Nachdem der unerschrockene Commander MARK BRANDIS mit seiner schier übermenschlichen Tapferkeit und seinem überdurchschnittlichen Gerechtigkeitssinn schon mehrfach gezeigt hat, wie Konflikte zu lösen sind, scheint es der Weltraumheld endlich etwas ruhiger angehen lassen zu können. Sein Schiff Hermes befindet sich auf Heimatkurs mit der Delta IX aus dem vorhergehenden Abenteuer Vorstoß zum Uranus im Schlepptau. Es herrscht gähnend langweilige Bordroutine, doch plötzlich ist die Delta IX verschwunden und die Hermes ist weit von Kurs abgekommen. Plötzlich ist die ganze Erde in Aufruhr, eine geheimnisvolle Raumsonde wurde gesichtet, die angeblich von einer außerirdischen Intelligenz geschickt wurde. Sowohl die Union, als auch die Republiken wollen das Wunderwerk in ihre Hände bekommen. Die größte Gefahr lauert allerdings auf der Raumstation ISIDOR. Die sogenannte Dritte Macht unter der Flagge von Captain D´Arcy schreckt auch nicht vor Gewalt zurück um das technische Wunderwerk in seine Hände zu bekommen. Und als auf der ISIDOR alles verloren scheint, bekommen MARK BRANDIS und seine Crew völlig unerwartete Hilfe.
Auf nahezu zwei Stunden erstreckt sich auch Raumsonde Epsilon, das eine epische Schnitzeljagd durch das Weltall darstellt und dabei ohne große Action und Gewalt auskommt. Statt bei den Schlachten immer schön drauf zu halten, lassen die Macher bewusst alles offen, um die Story nicht aus den Augen zu verlieren, denn ist komplex genug. Viele Charaktere, alle wollen nur das Eine, nämlich die Sonde. Dass dabei alle Gruppierungen nur auf Macht aus sind und MARK BRANDIS statt um die Sonde um das nackte Überleben kämpft und das nicht mit der Knarre, sondern mit seinen rhetorischen Fähigkeiten lässt ihn arrogant wirken. Tatsächlich aber ist Brandis der mit dem kühlsten Kopf und dem rationalsten Denkvermögen. Auch seine Crew reißt den Hörer mit, allen voran die Charaktere von Lt. William Xuma und Cpt. Martin van Kerk, die im Hörspiel eine interessante Wandlung mitmachen.
Und hier kommen wir zur Quintessenz des Hörspiels. Der seit zehn Jahren verstorbene Autor der Serie Nikolai v. Michalewsky hat diese Geschichte 1974 geschrieben, aber selbst heute greift sie noch brandaktuelle Themen wie Apartheid, technologisches Wettrüsten und ähnliche Schmankerl auf. Die Botschaft Miteinander statt Gegeneinander ist kein lächerlich strenger erhobener Zeigefinger, den heute eh keiner ernst nimmt, sondern viel mehr ein unbewusster Seitenhieb auf eine Gesellschaft, die Figuren wie Thilo Sarrazin produziert. Und wer hätte es gedacht, auch im Jahr 2125 sind die Menschen noch weit davon entfernt an einem Strang zu ziehen und sich auf sinnvolle Art weiter zu entwickeln. Zu einer Dystopie verkommt Raumsonde Epsilon dabei aber nicht, viel mehr ist das verflucht gute, extrem atmosphärische Unterhaltung, die als Sahnehäubchen sogar zum ein wenig Nachdenken anregt.
Die Sprecher liefern allesamt gute bis großartige Leistungen, vor allem Michael Lott als MARK BRANDIS zeigt durch sein charakteristisches Spiel, wer hier der Chef ist. Dem gegenüber steht die leicht unterkühlte, aber sehr charmante Wissenschaftlerin Dr. Wolska, gesprochen von Tomasina Ulbricht, die in das Sprecherensemble sehr gut hinein passt und ihm frisches Blut einhaucht. Toll sind nicht nur die Effekte, sondern auch der Soundtrack, der das Weltall im Wohnzimmer sozusagen zum Leben erweckt. Wenn sich das Hörspiel dem Ende nähert möchtest du gar nicht mehr zurück in die echte Welt, so sehr reißt dich diese Story mit. Platte Sci-Fi-Klischees: nein. Atemberaubende Unterhaltung mit Tiefgang und tieferem Sinn: ja. Auch das neueste Abenteuer von MARK BRANDIS ist mit viel Liebe zum Detail inszeniert, ist spannend und ganz in der Tradition intelligenter Science Fiction, die dieses Mal das Thema des Films Contact aufgreift, es aber in neuen, weit weniger kitschigen Kontext setzt. Hier gilt ganz klar uneingeschränkte Kaufempfehlung.
Veröffentlichungstermin: 2. Juli 2010
Spielzeit: 56:10 + 61:16 Min.
Line-Up:
Michael Lott – Cmdr. Mark Brandis
Julien Haggége – Lt. Usko Koskinen
Christine Mühlenhof – Bordsystem CORA
Tomasina Ulbricht – Ludmilla Wolska
Mark Bremer – Cpt. Peter Gottwald
Martin Wehrmann – Lt. Iwan Stroganow
Michael Westphal – Cpt. Martin van Kerk
Michael Pan – Lt. William Xuma
Wolf Frass – Prolog
Gerhart Hinze – John Harris
Stefan Peters – Adjutant
Oliver Seidler – Lt. Luc Argaud
Udo Schenk – Cpt. Roger D´Arcy
David Nathan – Grigora Grischa Romen
Erich Räuker – Maj. Frederic Young
Cho See-Young – Geschwaderkommandant
Dario De Muro – Hauptmann Sadi
Stefan Gossler – Oberst Lao Wu
Anke Reitzenstein – Bordsystem der ZEUS
Dorothea Anna Hagena – Stimme der Sonde
Balthasar v. Weymann – Manuskript
Jochim-C. Redeker – Sounddesign und Musik
Thomas Weichler – Aufnahmeleitung
Jochim-C. Redeker und Balthasar v. Weymarn – Produktion, Regie und Schnitt
Label: Interplanar / Folgenreich / Universal Music Group
Homepage: http://www.markbrandis.de
MySpace: http://www.myspace.com/markbrandis
Tracklist:
Raumsonde Epsilon 1:
1. Der zweite Grande
2. Prolog
3. Suche nach der Delta IX
4. Angriff auf die Zhongli Quan
5. Direkt am Satelliten
6. Lt. Koskinen
7. Ankunft auf ISIDOR
8. Der Capitane
9. Morsezeichen
10. Der Aufbruch
Raumsonde Epsilon 2:
1. Späte Antwort
2. Major Young greift ein
3. Ein Schwarm Mosquitos
4. Gefangen auf Kallisto
5. Auf der Zeus
6. Poker mit der Hermes
7. Eine unerwartete Befreiung
8. Raumsonde Epsilon
9. Spielball der Mächte?
10. Die Büchse der Pandora