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ROY BUCHANAN: Live At Rockpalast [DVD]

Dieses Dokument aus der ROCKPALAST-History braucht man nur, wenn man als Gitarrist ROY BUCHANAN auf die Finger schauen möchte, das lohnt sich definitiv. Zählt man nicht dazu, aber man braucht alles aus dem Blues-Rock, dann sollte man eher zur CD-Version dieses Konzertes greifen.

Es gibt Musiker, die sind zum Rockstar geboren. Sie betreten die Bühne und ziehen sofort alle Blicke auf sich, Charisma, Bühnenpräsenz, Attraktivität, sowas zeichnet die Leute aus, über die man redet. Und es gibt ROY BUCHANAN, der eben davon so weit entfernt ist wie Helgoland von der Karibik. Der Mann stand nie im Rampenlicht, hatte zudem Angebote von ERIC CLAPTON oder auch den ROLLING STONES abgelehnt, hatte mit seinem bemerkenswerten Gitarrenspiel zahlreiche große Gitarristen beeinflusst, blieb abgesehen vom Respekt der Bluesgitarristen immer in der Kreisliga und er beging im August 1988, gezeichnet vom Alkohol und Misserfolgen, Selbstmord in einer Gefängniszelle.

Sein Konzert am 24.Februar 1985 wurde nun im Rahmen der ROCKPALAST-Serie veröffentlicht. Da es wenige Livemitschnitte von ROY BUCHANAN gibt, ist diese Aufzeichnung natürlich interessant für Leute, zumeist wohl Musiker, die mit dem Namen was anfangen können. Auch so mancher Blues-Rocker, der den Mann nicht kennt, dürfte neugierig werden bei Titeln wie der beste unbekannte Gitarrist der Welt. Das ist gar nicht mal so falsch, aber warum er es nie geschafft hat, in der gleichen Liga zu arbeiten wie viele Gitarristen, die er beeinflusst hat oder die Musiker, mit denen er in all den Jahren zusammengearbeitet hat, das wird auf dieser DVD wieder deutlich: der Mann ist nun mal kein Rockstar. Da steht ein verlebter Mann auf der Bühne, längst nicht so alt, wie es optisch scheint, putzt sich erst mal die Nase und fängt dann mal gemächlich an, seine Telecaster zu bedienen. Es gibt klassischen Blues-Rock und gewohnte Blues-Standards, die Songs von ROY BUCHANAN waren nie so groß wie sein Gitarrenspiel, boten aber halt genau das, was man von einem Bluesman erwartet. Es dauert auch eine Weile, bis er wirklich warm wird, vielleicht hat ihn ja tatsächlich ein Schnüpfchen gelähmt, man weiß ja, wie wir Männer dann leiden… Eine gemeinsame Krankheit zeichnet auch seine Mitmusiker aus: chronische Lustlosigkeit. Die Herren spielen total unmotiviert und lieb- und leblos ihre Standards runter. Warum die Kamera überhaupt mal auf sie zeigt, nun, das hätte man weglassen können. So sind dann doch alle Augen auf The American Axe gerichtet, wie dieser Mann in jungen Jahren genannt wurde. Der steht halt da wie ein beinloses Frettchen, wie Catweazle sagen würde, singt gelegentlich mal eher schlecht und ausdruckslos. Das braucht so niemand. Außer man schafft es, seinen Blick auf die Telecaster zu fokussieren. denn dort sieht sie Blueswelt ganz anders aus, was da passiert, erklärt ohne jeden Zweifel die Bedeutung dieses fast unbekannten Mannes. Er erweitert die klassischen Bluesleads, die er beeindruckend abarbeitet, mit Techniken, die damals ihrer Zeit weit voraus waren. Da werden für einen Blueser aberwitzig schnelle Tonfolgen gespielt, da werden die Saiten gequält, Fingerübungen wie selbstverständlich abgezaubert, die erst viel später die Gitarrenhelden des Hard Rock und Metal zum Schwitzen bringen sollten und dort erst wirklich abgefeiert wurden. Davon hatte der Bluesman wieder mal nichts, sein innovatives Gitarrenspiel wurde in der Bluesszene kaum gewürdigt. Im Laufe des Sets wird er immer freier, als  Gitarrist schaut man gebannt zu, was dieser ältliche Mann dort abzieht. Auch die Coverversionen spielt er souverän runter, singt allerdings bei HENDRIX´s Hey Joe wirklich schlimm, wogegen er im Anschluss Foxy Lady überraschend gut runter krächzt. Am besten kommen die instrumentalen Songs und Passagen, die ROY BUCHANAN mit beachtlicher Fingerfertigkeit präsentiert, vor allem im späteren Verlauf der Show, wenn er doch auftaut und auch die lustlose Band zwar nicht schön, aber zumindest weitestgehend Taktstabil spielt.

Rein Musikalisch gibt es nicht viel zu sagen: ein starker, innovativer Bluesgitarrist, der einen so manches Mal staunen lässt, zumindest wenn man selber Gitarrist ist. Jedoch liegt es nicht an der auch für 80er-Verhältnisse mageren Bildqualität, dass man diese DVD nur ein Mal anschauen wird. Es liegt einfach an den Akteuren, die zwar musikalisch überzeugen wie der Bandkopf, der aber optisch den Charme einer verstopften Regenrinne hat, oder eben auch wie die gesamte Backingband durch Lustlosigkeit glänzen.

Dieses Dokument aus der ROCKPALAST-History braucht man nur, wenn man als Gitarrist ROY BUCHANAN auf die Finger schauen möchte, das lohnt sich definitiv. Zählt man nicht dazu, aber man braucht alles aus dem Blues-Rock, dann sollte man eher zur CD-Version dieses Konzertes greifen. Oder doch lieber zu den frühen Live-Alben American Axe – Live in 1974 oder Live In Japan von 1977. Da gab es noch eine Backing-Band, die dem Chef würdigend beiseite stand. Da hat man den Blues noch gemeinsam zelebriert und ROY BUCHANAN den passenden Teppich gelegt, auf dem er sein einzigartiges Spiel angemessen ausbreiten konnte.

Format: DVD 5
Bildseitenformat: 4:3
Audio: PCM Stereo
Region: 0
FSK: 0 – Ohne Altersbeschränkung

Veröffentlichungstermin: 24.06.2011

Spielzeit: 66:43 Min.

Line-Up:
Roy Buchanan – Vocals, Guitar
John Steele – Guitar, Keyboards, Harp, Vocals
Anthony Dumm – Bass
Martin Yula – Drums

Label: MiG Music

Tracklist:
1. Thing In G (Short Fuse)
2. Green Onions
3. Roy´s Blues (Roy´s Bluz)
4. Walk Don´t Run
5. Sweet Dreams
6. Peter Gunn
7. Blues In D (Blues Huffle Instrumental)
8. Hey Joe
9. Foxy Lady
10. Messiah (Messiah Will Come Again)
11. Night Train
12. Linda Lou
13. Wayfaring Pilgrim

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