SUFFOCATION: 25. November 2004, Cult-Factory Luise Nürnberg

Achtung, Kalaueralarm: Der Death Metal ist nicht totzukriegen. SUFFOCATION aus New York City machen´s vor.

Schöner als bei Matthias Herr las sich die Welt der harten Musik nie. Hast du gerade deinen Job verloren, ist dir deine Braut getürmt, dein Haus abgebrannt, gleicht deine Existenz folglich einem umgedrehten Aschenbecher, dann hol dir SUFFOCATION, rührt der Berliner Autor im längst vergriffenen vierten Band seines unglaublichen Heavy Metal Lexikons die Werbetrommel für die 1991 erschienene erste CD des ewigen Death Metal-Geheimtipps aus New York City. Bevor diese Scheibe erschien, stand der Turm in Pisa noch kerzengrade!

Verflixte 13 Jahre später hat sich der tödliche Fünfer – nach einer längeren Auszeit seit 2002 wieder zurück im Ring – stilistisch nur marginal bewegt, dafür handwerklich intensiv an sich gefeilt. In der gutbesuchten Luise zocken SUFFOCATION noch immer klassischen Früh-90er Death Metal amerikanischer Prägung, der zum brachialsten zählt, was in diesem Subgenre jemals veröffentlicht wurde. Es ist die Suche nach Perfektion im eigenen Mikrokosmos beziehungweise die Frage Wie kriege ich meine Abrissbirne noch perfekter?. Technisch versiert, rasend schnell gespielt, mit tödlichen Breaks und jeder Menge Verfremdungseffekten auf der Stimme verfehlt der geballte Härtetest auch live in Nürnberg seine Wirkung nicht.

In der Tat ist das, was da in der gutbesuchten Cult-Factory druckvoll und kristallklar aus den Boxen donnert, eigentlich nur mehr Sound. Ein archaisch-anmutendes Soundmonster, das gänzlich ohne Melodien, die klassische Harmonielehre und überhaupt alles, was sich die Menschheit jemals zum Thema Songwriting ausgedacht hat, auskommt. Doch die fünf Herren wissen durchaus, was sie tun: Ein knappes Dreiviertelstündchen pflügen SUFFOCATION quer durch ihr energiegeladenes Set, metzgern, sezieren, filetieren. Radikale Todeskünstler bei der Arbeit.

Dabei erweist sich Frontgrunzer Frank Mullen (Herr: Hier singt ein Tier, dass Alfred Brehm und Professor Grzimek übersehen haben) als kumpelhafte Type, die zwischen den Liedern munter aus ihrer Schulzeit erzählt und sich sichtlich freut, dass längst auch viele Frauen auf Konzerte extremer Bands kommen. Die Überschrift des Abends ist hier also nur bedingt Programm: Im musikalischen Untergrund ist der Death Metal nach wie vor quicklebendig!

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