Ein Jüngling, ein Freund, eine bedrohliche Festung, deren unmenschliche Bewohner an die Prozession auf dem Cover von DARK FUNERALs “Secrets of the Black Arts” erinnern. ULRIKE SEROWYs Erzählung “Die Festung” ist so ganz anders als “Wölfe vor der Stadt” und zeigt, dass die Autorin aus Köln ihr Faible für die Unheimlichkeit auch gänzlich ins Medium Märchen transportieren kann. Ein herkömmliches Buch ist “Die Festung” indes nicht, vielmehr eine Art Auftragsarbeit. Unter dem Titel “Black Banners” fand sich die Erzählung als Lyrikinspiration für das BELTEZ-Album “A Grey Chill and a Whisper”.
Als wäre Ritter Kato wieder an der Macht
Die knapp 54 Seiten der “Festung” lesen sich rasch, denn man lebt sich sogleich in die karge Welt SEROWYs ein. Die Bedrohung, die Angst, als nächstes einen Sohn an die Festung zu verlieren, die Auswegslosigkeit. “Die Festung” ist kein leichtes Märchen und definitiv ein starkes Argument dafür, was Märchen eigentlich schon immer waren: eine Textsorte für Erwachsene. Und doch ziehen Erinnerungen auf an einen der furchterregendsten Bösewichte der Kinderliteratur: Ritter Kato. Fast wartet man darauf, dass der herzlose Böse aus Astrid Lindgrens “Mio, mein Mio” am Ende der eigentliche Herrscher der “Festung” ist (er ist es nicht, soviel sei verraten). Und wie in “Mio, mein Mio” zeigt SEROWY, dass das stärkste Band zwischen den Menschen die Freundschaft ist. Vielleicht ein Hoffnungsschimmer in unserer von Einsamkeit, Flüchtigkeit und Krieg geprägten Welt. Ein kleines, aber starkes Buch. Kaufpflicht!
Veröffentlichungsdatum: 11.09.2023
Länge: 55 Seiten, Hardcover
Label: Edition Mørkeskye
Bestellung: thor(ät)trollmusic.net