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THOBBE ENGLUND: Hail To The Priest

THOBBE ENGLUND feiert mit „Hail To The Priest“ seine Helden

THOBBE ENGLUND hätte sicher nichts dagegen, so langsam mal den Ex-SABATON-Stempel loszuwerden. Dafür kümmert er sich zu sehr um seinen Kram und um seine eigene Musik, um sich auf die Zeit bei den Faluner Stars reduzieren zu lassen. Sein 2017er Soloalbum „Sold My Soul“, gerade nochmal im Player gehabt, war echt ok. „The Draining of Vergelmer“ vom letzten Jahr kenne ich nicht. Aber THOBBE ENGLUND kennt JUDAS PRIEST! Das hat er schon auf SABATONs „The Last Stand“ gezeigt mit dem Cover von „All Guns Blazing“, wo er eine ordentliche, absolut passende Gesangsleistung brachte. Auch auf „Sold My Soul“ waren bereits viele PRIEST-Anleihen zu finden. Nun also will er es gründlich machen und liefert mit „Hail To The Priest“ ein komplettes Tribute-Album ab für seine Helden.

THOBBE ENGLUND feiert mit „Hail To The Priest“ seine Helden

Mit „The Sentinal“ legt er dann mal gleich gut vor. Der Song treibt, kommt im passenden Sound, die Vocals, Gitarren und der Drive kommen dem Original recht nahe. Die Mischung ist gut durchgerührt, statt einem langweiligen Best Of Programm gibt es Songs, die es auch bei JUDAS PRIEST nicht mehr oft gibt. Der 76er Oldie „The Ripper“ lässt daran denken, Scheiben wie „Sad Wings Of Destiny“ und „Rocka Rolla“ mal wieder aufzulegen. „Reckless“ vom “Turbo”-Album kommt hier ebenso zu Ehren wie „Desert Plains“ von „Point Of Entry“, ebenfalls nah am Original. Auch das unterbewertete Album „Ram It Down“ wurde mit zwei Songs bedacht. Wobei „Blood Red Skies“ hier etwas dünn und ausdruckslos rüber kommt.

THOBBE ENGLUND gibt einigen Songs einen Schweden-Touch

Fast witzig wird es, wenn die Songs einen etwas rockigeren Touch kriegen, weg von Früh-Metal des Originals. Da kriegen einige Tracks wie „Reckless“, „Between The Hammer And The Anvil“ oder das abschließende „I´m A Rocker“ einen dicken Touch Schweden-Hard Rock ab, man denkt an Bands wie TREAT, SWEDISH EROTICA, SILVER MOUNTAIN oder frühe EUROPE. Was anfangs so seltsam klang, kriegt nach einigen Durchgängen seinen ganz eigenen Charme. Charmant ist auch, dass ENGLUND nicht nur auf JUDAS PRIST schaut, sich als Fan von ROB HALFORD zeigt. So ehrt er den PRIEST-Sänger, indem er mit dem gelungenen, modern klingenden „Into The Pit“ und dem heavy stampfenden „Immortal Sin“ auch Songs von dessen Band FIGHT präsentiert.

Der Version von „Hell Bent For Leather“ kann man allenfalls das Prädikat „nett“ geben. Wenn man vorher noch die „Killing Machine“ auf dem Player hatte, wo das Original jede Lusche zum Metalkrieger macht, da kann dieses eher Hardrockige Cover nur verlieren. Ähnlich ist es mit der Ballade „Before The Dawn“ vom gleichen Klassikeralbum. Schön gesungen, nett zum Kuscheln, aber das Gänsehautfeeling des Originals macht sich nicht breit. Auch „Burn In Hell“ brauchte eine Weile, um zu zünden. Dass THOBBE ENGLUND überhaupt einen Song vom „Jugulator“-Album mit Tim Owens (u.a. ICED EARTH, MALMSTEEN, CHARRED WALLS OF THE DAMNED, SPIRITS OF FIRE) am Mikro bietet, dafür gehen die Daumen hoch.

„Hail To The Priest“ bietet kein plattes Nachspielen der üblichen Hits

THOBBE ENGLUND macht nicht den Fehler, ein Tribute mit den üblichen, ausgelutschten Hits von JUDAS PRIEST abzuarbeiten. Er wählt eine stimmige Mischung abseits der totgecoverten Songs, deckt die History seiner Helden gut ab. Oft verleiht er den Songs einen typisch schwedischen Touch, was ihnen absolut nicht schadet. Hier und da sind der Sound und oft auch die Leads etwas dünn. Gerade wo er ordentlich mit den Soli trumpfen könnte, bremst das der quäckige Sound etwas aus. Denn an den Leads, seinem Gitarrenspiel und auch an seinen Vocals gibt es nichts zu meckern. Das kann THOBBE ENGLUND und das zeigt er auch auf diesem Album. Zumal er die HALFORD-Vocals, die er so niemals hinkriegen würde, geschickt umgeht, indem er ihnen einen eigenen Touch gibt. Auch die Kollegen im Studio liefern einen guten Job ab. Dazu gibt es noch Linernotes zu den Songs, warum er eben diese ausgewählt hat.

Gute Songs gewählt, um seine Helden zu ehren – gut gemeint, gut gemacht

Soweit also alles richtig gemacht. Mal nah genug am Original, mal mit eigener Note, ein plattes Cover-Album ist „Hail To The Priest“ nicht geworden. Bleibt die Frage, wer so ein Album braucht. Wer den Musiker als Fan begleitet natürlich. JUDAS PRIEST-Fans, die alles sammeln, was mit ihren Helden zu tun hat, werden auch nicht enttäuscht. Wer hingegen, sowas gibt es tatsächlich bei sehr jungen Metalheads, mit JUDAS PRIST noch nicht viel zu tun hatte, der sollte nicht nach Schweden schauen. Der sollte sich deren Klassiker wie „Killing Machine“ und „Screaming for Vengeance“ besorgen, um die Energie dieser Band unverfälscht zu genießen.

Veröffentlichung: 02.08.2019

Spielzeit: 55:46 Min.

Lineup:
Thobbe Englund – Vocals, Guitars
Roland Westbo – Bass
Elon Andersson – Keyboards
Johan Grandin – Drums

Produziert von Thobbe Englund

Label: Metalville

Mehr im Web: https://www.facebook.com/thobbeenglundofficial

Die Tracklist von „Hail to the Priest“:

1. The Sentinal
2. The Ripper
3. Reckless
4. Immortal Sin
5. Hell Bent For Leather
6. Burn In Hell
7. Blood Red Skies
8. Desert Plains
9. Between The Hammer And The Anvil
10. Into The Pit
11. Before The Dawn
12. I´m A Rocker

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