Hölzerner Wahnsinn: Wo sind all die Blumen hin? oder Wir sezieren unsere Lieblingsmusik

Eine Geschichte über Tod, Verderben, unsterbliche Liebe, Abenteuer, endlose Romantik… ist dies nicht. Was es ist? Keine Ahnung. Irgendwas über Metal.

Schweres Metall ist das einzige fickende Gesetz.

Dieser Satz ist an Weisheit kaum zu überbieten, und wißt ihr, wie oft ich den schon geschrieben habe? Nein, natürlich nicht, das könnt ihr gar nicht wissen, auch wenn ich noch so oft der Überzeugung bin, durch telepathische Kräfte in der Lage (jup, genau da) zu sein, mit EUCH da draußen Kontakt aufzunehmen. Höre ich da jemanden „Irrenhaus!“ schreien? Er möge seine Stimme ölen…

Heavy Metal also. Deshalb sind wir hier, das ist unsere Lieblingsmusik, unser aller Trost in dunklen Stunden und unsere Freude in hellen Sekunden (so zwischen dem zweiten und zwölften Bier am Samstagabend). Was aber ist Heavy Metal? Ich weiß, ich schrieb es bereits, doch kann ich genauso gut schreiben „Ich hatte schon immer eine Affinität zu Dreck“ (das verfolgt mich!), jedoch nicht im Sinne von Matsch, sondern vielmehr im Sinne der stillen Faszination kleiner Holzköpfe an kaum noch fahrtüchtigen, aber nichtsdestotrotz sich bewegenden Schrottautos. Im Sinne meiner Lieblingsband (ihr wißt schon, die vier verrückten Reiter aus Weimar…) ist Metal das einzig wahre und wird niemals sterben.

Nun, wißt ihr, das ist auch meine Meinung. Aber, liebe Leute, es gibt da Leute, die machen aus Metal noch viel mehr. Zum Beispiel MANOWAR. Neulich bekam ich eine CD in die Hände, auf der „Manowar-Anthology“ stand. Auf dem Cover befanden sich vier hirntote Bodybuilder, deren nackte Körper, nur von knappen Unterhöschen bedeckt, durch viel Öl… oh, Moment, hirntote Bodybuilder? Das waren MANOWAR themselves, die ich da auf dem Cover dieses Schmuckstücks erblickt hatte! Ich war erschüttert. Heavy Metal is the law? Aber sicher, wenn man neunundsiebzigmal in vier Minuten „Fight“ brüllen kann (wie in „Fighting The World“, ob ihr´s glaubt oder nicht, geschehen), dann fragt man sich doch gleich, wieviel Gehirnschmalz eigentlich nötig ist, um seine Körper so zum Glänzen zu bringen. Dämliche Frage, dämliche Antwort: soviel, daß nichts mehr fürs Hirn übrig bleibt. Mann, haben wir gelacht. Und drei Minuten später neunundsiebzigmal in vier Minuten „Fight“ gebrüllt…

Aber zurück zum Anfangsthema – was ist eigentlich Heavy Metal? Um dieses zweifelsohne sehr wichtige Mysterium zu ergründen, hat meine Wenigkeit, Dr. met. (metallic) Holz(-kopf, – brett, – gartenzwerg, je nachdem) fünf Probanten in ein Labor gesteckt und sie mit ihrer Lieblingsmusik beschallt, um gleich darauf ihnen die Frage aller Fragen zu stellen: Was eigentlich ist Heavy Metal?

Die Interview-Prozedur fand in einem abgedunkelten Raum statt, vor dem Fenster schien die Sonne, und ein glänzendes METALLIC-Auto wurde davon angestrahlt. Ein herrliches Bild. Schade nur, daß wir es in unserem dunklen Kämmerlein nicht sehen konnten. Es gibt schlimmeres.

Nun öffnet also die Ohren, liebe Leute, und lauschet den Antworten meiner fünf Probanten:

Probant Nummer Eins: „Ähemm, äh…geile Mucke, Alter… gib ma nochn Bier!“

Diesem Wunsch wurde stattgegeben.

Probant Nummer Zwei: „Durch die filigranen und komplexen Songstrukturen in einem anspruchsvollen, nichtsdestoweniger progressiven, also das heißt voranschreitend, kommt aus dem Lateinischen, kann man sagen, daß Heavy Metal, also ich bevorzuge ja lieber den Term „gute Musik“, im Zuge einer Reform der Klassik und der kongenialen Synthese aus intelligenter Kompositionskunst und ungezügelter Aggression sich eine Musik entwickelt hat, die aus den Anfängen des Blues sich zu einem eigenständigen und höchst anspruchsvollen…“

An dieser Stelle gab mein Diktiergerät den Geist auf. Ich wollte es küssen, nahm jedoch davon Abstand, aus Gründen der Hygiene. Man kann ja nie wissen.

Probant Nummer Drei: „Ja, also das, was ich da gerade gehört habe, war recht ordentlich. Der Drummer hat ordentlich was drauf, und auch der Sänger versteht sein Handwerk. Aber dieser Gitarrist! Also, da hab ich aber schon bessere ge… wie? Wie ich den Song fand? Welchen Song?“

Probant Nummer Vier, axtschwingend: „METAL IS THE ONLY FUCKING LAW! FUCK ALL POSERS! ONLY THE TRUE ONES WILL SURVIVE! HAIL TO METAL!!!“

Schäden durch die Axt: vier Schnittwunden, ein Bein, außerdem wurde die Tischplatte beschädigt. Der Probant wurde am darauffolgenden Tag bei dem Versuch gestört, oben angesprochenes Metallic-Auto mittels ebenfalls angesprochener Axt in handliche kleine Teile zu zerlegen. Als Grund gab er an, das Auto erscheine ihm nicht „true“ genug.

Probant Nummer Fünf: „Der Spirit ist alles, was zählt. Ohne den Spirit ist Metal nichts. Dieser Song hat Spirit. Hast DU den Spirit? [betrachtet eingehend meine Augen] MEINE GÜTE! Du hast keinen Spirit! Weiche, Unwürdiger!“

Diesem Probanten empfahl ich, einen guten Spirit-uosen-Laden aufzusuchen.

Was lernen wir nun aus diesen Antworten? Warum frage ich das? Ist diese Kolumne letztendlich blanker Un- oder gar Wahnsinn? Wo sind all die Blumen hin? Wie viele Straßen muß ein Mann heruntergehen, bevor du kannst nennen ihn einen Mann? Ich weiß, ich weiß! Das tut alles nichts zur Sache! Fragen über Fragen. Ach, wißt ihr, es ist widerlich. Da hat man eine riesige Szene, mit tausenden und abertausenden von Leuten, und was passiert? Alle sehen alles irgendwie anders als man selbst! Und der einzige Nenner ist die Liebe zu einer Musik, die wir in unserem kleinen Sätzchen hier mal „Heavy Metal“ nennen wollen. Und dann gibt es böse Menschen, und es gibt liebe Menschen, und dann gibt es sogar kurzhaarige Menschen. Was bleibt bei alledem? Sie alle moshen und bangen. Und grölen neunundsiebzigmal in vier Minuten „Fight!“, MANOWAR sei Dank. Denn wir alle, meine lieben Freunde des Metals, wir alle lieben doch diese exquisite Mischung aus Aggression, Melodie, oft auch Anspruch und vor allem krankem Wahnsinn. Deshalb, Freunde, Genossen, oder wie auch immer ihr euch nennen wollt, liebe Gemeinde, faßt euch gefälligst an den Händen und tanzt, wie es meine Lieblingsband proklamiert, gemeinsam in den Untergang. Denn, wie sagte einst ein weiser Mensch:

METAL WILL NEVER DIE – WE PROMISE YOU

METAL IS THE LAW – THE ONLY ONE FOR ME AND YOU!

In diesem Sinne, alles Liebe (hähä),

Andi

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