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OCEANSIZE: Lieber zu Hause die Katze streicheln

Sechs Wochen hat es gedauert, bis OCEANSIZE, die britischen Neo-Prog-Koryphäen mit Hang zur Theatralik, meinen Wissensdurst gestillt und meine Fragen beantwortet haben. Mike Vennart beantwortete auf ganz britische Art und Weise Fragen zum neuen Album "Frames" und ließ sich nicht davon abhalten, an meiner Zurechnungsfähigkeit zu zweifeln. Komischer Zeitgenosse, amüsante Antworten.

Sechs Wochen hat es gedauert, bis OCEANSIZE, die britischen Neo-Prog-Koryphäen mit Hang zur Theatralik, meinen Wissensdurst gestillt und meine Fragen beantwortet haben. Mike Vennart beantwortete diese auf ganz britische Art und Weise und ließ sich nicht davon abhalten , an meiner Zurechnungsfähigkeit zu zweifeln. Komischer Zeitgenosse, amüsante Antworten.

Es hat gut zwei Jahre gedauert, bis Frames rauskam. Wie intensiv und Zeit verschlingend war das Songwriting?

Es ist immer eine sehr intensive Zeitspanne, wir setzen uns selbst stets eine Deadline von ungefähr fünf Monaten bis zum Studiotermin. Der Druck beginnt dann, wenn wir uns Sorgen machen, dass die Zeit nicht reicht. Es ist jedenfalls ein sehr schwerer Prozess für mich. Ich liebe das Endprodukt und will instinktiv so schnell und schmerzlos wie möglich dahin kommen. Ist der Weg langsam und schmerzvoll, ist es für die Platte aber besser.

Euer vorheriges Album Everything into Position kam bei manchen Fans und der Presse nicht allzu gut an. Hatte das einen Einfluss auf Frames, nach dem Motto: Ihr könnt uns mal, jetzt zeigen wir euch, was wir wirklich drauf haben?

Nun, es ist unwahrscheinlich, dass wir jemals ein Album aufnehmen werden, das allen Leuten gefällt. Ich persönlich liebe Everything into Position, weil es ein fast komplett selbst aufgenommenes Album ist. Ich denke, es ist eine komplexe Scheibe mit vielen Drehungen und Wendungen, sehr schizophren. Vielleicht ist es unterbewusst unsere Anbiederung an Stadionrock, aber es fühlt sich richtig an. Ich bedauere höchstens ein paar Dinge an der Platte, wie die Produktion von “New Pin” und die Existenz des Songs “Heaven Alive”. Ich glaube nicht, dass wir dieses Stück jemals wieder spielen werden.

Aber ja, Frames“ ist eine direkte, reflexartige Reaktion auf das, was zuvor war. Wo auf Everything into Position“ Melodien und Hymnen waren, ist dieses Album hypnotisch und entnervend. Hoffe ich zumindest.

Es gibt nur acht Songs auf Frames, aber alle sind komplex und ziemlich episch. War es eine bewusste Entscheidung in diese Richtung zu gehen?

Ja. Dunkelheit war an der Tagesordnung. Mit einer Beilage aus Boshaftigkeit.

Brachte euer neuer Bassist und Teilzeit-Keyboarder Steven Hotson frische Ideen in die Band ein? Zumindest gibt es nun viel mehr Keyboards in euren Songs.

Steven brachte mehr als genug Material in unsere Musik ein. Es war großartig seine Ideen zu verarbeiten – nicht eine einzige davon war scheiße.

Unfamiliar ist ein beeindruckender Song, für eure Verhältnisse recht kurz, melodisch und eingängig. Eine gute Nummer, damit sich die Fans für OCEANSIZE 2007 interessieren?

Ich weiß es nicht, sag du es mir! Ich bin nicht dazu da, meine eigene Musik zu bewerten.

Es ist großartig, wie Trail of Fire von einem dunklen, ruhigen Song, zum einer wahren Explosion wird. War es nicht gefährlich, das Stück aus den Augen zu verlieren?

Nicht wirklich. Die anfänglichen Sektionen funktionieren in einer Vielfalt von dynamischen Spielarten, und genau das wollten wir demonstrieren.

Oceansize
Dunkelheit war an der Tagesordnung. Mit einer Beilage aus Boshaftigkeit. Mike Vennart (Mitte) über die Inspiration von Frames.

Es kommt mir so vor, als wäret ihr auf diesem Album sehr von RADIOHEAD inspiriert worden, vor allem bei Only Twin und Savant.

Nun, wir alle können dankbar sein, für die Wunder, die RADIOHEAD vollbracht haben, aber sie sind weit davon entfernt, unsere Lieblingsband zu sein.

Ich finde es sehr mutig, ein zehnminütiges Instrumental in die Mitte eines Albums zu packen. Wart ihr von der Musik an sich so begeistert, dass ihr darauf verzichtet habt, Gesangslinien auszuarbeiten?

Genau so ist es. Alle unsere Stücke sind ursprünglich Instrumentalnummern und ich singe nur an Stellen, von denen ich glaube, dass es wirklich nötig ist. An Old Friend of the Christies“ ist ein langes, pulsierendes Dröhnen und ich konnte mir nicht vorstellen, wie Gesang das in irgend einer Art verbessern könnte. Mein guter Freund Rob empfahl mir, es dabei zu belassen und so blieb es dann auch. Er sagte mir das selbe übrigens für Music for a Nurse“ und lag massiv falsch damit.

Sleeping Dogs and Dead Lions ist, auch im Hinblick auf die EP Music for Nurses, eurer heftigster Song, seit jeher, mit MESHUGGAH-Rhythmik und kranken THE MARS VOLTA-Gitarren. Das klingt nach einem Experiment, dass ihr schon immer wagen wolltet.

Nun, es mag unser härtestes Lied sein, aber so weit ist es von vergangenen Stücken wie One out of None“ oder Homage to a Shame“ gar nicht weg. Aber es, es gibt ein paar spezifische Winks zu MR BUNGLE und CARDIACS. Das ist möglicherweise der lächerlichste Song, den wir bisher gemacht haben, er ist darauf ausgelegt, komplett übertrieben und wirklich affektiert zu sein.

The Frame ist wieder ein großer Abschlusssong – ist es eine Art Konzept, dass die letzten Stücke eurer Albums hymnisch und groß sind? Vielleicht, damit die Scheiben dem Hörer besser im Gedächtnis bleiben?

Ähm, ohne wie ein Schwanz klingen zu wollen, die Stücke bestimmen für sich selbst, welchen Status sie auf natürliche Art erreichen. Damit haben wir nur sehr wenig zu tun.

 

Außerdem sind in The Frame großartige Streicherarrangments enthalten, die mit den Gitarren arbeiten und nicht nur darüber gelegt wurden. Eine schwierige Sache, wie habt ihr das arrangiert?

Mit einem Stift und einem Midi-Keyboard.

Hasse mich dafür bitte nicht, aber meiner Meinung nach ist in diesem Song ein Einfluss OASIS zu erkennen, wenn man den Bombast betrachtet, ein wenig wie Whatever.

Ich glaube, du hast den Verstand verloren.

Absolut! Wo habt ihr Frames aufgenommen?

Wir haben in der Mitte von Nirgendwo aufgenommen, in Wales. Es regenete jede Minute an jedem Tag, also fiel uns die Decke auf den Kopf, weil es so schwer war, nach draußen zu gehen. Wir waren nur drei Wochen dort, das ist für unsere Standards recht kurz.

Die Promo eures neuen Albums war ungemastert – um wie viel anders wird die gemasterte Version klingen?

Sehr anders. Kräftiger, klarer und mit weniger… sagen wir… akustischen Fehlern.

 

Ihr habt eine breite Hörerschaft, Fans von englischen Rockbands, Progressive Rock und Metal, und sogar Post Hardcore wie ISIS und CULT OF LUNA. Was verbindet euch mit diesen Bands?

Ich weiß es nicht. Ich habe mir keine dieser Combos wirklich angehört, außer vielleicht ein wenig ISIS. Vielleicht verbindet uns diese apokalyptische Atmosphäre, dieses bevorstehende Weltuntergangs“-Ding, das wir beide manchmal verwenden, mit ihnen.

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Vielleicht würden wir mehr Alben verkaufen, wenn wir in ein passendes Genre gesteckt werden könnten. – Teure Anzüge kann sich Mike Vennart durch sein Standbein als Musiker nicht kaufen.

Wer sind eure wichtigsten Einflüsse – die Künstler, ohne die es OCEANSIZE nicht gäbe?

Da gibt es so viele, zum Beispiel CARDIACS, MOGWAI, SLAYER, THE VERVE auf ihren ersten beiden Alben, …AND YOU WILL KNOW US BY THE TRAIL OF DEAD, BJÖRK, APHEX TWIN, BEACH BOYS, ELBOW, DARK STAR, MR BUNGLE, NINE INCH NAILS, PAVEMENT, NICK DRAKE, SILO, SWERVEDRIVER, TALK TALK und TOOL. Alle diese Künstler waren große Einflüsse für unser frühes Material.

Ihr habt euch auf eurer Myspace-Seite als Progressive Death Indie bezeichnet. Nun mal ehrlich, passt ihr überhaupt in ein Genre?

Das musst du entscheiden, wir schreiben die Songs, du schreibst darüber. Vielleicht würden wir mehr Alben verkaufen, wenn wir in ein passendes Genre gesteckt werden könnten.

Leider habe ich keine Texte erhalten, aber einige Songtitel sind sehr mysteriös. Wer zur Hölle sind diese Christies? Geht es da um einen animierten Film, von dem ich im Internet gelesen habe?

“An Old Friend of the Christies” ist ein ungleichartiger Serienmörder in der Gestalt einer betagten Mutter. Sie ist außerdem ein komplett fiktiver Charakter von einem schlechten Slasher aus den 70ern.

Das Artwork ist sehr minimalistisch, nur vereinzelte Tintenzeichnungen sind vorne und hinten drauf. Gibt es mehr von diesen Bildern zu sehen?

Ja, die gibt es. Die Zeichungen wurden von Robin Finck angefertigt, der eigenlich ein US-Gitarrist ist. Momentan spielt er bei GUNS ´N´ ROSES, aber wir lieben ihn für seine Arbeit mit NINE INCH NAILS. Er war ein echter Held für Gambler (Gitarrist – Anm. d. Verf.) und mich, damals.

Auf der limitierten Edition gibt es einen Bonustrack zu hören. Ein alternatives Ende für ein Album, das eigentlich sein Happy End mit The Frame hatte?

Nein, Voorhees“ war ursprünglich als B-Seite gedacht. Offensichtlich werden wir keine Singles von diesem Album veröffentlichen, also dachten wir, dieser Song gäbe einen netten Bonustrack ab. Die normale Version kommt ohne “Vorhees” aus.

Gute Nachrichten für eure Fans: Ihr seid wieder in Europa unterwegs. Was können die Fans von den kommenden Konzerten erwarten

Nun, inzwischen ist die Tour vorbei. Die Leute können uns erwarten, live und in Person, auf der Bühne. Sie können erwarten, dass wir uns an unsere Gitarren und Drumsticks klammern und dass unsere Instrumente von gewaltigen Lautsprechern verstärkt werden. Dann können sie erwarten in irgendeiner Hinsicht von Klängen berührt zu werden, die von den eben genannten Geräten erzeugt wurden.

Heutzutage werden Fans oftmals mit übertriebenen Merchandise-Preisen konfrontiert – OCEANSIZE-Shirts für 20€, oder sogar 25€?

Stellst du mir eine verdammte Frage, oder was?

Was passiert nach der Tour? Dreht ihr Videoclips und werdet ihr dekadente Partys mit Drogen Frauen feiern?

Nein, ich werde zu Hause sitzen, die Katze streicheln und Videos schauen.

Frames ist euer erstes Album auf dem neuen, deutschen Label Superball Music. Warum habt ihr so einen gefährlichen Schritt gewagt?

Sie haben uns das geboten, was wir brauchen: Vollständige künstlerische Freiheit. Und genügend Geld um auf Tour zu gehen und ein paar Platten aufzunehmen. Was braucht eine Band sonst mehr? Außer natürlich noch mehr Geld.

Warum wolltet ihr nicht mehr mit Beggars Banquet arbeiten?

Wir haben uns einen Wechsel eingebildet. Wir sind so weit wie möglich mit ihnen gegangen und jetzt war es einfach an der Zeit für einen Wechsel. Gute Leute, gutes Label. Zeit, weiter zu ziehen.

Könnt ihr es euch vorstellen von der Musik zu leben?

Nein.

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