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SPECTRE DRAGON: Wir wollen keine Rassisten und wir wollen keine Nazis!

Mit “Beyond Creation” haben SPECTRE DRAGON bereits 2005 einen echten Thrash-Kracher abgeliefert. Höchste Zeit also, mal bei den Bielefeldern nachzuhören wie der aktuelle Status ist und was man in Zukunft so zu erwarten hat. Gitarrist und Sänger Mätty stand uns per E-Mail Rede und Antwort.

Mit “Beyond Creation” haben SPECTRE DRAGON bereits 2005 einen echten Thrash-Kracher abgeliefert. Höchste Zeit also, mal bei den Bielefeldern nachzuhören wie der aktuelle Status ist und was man in Zukunft so zu erwarten hat. Gitarrist und Sänger Mätty stand uns per E-Mail Rede und Antwort.

SPECTRE DRAGON wurden bereits 1989 gegründet. Bisher habt ihr aber nur ein Album auf die Reihe gekriegt. Seid ihr so lahme Songwriter oder woran liegt’s?

Haha, das könnte man meinen. Aber eigentlich verhält sich es sich etwas anders. Wir haben bereits in den Neunzigern zwei einstündige Tape-Demos veröffentlicht, die man so gesehen ja auch als Album werten kann. Wir haben im Laufe der Jahre viele Songs geschrieben, von denen einige wieder auf dem Müll gelandet sind. Dazu kommt noch, dass wir früher eher Power Metal mit ein paar Death Metal-Growls gespielt haben. Mitte der Neunziger kam dann ein gehöriger Black Metal-Einfluss dazu. Zwischen 1998 und 1999 gab es aber ein paar gravierende Line-Up-Veränderungen; und ab da mussten wir uns erstmal neu finden. Der alte Stil war mit dem aktuellen Line-Up einfach nicht zu vereinbaren, obwohl wir es versucht haben. Ich übernahm das Mikro und war mit dem Clean-Gesang einfach überfordert. Unsere Phase des Ausprobierens ging über die CD-Rs “Spectre Dragon” (1999) und “Draconian Aeon” (2000) und mit “Under Hell’s Command” (2002) waren wir dann im Thrash angekommen, der uns einfach am besten liegt. “Beyond Creation” ist das Ergebnis eines Reifeprozesses, weshalb ein komplettes Album davor auch keinen Sinn gemacht hätte. Das wäre möglicherweise ein bisschen zerfahren gewesen.

Auch euer aktuelles Album ist nicht mehr ganz taufrisch. “Beyond Creation” erschien bereits 2005. Warum wird das Teil jetzt erst promotet?

Eigentlich ist das der zweite Promoschub. Wir haben das Album im Oktober 2005 selbst veröffentlicht und auch schon an Magazine geschickt. Dabei haben wir aber vornehmlich die Mags bemustert, die bereits “Under Hell’s Command” kannten und mochten. Da wir diese Scheibe zu vielen Magazinen – wie auch Vampster – nicht geschickt hatten, haben wir das mit “Beyond Creation” auch erstmal nicht gemacht. Im November 2006 haben wir dann einen Vertriebsvertrag mit Nova MD abgeschlossen und beschlossen, die Scheibe noch ein bisschen weitgreifender zu promoten. Schließlich steht das Teil jetzt auch in einigen Läden und kann auch in jedem Laden bestellt werden.

Hat sich inzwischen denn mal ein Label bei euch gemeldet?

Bisher war trotz vieler toller Kritiken nichts dabei. Wir haben allerdings gerade beim WACKEN METAL BATTLE die erste Vorrunde gewonnen. Ich glaube zwar nicht an einen Sieg, aber man soll nie nie sagen, haha. Ansonsten sehe ich aber durchaus Chancen, dass es mit der nächsten Scheibe bei einem Label klappen kann. Es braucht auch nicht unbedingt was Großes zu sein, die Hauptsache ist eigentlich, dass wir mal nicht die gesamte Kohle für eine Scheibe vorstrecken müssen. Das tut erstmal richtig weh. Das Feedback entschädigt dann allerdings tausendfach. Wir hatten in der Vergangenheit bereits drei Angebote, aber die haben sich allesamt als nicht seriös und/oder unpraktikabel erwiesen. Wenn man eine “Zuzahlung” leisten soll, die teurer ist, als würde man die CD selber produzieren, ist doch was faul. Zum Glück sind wir mittlerweile abgeklärt genug, um nicht auf jeden Mist rein zu fallen, haha.

Wie schwierig ist es heutzutage für eine relativ old-schoolige Thrash Metal Band sich durchzusetzen und an einen Plattendeal zu kommen?

Sehr schwierig! Es gibt da mehrere Faktoren, die zusammenkommen. Erstmal hat es das sogenannte “Thrash-Revival” trotz ständigem Herbeiredens bisher nicht gegeben. Zweitens zieht sich gerade die jüngere Generation lieber Metal Core-Bands rein. Die klingen zwar teilweise ähnlich wie klassische Thrash-Bands, vermitteln aber ein komplett anderes Feeling. Drittens ist der Kuchen weitgehend unter den klassischen Bands aufgeteilt, da kommt man schwer dazwischen. Das sieht man an den leider überschaubaren Erfolgen von Bands wie ABANDONED, SHATTER MESSIAH, RECKLESS TIDE oder DELIRIOUS. Und viertens – das fällt uns oft bei Konzerten auf – sind einige unserer Songs zu komplex, um auf Anhieb zu zünden. Die fertigen Stücke für das nächste Album, die wir auch schon teilweise live spielen, sind von den Arrangements her noch wesentlich komplexer als das “Beyond Creation“-Material. SLAYER, LEGION OF THE DAMNED oder DEW-SCENTED sind von der Energie her wesentlich direkter und brutaler als wir. Dann gibt es noch den Deutschland-Fluch. Als deutsche Band hat man es insgesamt noch schwerer, besonders bei deutschen Labels. Schwedische Bands zum Beispiel lassen sich absurderweise in Deutschland wesentlich besser verkaufen als Bands von hier. Last but not least gibt es nur noch wenige Labels, die junge Bands aufbauen. Wenn mal eins dabei ist, ist es meist nicht finanzkräftig genug, um vernünftige Promotion zu fahren, so dass das ganze Unternehmen baden geht. Diese sechs Faktoren machen es für uns speziell relativ schwer, im Business Fuß zu fassen. Aber wir machen recht viel selber und lassen uns nicht unterkriegen. Das Wichtigste ist der Spaß an der Sache, und der ist momentan omnipräsent.

Wie sieht denn eure weitere Planung für die Band aus? Arbeitet ihr an neuem Material oder steht eventuell sogar schon eine neue Scheibe an?

Sowohl als auch. Die nächste Scheibe soll noch dieses Jahr erscheinen. Wir haben bereits acht Stücke komplett fertig und maximal drei werden noch folgen. Im Nachhinein finde ich “Beyond Creation” etwas zu lang, obwohl ich ausnahmslos alle Stücke noch mag. 53 Minuten sind einfach zu lang, um sich auf alles konzentrieren zu können, zumal es ja keine großartigen Verschnaufpausen gibt. Aber wie ich uns kenne, wird die nächste nur unwesentlich kürzer, haha. Wir schreiben halt nicht viele Drei-Minuten-Songs. Das neue Material knüpft direkt an “Beyond Creation” an, ist aber komplexer arrangiert, damit man nicht in diese Strophe-Chorus-Strophe-Chorus-Solo-Chorus-Stupidität verfällt. Dafür sind die Refrains für meinen Geschmack deutlich stärker. Außerdem loten wir die Extreme noch weiter aus, wir haben am einen Ende des Spektrums sehr brutales Material, das auch von DEW-SCENTED kommen könnte. und am anderen Ende sogar einen achtminütigen Doom-Track, den so wohl niemand von uns erwarten würde. Sollte also interessant werden, haha. Desweiteren haben wir für dieses Jahr noch einige Konzerte geplant. Wir spielen momentan die “Triple Thrash Treat”-Tour mit CRIPPER und HATRED, die uns an den Wochenenden in insgesamt zehn Städte führt. Die ersten beiden Gigs haben wir bereits hinter uns und es war absolut klasse: tolle Locations, tolle Leute und drei Bands, die sich für einen guten Gig den Arsch aufreißen. Das sollte eigentlich keinen Old School-Thrasher kalt lassen. Im Juli spielen wir auf dem METALCAMP-FESTIVAL in Slowenien, und Ende August auf dem METAL EMBRACE Open Air. Außerdem sind wir ja noch beim WACKEN METAL BATTLE dabei. Wir sind also absolut nicht faul, um noch mal auf die Eingangsfrage zurück zu kommen, haha.

SPECTRE DRAGON: Mätty
Sänger und Gitarrist Mätty über die Möglichkeiten, das Hobby zum Beruf zu machen: “Das Musikerleben birgt auch jede Menge Schattenseiten. Man hat keinen geregelten Tagesablauf, trinkt ständig zuviel und hat Sex mit wechselnden Partnern. Hey, klingt ja gar nicht mal so übel, haha.”

Würdet ihr eure Jobs hinschmeißen, wenn ihr die Möglichkeit hättet die Band dadurch auf ein neues Level zu bringen und eventuell sogar irgendwann von der Musik leben zu können, oder seht ihr die Band einfach nur als Hobby?

Ich würde das zumindest tun, kann aber nicht unbedingt für die anderen sprechen. Man muss dazu sagen, dass wir Jobs haben, die uns auch Spaß machen (das gilt allerdings besonders für die anderen drei, haha). Und das Musikerleben birgt auch jede Menge Schattenseiten. Man hat keinen geregelten Tagesablauf, trinkt ständig zuviel und hat Sex mit wechselnden Partnern. Hey, klingt ja gar nicht mal so übel, haha. Aber diese Option wird sich wahrscheinlich nicht ergeben. Sollte es doch so sein, hätte ich kein Problem damit, im Zweifelsfall auf Tour mit Gastmusikern zu arbeiten, wenn nicht jeder auf seinen Job verzichten will. Dabei geht es ja nur um die Live-Präsenz der Band an sich, nicht unbedingt um den kreativen Input jedes Bandmitglieds. Was das Songwriting und die Bandchemie angeht, sind wir jedoch eine eingeschworene Einheit, die ich auf jeden Fall erhalten möchte. Im beschriebenen Tourfall müsste man halt mal über seinen Egoschatten springen. Unser Drummer tut das übrigens gerade, denn auf der “Triple Thrash Treat”-Tour kann er aus beruflichen Gründen zwei, drei Gigs nicht mitspielen, weshalb wir an diesen Abenden auf einen Ersatzmann zurückgreifen.

Ihr habt euch für “Beyond Creation” ein Digipack gegönnt, was für eine Eigenproduktion alles andere als normal ist. Wie wichtig ist es euch den Käufern eurer CD ein wertiges Gesamtpaket zu bieten?

Das ist extrem wichtig! Der Punkt ist einfach folgender: Man muss sich fragen, unter was für Umständen man selbst eine CD kaufen würde. Wer hat sich nicht schon über 17 Euro für eine neue DEICIDE-Scheibe aufgeregt, die gerade mal eine knappe halbe Stunde geht? Oder eine CD, die trotz des vollen Preises gerade mal ein zweiseitiges Booklet hat (Stichwort “Reborn Classics”)? Wir bieten dem Käufer ein Digipack mit Einlegeposter an, dazu eine CD von 53 Minuten mit einem Sound, der es mit vielen größeren Produktionen aufnehmen kann, und nehmen dafür gerade mal zehn Euro. Außerdem, und das ist auch nicht unwichtig, haben wir selbst großen Respekt vor unserer Musik und lieben das, was wir tun. Da wäre es schön beknackt, die gesamte Kreativität des Albums mit schlechtem Sound und mieser Aufmachung zu zerstören. Wir haben halt bestimmte Vorstellungen. Wenn wir die nicht realisieren können, sparen wir halt noch ein halbes Jahr und machen es dann. Geld für die Produktion ist ja der einzige Hemmschuh, den man als kleine Band da haben kann. Solange wir kein Label haben und unser eigenes Süppchen kochen, können wir uns solchen Luxus auch erlauben. Bei uns ist es momentan nicht wichtig, jedes Jahr mit einem neuen Album in den Startlöchern zu stehen, weil die Promotion und die ständige Präsenz es für das Überleben im Business erforderlich machen.

Was haltet ihr von neuen Vertriebswegen der Musikindustrie wie zum Beispiel kostenpflichtigen Download-Portalen oder den “Billig-CDs” bei denen man nur die CD in einem Schuber oder Jewel-Case ohne Booklet für einen Zehner bekommt?

Die Download-Portale finde ich okay. Ich selbst bin ein Sammler und Vinyl-Fetischist, aber viele – gerade jüngere – Musikfans besitzen nur noch MP3s. Denen muss man die Möglichkeit bieten, die Musik zu bekommen. Wenn dafür normal bezahlt wird, finde ich das okay. Natürlich bleibt dabei das Gesamtkunstwerk auf der Strecke, weil ein jpeg-Download des Artworks nicht dasselbe ist wie ein richtiges Booklet, aber wenigstens erreicht man die Leute. Die abgespeckten CDs halte ich aber für völligen Nepp. Die Musikindustrie macht den illegalen Download zum universellen Sündenbock, dabei hat sie meiner Meinung nach selbst das Dilemma verursacht. Es gibt heutzutage eine gigantische Veröffentlichungsflut, die Qualität bleibt jedoch oft auf der Strecke. Besonders neue Sachen werden ausgeschlachtet bis zum Kotzen; das sieht man momentan am Metal-Core, und so war es schon bei Thrash-, Death-, Black Metal und vielen weiteren Stilen. Kein Mensch kann mehr alles kaufen, was ihn interessiert, und kaum einer findet durch, was jetzt einen Kauf wert ist und was nicht. Abgespeckte CDs sind eine idiotische Lösung. Stattdessen sollte insgesamt was am Verkaufspreis gemacht werden. Wenn eine CD zwölf statt achtzehn Euro kostet, fällt es mir wesentlich leichter, den Geldbeutel zu zücken. Dann kaufe ich auch schon mal zwei und kann eventuell sogar einen Fehlkauf verschmerzen. Das Tapetrading hat in alten Zeiten auch keine Labels zerstört, und genau so wenig tut das der Download als solcher heute. Diese Probleme sind hausgemacht, und deshalb sind CDs ohne Booklet in meinen Augen nichts weiter als Betrug am Käufer, der sogar noch als gute Tat getarnt wird.

SPECTRE DRAGON
SPECTRE DRAGON: vier Leute, vier Geschmäcker. Laut Frontmann Mätty ist TESTAMENT “neben OPETH die einzige Konsensband bei uns.”

Man hört bei euch sowohl die gute alte deutsche Schule, als auch einen guten Schuss Ami-Thrash heraus. Welcher Einfluss ist für euch der wichtigere und welche Bands würdet ihr als eure wichtigsten Einflüsse bezeichnen?

Das ist wahrscheinlich die schwierigste Frage, die man mir stellen kann, und ich tue mich mit der Antwort wirklich schwer. Wir sind vier sehr unterschiedliche Menschen mit sehr unterschiedlichen Geschmäckern. Innerhalb der Band wird alles gehört, von melodischem Hard Rock bis hin zu klirrendem Black Metal, und wir ziehen uns auch einige Sachen rein, die nichts mit Metal zu tun haben. Genau diese Mischung macht auch unser Songwriting aus. Dadurch sind wir relativ offen und bauen auch mal Zeug in die Stücke ein, die eine andere Thrash-Band vielleicht nicht bringen würde. Ein Beispiel sind die Blast-Beats, die zwar bei neuen Bands oft auftauchen, im klassichen Thrash aber eher weniger. Ich muss jetzt bei den Thrash-Einflüssen mal für mich sprechen, da ich zusammen mit Henny die Riffs schreibe. Ich bin ein Bay Area-Fan und stehe tierisch auf EXODUS, TESTAMENT (insgesamt neben OPETH die einzige Konsensband bei uns), HEATHEN, FORBIDDEN, VIO-LENCE und so weiter. Allerdings mag ich auch die deutschen Vertreter, SODOM, KREATOR, DESTRUCTION, VIOLENT FORCE, LIVING DEATH oder ASSASSIN. Die ersten beiden DARK ANGEL-Scheiben sind ein riesiger Einfluss, SLAYER dafür weniger, obwohl ich die Band durchaus mag. Momentan bin ich vor allem von DEW-SCENTED beeindruckt, besonders, was die technische Präzision und die geilen Riffs angeht. Außerdem mag ich die brachiale Energie von LEGION OF THE DAMNED. Allerdings war ich vorher schon zehn Jahre lang OCCULT-Fan. Die SHATTER MESSIAHScheibe finde ich auch gut und NEVERMORE sind nicht nur gute Songschreiber, sondern auch beeindruckende Techniker. Weitere tolle Bands sind RAZOR, ANNIHILATOR, SABBAT (UK) und WHIPLASH. Ich könnte noch ewig weiter aufzählen, haha. Ich sollte noch erwähnen, dass ich stark von alten Death Metal-Sachen beeinflusst bin, weil ich 1991 angefangen habe, Metal zu hören und direkt in diesen Boom rein geschliddert bin.

Vor kurzem hattet Ihr die Gelegenheit für EXODUS den Opener zu machen. Im aktuellen EXODUS Line-Up ist zwar nur noch Gary Holt von der Ur-Besetzung übrig, dafür sind mit Lee Altus und Paul Bostaph weitere Legenden an Bord. Was war dass für ein Gefühl für eine solche Thrash-Legende zu eröffnen?

Das war verdammt nochmal ein Ritterschlag! EXODUS sind eine absolute Macht, und zu Gary Holt schaue ich auf. Brillante Musiker, geniale Alben und völlig bodenständige Menschen. Der ganze Abend war der Hammer und von der Aftershow-Party werde ich noch meinen Enkeln erzählen. Einfach unglaublich!

Wie hat den EXODUS Leuten euer Auftritt denn gefallen?

Die Jungs unterlagen leider völlig dem Jetlag und haben sich unser Set nicht angesehen, was ich natürlich schade fand. Aber Lee Altus hat unsere CD und hat mir zumindest gesagt, dass er sie mag.

Auf eurer Homepage findet man nicht all zu viele Infos über euch. Eine wirkliche Biographie gibt es auf der nicht. Lasst ihr die Leute absichtlich über euren Werdegang im Dunkeln oder seid ihr einfach nur zu faul eine ordentliche Biographie zu schreiben?

Schwer zu sagen. Wahrscheinlich eher letzteres. Allerdings fängt unsere Biographie eigentlich erst 1999 mit der Mark II-Besetzung an. Alles davor ist irgendwie schon fast nicht mehr wahr. Aber irgendwann werden wir dieses Manko beheben und eine richtige Biographie anfertigen. Allerdings bin ich mir nicht mehr sicher, ob wir wirklich noch alle Details und Besetzungswechsel auf den Schirm bekommen, haha.

SPECTRE DRAGON: Beyond Creation
Mätty über die Zusammenarbeit mit Cover-Designer Christian Klute: “Wir haben ihm dann das Stichwort “Endzeit” gegeben und die Stimmung beschrieben, die das Cover ausstrahlen soll, und innerhalb von zwei Tagen hatten wir dieses völlig geniale Artwork vorliegen, das die Scheibe perfekt repräsentiert. Wir hätten es nicht besser treffen können!”

Für das Artwork eurer CD zeichnet sich Christian Klute verantwortlich der unter anderem auch schon für CUSTARD tätig war. Wie seid ihr an den Mann gekommen?

Er hatte uns auf dem Winternachtstraum-Festival gesehen und mochte unsere Musik, weshalb er uns angeschrieben und gefragt hat, ob wir nicht ein Artwork brauchen. Zufälligerweise brauchten wir gerade eins. Wir haben ihm dann das Stichwort “Endzeit” gegeben und die Stimmung beschrieben, die das Cover ausstrahlen soll, und innerhalb von zwei Tagen hatten wir dieses völlig geniale Artwork vorliegen, das die Scheibe perfekt repräsentiert. Wir hätten es nicht besser treffen können!

Seine Homepage hört auf den Namen “Beyond Creation”. Euer Album ebenfalls. Ein Zufall wird dass ja wohl nicht sein, oder?

Junge, du hast aber gründlich recherchiert! Er hat seine Homepage direkt nach unserer Scheibe online gestellt; der Titel stammt offensichtlich von uns. Wahrscheinlich fand er, dass das seine Kunst ebenso gut repräsentiert wie unsere Texte. Das ist für uns aber okay, eigentlich fühle ich mich sogar geehrt. Christian ist sehr talentiert und wird sicher seinen Weg machen. Das wünsche ich ihm jedenfalls!

Was eure Texte angeht liegt mir leider kein Booklet vor und auch auf eurer Homepage war außer dem Hinweis auf das Thema “Endzeit” nicht viel zu finden. Worum geht es in den Texten auf “Beyond Creation“?

Eigentlich sollte die Scheibe das Thema “Endzeit” als komplettes Konzept haben. Mir schwebten als Vorlage Filme wie “Mad Max” oder “Planet der Affen” vor, aber irgendwie war ich beim Texten wenig konsequent. So spielen also nur ein paar Texte in dieser Thematik, insbesondere “The Thing In Area 6”, bei dem es um eine unbekannte Bedrohung in der verbotenen Zone geht, die von den Menschen extrem gefürchtet wird. Ich beschäftige mich aber auch mit realen Themen wie dem immerwährenden Krieg auf der Welt (“The Sky Turns Black”, “Blood Addicted”), Selbstmordattentätern (“Out Of Spite”) und Verrat (“Burning Red Eyes”). “Feeding The Brood” und “Masterplan” behandeln Verschwörungstheorien über Außerirdische, die in der hohlen Erde leben und darauf warten, die Menschheit zu unterwerfen und die Herrschaft über die Erde zu übernehmen. Dafür ist “Under Hell’s Command” ein klischeetriefender Metal-Text und “Thrash Metal Legions” eine Hommage an den Thrash. Dieser Song ist einfach eine Aneinanderreihung von Song- und Albumtiteln, die in dieser Reihenfolge aber durchaus einen Sinn ergeben.

Wie wichtig sind euch eure Texte?

Sagen wir es mal so: die Musik ist wichtiger. Ich bin kein Poet und halte mich auch nicht für einen guten Texter. Ich schreibe Texte nach der Musik und wähle Worte, die gut zu der Musik passen. Erst danach entscheide ich mich, worum es in dem Text eigentlich gehen soll. Allerdings sind meine Texte nicht ohne Aussage. Viele Themen betreffen mich persönlich oder haben mein Interesse durch die Medien geweckt.

Die Zahl der Bands in der Metal-Szene, die sich in ihren Texten politisch oder sozialkritisch äußern, ist nicht mehr all zu hoch. Im Thrash-Metal scheint mir der Anteil von Bands, die sich auf diese Weise mitteilen wollen, allerdings noch recht hoch im Vergleich zum Rest zu sein. Woran, meinst du, liegt das und wie steht ihr dazu?

Das hat im Thrash Tradition, und das liegt meiner Meinung nach daran, dass sich Thrash zum Teil aus der Hardcore-Szene entwickelt hat. Es gab ja mal eine Polit-Thrash-Welle Anfang der Neunziger, die sicherlich die Spitze des Eisbergs war. Witzigerweise liegt gerade eine ATROPHY-Scheibe vor mir auf dem Schreibtisch. Aber auch TESTAMENT, MEGADETH oder EXODUS haben sich mit dem Thema beschäftigt. Ich persönlich finde das gut und schreibe auch selber über Politik. Ich finde es wichtig, zu bestimmten Themen Stellung zu beziehen. Das passiert gerade in der Metal-Szene mittlerweile viel zu selten. Allerdings bin ich kein Prediger, und wenn sich jemand nicht für meine Äußerungen interessiert, kann ich das nicht ändern. Trotzdem sage ich in meinen Texten meine Meinung, schließlich sagt die Musik selbst auch etwas über mich als Person aus.

Auf eurer Homepage habt ihr auch in Banner von METALHEADS AGAINST RACISM. Wie wichtig ist es dir als Musiker und auch Mensch sich eindeutig gegen rechts zu positionieren?

Gerade heutzutage wichtiger denn je! Die Metal-Szene hat momentan massive Probleme mit fehlgeleiteten Menschen, aber wenn Metal irgendwas nicht ist, dann ist das rechtsextrem. Konservativ ist er an vielen Stellen. Das finde ich noch vertretbar, obwohl man sich damit nur selbst im Weg steht und auch das im Widerspruch zum ursprünglichen Gedanken des Metal steht. Früher war Metal Rebellion, heute ist er angepasst. Zumindest wird er kaum noch verteufelt, es fühlt sich kaum noch jemand von ihm provoziert. Es gibt in der heutigen Gesellschaft eigentlich nur noch zwei große Tabuthemen: Das sind einerseits Nationalsozialismus und andererseits Pädophilie. Wer mit braunem Gedankengut provozieren will, ist ein Idiot und im besten Fall ein armes Licht, das anders keine Aufmerksamkeit bekommt. Wer das jedoch ernsthaft betreibt, hat in der Welt und besonders im Metal nichts verloren. Die Szene redet immer von Zusammenhalt; in schwierigen Zeiten wie diesen kann sie ihn beweisen. Wir wollen keine Rassisten und wir wollen keine Nazis!

Es gibt ja einige Leute denen die Unterwanderung der Szene entweder am Arsch vorbei geht oder die diese, zumindest meiner Meinung nach arg unterschätzen. Was denkst du? Ist die Gefahr sich irgendwann von braunem Gesocks umgeben zu finden realistisch oder glaubt du, dass sich dieses Phänomen nicht weiter ausbreiten wird?

Wie gesagt, die braune Flamme lodert. Solange sie nicht ernst genommen wird, kann sie sich leicht ausbreiten und zu einem großen Feuer ausbreiten. Das muss verhindert werden. Man darf den Leuten keine Plattform bieten, man muss die Bands, Labels und Mailorder boykottieren. Nur so kann man verhindern, dass sich die braune Brut weiter ausbreitet. Wem das am Arsch vorbei geht, der geht in meinen Augen verantwortungslos mit sich und seiner Umgebung um.

Danke für das Interview. Die letzten Worte gehören dir!

Ich habe zu danken für das tolle Review und das ausführliche Interview. Thrasher, die neugierig geworden sind, sollten sich mal auf unserer Webpage umsehen: www.spectredragon.com. Musik gibt es auch unter www.myspace.com/spectredragon. Ich würde mich über Feedback sehr freuen. Support The Underground, Join The Hell Commando!

Fotos: Bandhomepage

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