KATAKLYSM, GRAVEWORM, MYSTIC CIRCLE, INTO ETERNITY: Osnabrück, N8 – 05.10.2004

Allen Tourneen sollte man im Vorfeld immer eine einigermaßen gute Besucherzahl wünschen, die den jeweiligen Bands auch gerecht wird. Im Falle der KATAKLYSM und Co.-Tour wurde viel geboten, aber die Besucher blieben fern.

Fragen über Fragen. Welche Bands haben ihre Tourdates für das Restjahr 2004 bereits veröffentlicht? Welche werden sich spontan noch dazu entschließen? Welche Bands will man unbedingt sehen und für welche entscheidet man sich, wenn mehrere Bands am gleichen Datum in verschiedenen Locations in der selben oder naheliegenden Stadt spielen? Ist man bereit all das Geld für die Fahrten und die Eintrittskarten aufzubringen? Mit diesen und anderen Fragen beschäftigt man sich derzeit, wenn man die nicht mehr endenden Tourpläne studiert und die damit aufkommende Konzertwelle vor sich sieht, die über Osnabrück und das Umland schwappen wird. Im Rest des Landes wird es wohl nicht viel besser aussehen. Die ersten 14 Tage im Oktober beschäftigten einen bereits mit einer Entscheidungsfindung. Zu nennen seien hier Konzerte wie das mit KATAKLYSM samt Anhang und ATROCITY, die auf einen Dienstag nur einen Steinwurf voneinander entfernt spielten. Am drauffolgenden Freitag gaben EXCITER in der gleichen Location einen Gig auf ihrer Comeback-Tour zum Besten. An eine Pause war nicht zu denken, denn keine 24 Stunden später wurde Osnabrück bereits von den Nordlichtern AMON AMARTH überrannt. Eine Verschnaufpause ist noch nicht abzusehen. Allen Tourneen sollte man im Vorfeld immer eine einigermaßen gute Besucherzahl wünschen, die den jeweiligen Bands auch gerecht wird. Im Falle der KATAKLYSM und Co.-Tour wurde viel geboten, aber die Besucher blieben fern:

INTO ETERNITY

Aufkommende Dunkelheit. Strömender Regen. Die bekannte und beleuchtete Location in der alleeähnlichen Straße im Industriegebiet von Osnabrück ruft. 19 Uhr Einlass. Wie viele befinden sich vor Ort? Neun Leute! Unglaublich! Eine Stunde später, und damit beim Startschuss für INTO ETERNITY, fanden nur zusätzliche zwei Dutzend Leutchen den Weg in´s N8. Anscheinend sehr deprimierend für die recht sympathischen Kanadier, die daher etwas lustlos die Bühne betraten. Andererseits ging´s an vorderster Front im Publikum vom ersten Ton gut ab, was u.a. an vier Freaks lag, die die Band begeistert empfingen und wodurch die folgenden 30 Minuten Spielzeit nicht zum Zwangserlebnis wurden. Ohne viel Tralala ging´s mit Splintered Visions als zweite Nummer in die Vollen. Gleitende Gitarren auf und ab, ne Runde Powerdrumming und Stimmexperimente in tiefster und höchster Vollendung. Einfach schön zuzuhören, auch mit geschlossenen Augen. Die Gefahr, dass man mit jemand zusammenstieß lief dabei gegen null. Hatte man die Augen wieder auf bzw. auf die Bühne gerichtet sah man dann auch, dass die Band live Standfestigkeit beweist, auch wenn nicht viel los ist. Das Gitarristen-Duo Tim und Rob nahm Dean im Wechsel nicht nur die Zwischenansagen ab, sondern unterstützten ihn wie auf Platte auch innerhalb der Songs wie bei Dead or Dreaming oder Distant pale Future auf genialste Weise. Im Hintergrund, wenn man davon auf der kleinen Bühne im N8 überhaupt sprechen kann, gab´s dann noch schönes Bühnenacting am Viersaiter zu sehen. Soundtechnisch insgesamt gut ausgestattet verließ die Band dann einigermaßen zufrieden die Bühne. Es bleibt abzuwarten bis diese mit mehr Spielzeit und als einziger Support-Act eines großen Acts auf Tour kommt. Überzeugen können sie auf Platte und Live, nur müssen das endlich mal mehr Leutchen hören, sehen und letztendlich schnallen.

MYSTIC CIRCLE

Böse. Ganz böse. Mit einer Prise Unantastbarkeit und Abwesendheit versehen. So gaben sich Beelzebub, Ezpharess und Necrodemon und hatten es noch ne Runde schwerer als INTO ETERNITY, denn hier hat sich kein Fünkchen, außer bei zwei (geklauten) Ausnahmen, zwischen Band und Publikum auf dem Weg gemacht. War das Trio 2002 noch im Vorprogramm von DEICIDE unterwegs und 2003 auf großer Headliner-Tour, wollte man hier wohl erst mal wieder ne sichere Kugel schieben. Anfänglich mit magerem Licht auf der Bühne und mit einigen Soundproblemen zu kämpfen, bretterten sie ihr Programm im Weiteren standfest nach unten. Beelzebub immer mit festen Blick auf die Wand hinterm Mischpult und seine Viereraxt fest im Griff, konnte sich dann zu keiner richtigen Ansage herablassen, preschte sein Organ dafür umso stärker während der Songs durch die Boxen. Gestochen scharf. Pluspunkt. Unter´s Volk wurden dann eher relativ neue Werke á la Awaken by Blood und God is Dead – Satan Arise gemischt, wobei bei diesen, aber auch den anderen Songs, jeweils mindestens drei Spuckeinlagen von Seiten Beelzebub zu sichten waren. Mit der ziemlich treffenden Frage Seid ihr wach? von Ezpharess gab´s im Folgenden ne Runde 666 (Mark of the Devil), was zwar auch keinen vom Hocker gerissen hat, aber mit guten Sound versehen war. Was macht man, um mehr Schwung in einen Laden zu bekommen? SLAYER-Einlagen. Zieht immer wieder aufs Neue. Angestimmt fallen sofort Biere aus der Hand, wird in Richtung Bühne gerannt oder anderweitig mit offenen Mündern rumgestanden. Nach dem Anspielen war´s das dann aber wieder und weiter ging´s mit üblichen MYSTIC CIRCLE Material. Ein bisschen Bewegung gab´s neben der SLAYER-Einlage dann noch bei dem vollständigen Cover von CELTIC FROSTs Circle of the Tyrants, bevor sich beim Titelstück des aktuellen Albums Open the Gates of Hell eine Basssaite verabschiedete und wenig später auch die Band. Hier fehlte auf jeden Fall die Bandlust, das Publikum, auch wenn die Zahl dessen mager ausfiel, zu motivieren.

GRAVEWORM

Pünktlich zum Anfang des GRAVEWORM-Gigs fanden dann doch noch einige Personen mehr den Weg zum N8 und die Reihen wurden ein bisschen enger. Mit ca. 100 Anwesenden kann von ausverkauft aber noch lange nicht die Rede gewesen sein. Die Südtiroler kämpften anfangs mit argen Platzproblemen, denn mit sechs Personen plus Keyboard gab es nicht viel Bewegungsspielraum auf dem Bühnchen. Das störte dann schnell nicht weiter, da die Band recht euphorisch von den Anwesenden empfangen wurde und sich motivierend ins Zeug legte. Mit neuen Stücken wie Dreaming into Reality konnte nichts falsch gemacht werden und die vielen kreisenden Mähnen zeigten, dass die Nachfrage nach GRAVEWORM genauso stark zu sein schien wie nach KATAKLYSM an diesem Abend. Im Großen und Ganzen war der Sound gut, nur das mitwichtigste, das Keyboard, konnte von Zeit zu Zeit bei den wichtigsten Parts nicht rausgehört werden. Warum das Keyboard mit der Transportdecke während des Sets immer noch abgedeckt war, hat man nicht verstanden, hätte aber ohne nicht so klobig gewirkt. Dafür ging Sabine hinter diesem wie eh und je mit rotierender Haarpracht in gekonnter Gleichmäßigkeit ab. Schön anzusehen. Mit dem etwas älteren A dreaming Beauty wurde schließlich der Stimmungshochpunkt erreicht, unterstützt durch ein abfeierndes Publikum und einer auf- und abspringenden Band. Überzeugender Auftritt auf kleiner Bühne.

KATAKLYSM

Waren die Jungens erst im Frühjahr auf ausgiebiger Europatour im Rahmen des No Mercy-Spektakels mit CANNIBAL CORPSE und Co., so wollten es die Kanadier als Headliner jetzt wissen und ihr aktuelles Album Serenity in Fire ein weiteres Male rausbomben. Welcome to our KATAKLYSM private party! war dann die Begrüßung von Frontmann Maurizio mit Harley Davidson T-Shirt und das folgende und gut einstündige Set hatte es in sich. So schnell verflogen 60 Minuten bis jetzt in den seltensten Fällen. Unterstützt durch die vordersten Reihen wurden die ersten Schlachten locker vom Hocker gerissen und der zusätzliche Beifall folgte in den Pausen vom Restpublikum. Schwerpunkt war das aktuelle Album und damit riefen Songs wie The Ambassador of Pain und As I Sither zum Köpfe abschrauben auf. Sehr schön bei The Ambassador of Pain der Bassarbeit zuzusehen und bei As I Sither die Ohrwurmriffs richtig wirken zu lassen. Forderungen aus den vordersten und eher jüngeren Reihen nach Klassikern wie The Awakener wurden dann auch erfüllt und die Zeit raste dahin. Wunderte man sich bei der Veröffentlichung von Serenity in Fire noch was Neuling Martin da hinter der Schießbude anstellte, so wurde man hier erneut Zeuge, dass so ein Terror irgendwie real machbar ist, wenn man das Schlagzeug bereits in die Wiege gelegt bekommt. An diesem Abend schoss Martin dann mit geschlossenen, konzentrierten Gesichtsausdruck und lediglich mit Shorts bekleidet die Salven aus dem Hinterhalt ab. Bevor Blood of the Swans losgetreten wurde, gab´s dann noch ein Drumsolo, welches ordentlich Beifall bekam, aber eher unnötig war. Spielfreudig und tight standen die Jungens auch hinter ihrem restlichen Material wie In Shadows & Dust und For all our Sins, was einfach mal so nach unten geknüppelt und nebenbei noch locker in die Digicams gegrinst wurde. Ehe man sich der Zeit bewusst war, wurde mit Serenity in Fire bereits der letzte Track ausgepackt und man musste bedauerlicherweise beobachten, dass es vor Ende des Sets bereits etwas leerer wurde. Und an diesem Abend konnte die Standardausrede: Ich bin eher gegangen, weil ich nicht ins Gedrängel wollte! nicht gelten.

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