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THOBBE ENGLUND: Sold My Soul

Ex-SABATON-Gitarrist THOBBE ENGLUND’S “Sold My Soul” ist eine nette Reise durch verschiedene 80er-Jahre-Metal-Sounds

Thorbjörn Englund ist sicher kein Unbekannter im großen Pool schwedischer Musiker, wobei der gute Mann ja aus Finnland kommt. Mit WINTERLONG hat er einige Erfolge eingefahren, danach unterwegs mit RAUBTIER und letztendlich seit 2012 am erfolgreichsten mit SABATON, die er im Sommer letzten Jahres verließ.  “Meiner eigenen Kreativität folgen und dies mit einem etwas ruhigeren Leben kombinieren, in dem ich nicht das ganze Jahr mit Lichtgeschwindigkeit durch die Welt touren muss”, das war sein Plan. So präsentiert uns THOBBE ENGLUND nun mit “Sold My Soul” ein neues eigenes Album, das glaubhaft entspannt entstanden ist, der Großteil im eigenen Studio, das zurück zu ENGLUND´s Wurzeln gehen soll.

Die liegen offensichtlich im 80er Metal, und wer sein Lieblingsgitarrist ist, daraus macht er auch kein Geheimnis. So kommt der eröffnende Titelsong mit deutlichen JUDAS PRIEST-Anleihen inklusive hochgeschraubter HALFORD-Stimme. Die legt ENGLUND ab dem folgenden, treibenden “Annihilation” zum Glück etwas tiefer, für ein Soloalbum ist das ganz ok, eine wirklich große Stimme hat er jedoch nicht anzubieten. Seine Finger haben da weitaus mehr zu bieten, immer wieder zeigt er bei den Leads eindrucksvoll, dass er sehr viel bei seinem Vorbild MALMSTEEN abgeschaut hat. Aber die Mischung ist weitaus bunter, hier mal ein ACCEPT-Riff, dort mal typisch schwedischer Metal.

Nett die Idee, “The Glow” mit dem Knistern einer abgenudelten Schallplatte zu unterlegen. Der kurze, düstere Doomer verbeugt sich vor BLACK SABBATH zu DIO-Zeiten, schnell denkt man an Alben wie “Dehumanizer“. Das die auch mal einen OZZY hatten, daran erinnert das 70er SABBATH-Riff im sonst eher fröhlich im NWOBHM-Stil dahinrockenden “Steel & Thunder”, aufgehübscht durch ein kleines BLACKMORE-Melodielein, unterlegt von einem IRON MAIDEN-Hoppel-Bass. Ein Schmunzeln entlockt einem “Trägen Vinner”, irgendwo zwischen Helden- und Teutonen-Metal klingt er mit den schwedischen Lyrics weitaus lustiger als von den Herren wohl geplant. Beim Instrumental “The Flame” zeigt der Gitarrist, dass er auch DAVID GILMOUR/PINK FLOYD mag, verfällt dann aber doch wieder ins MALMSTEEN-Geschräddere, schade. Aufhorchen lässt “Wounded Knee”, das sich als Stampfer vor den ersten DIO-Scheiben verbeugt, und mit erschreckend passenden Vocals überrascht. Klar, wenn man Nils Patrik Johansson von ASTRAL DOORS / LION´S SHARE / CIVIL WAR vors Mikro ziehen konnte. Bei “Farewell” darf Gabor Nagy (WISDOM) ran, der ebenfalls einen guten Job macht. Beide Songs zeigen deutlich, dass die Songs mit einem richtig guten Sänger weitaus mehr hermachen könnten. So gibt es einen gefälligen Mix eben der Musik, die THOBBE ENGLUND geprägt hat. Das präsentiert er gut, ohne wirklich zu beeindrucken. Auch die Produktion zeigt hier und da ein paar Macken, gerade wenn man “Sold My Soul” unter dem Kopfhörer laufen hat. Dafür sind die Aufnahmen echt und ehrlich, vieles mit Firsttakes und ohne überzogenes Bearbeiten mit 665 Spuren. Wer die Band ganz live erleben will, der kann dies auf der Tour mit BLOODBOUND tun.

Tourdaten bei vampster: BLOODBOUND, CRYSTAL VIPER, THOBBE ENGLUND

Letztendlich ist “Sold My Soul” eine nette Reise durch verschiedene Metal-Sounds vorwiegend der 80er. Alles ist gut gemacht, die Vocals sind ok, stehen aber deutlich im Schatten der Gastsänger. Was irgendwie fehlt ist THOBBE ENGLUND, das Album hat mich viel mehr dazu gebracht, einige Originale auszupacken und einen Schwedentag zu machen mit Bands wie TREAT, SWEDISH EROTICA, SILVER MOUNTAIN und eine NWOBHM-Runde mit SAMSON und QUARTZ, warum auch immer. Beim nächsten Album darf gern auch was Eigenes durchschimmern, mehr als nur durchaus gut präsentierte MALMSTEEN-Leads. Kommt dann noch ein echter Sänger dazu, dürfte die Begeisterung weitaus größer sein. Als erstes Ausrufezeichen für seine Zukunft ohne SABATON hat ENGLUND ein ordentliches Album abgeliefert, nicht mehr, aber auch nicht weniger. Reinhören sollte man also mal.

THOBBE ENGLUND: Video zu “Annihilation” bei youtube

VÖ: 24.02.2017   170224
Spielzeit: 39:20

Line Up:
Thobbe Englund – Vocals, Guitar
Elon Andersson – Keyboards
Roland Westborn – Bass
Johan Grandin – Drums

Label: Metalville
Homepage: https://www.facebook.com/thobbeenglundofficial

Tracklist:
1. Sold My Soul
2. Annihilation
3. I Am
4. The Glow
5. It Burns
6. Steel & Thunder
7. Trägen Vinner
8. The Flame
9. Break the Chains
10. Wounded Knee
11. Farewell
12. The Ashes

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