem eigenen Label veröffentlichen. Jetzt wo es richtig läuft können wir Sachen wie diese richtig in Angriff nehmen.

Überhaupt muss man euch zu Threeman Recordings gratulieren, die Releases waren bisher sehr cool, ich denke nur an die Alben von THE MIGHTY NIMBUS oder VICIOUS ART.

Oh ja, beides sind sehr coole und talentierte Bands. VICIOUS ART werde ich mir heute sogar ansehen, sie spielen ihre erste Show überhaupt. Außerdem tut es gut Jörgen mal wieder rocken zu sehen. (lacht)

Gutes Stichwort, Jörgen Sandström verließ ENTOMBED im Frühjahr. Was waren seine Gründe?

Er wollte nicht mehr so viel touren, das ist sein gutes Recht. Es ist auch ehrlich ihm selbst und uns gegenüber, als wenn er aus den falschen Gründen bei der Band bleibt. Wir sind selbstverständlich immer noch gut befreundet und werden heute zusammen trinken.

Hat Jörgen nicht im Sommer geheiratet? Ist ja richtig spießig geworden.

Ja, das glaube ich auch. (lacht)

Wie sieht es mit eurem neuen Bassist Nico Elgstrand aus?

Wir kennen ihn schon lange, immerhin nahmen wir Uprising und Morning Star bei ihm auf. Er spielte zuletzt bei TERRA FIRMA und ist nicht nur ein guter Bassist, auch ein guter Gitarrist und ein klasse Kerl.

Was steht sonst bei ENTOMBED an?

Wir werden bald beginnen neue Songs zu schreiben, um im Frühjahr aufzunehmen und dann auf Tour zu gehen. Geplant ist es SADUS zu begleiten, aber da ist noch nichts sicher.

Über Threeman habt ihr ja auch die letzten drei Alben auf Vinyl veröffentlicht. Gibt es da Bonus-Tracks?

Nein, die gibt es nicht. Wir dachten es muss diese Alben auch auf Vinyl geben, das ist schön für die Sammler. Bestellen kann man sie auf dem Mailorder des Labels.

Ihr wachst beständig, habt ihr jetzt mehr Zeit euch darum zu kümmern?

Ja, wir haben auch einen, der im Büro arbeitet während wir auf Tour sind. Das Coole daran selbst ein Label zu haben ist, wenn man etwas gutes entdeckt kann man es veröffentlichen und die Band unterstützten.

Dann sucht ihr doch sicherlich nach Bands, oder?

Aber sicher. Jede Band kann uns was schicken, wenn wir es gut finden, melden wir uns.

Willst du noch irgend etwas loswerden?

Wir werden bald aufnehmen und wieder touren. Seid gewarnt! (lacht)

Gibt es noch Fragen, die dir nie gestellt wurden, du aber schon immer mal beantworten wolltest?

Willst du heute Abend trinken? – Ja! Es ist Freitag Abend, Baby! (lacht)

LG, ich danke dir für das Gespräch, und weiterhin viel Erfolg mit ENTOMBED!

Layout: Uwe

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