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FALCONER: Der Falke fliegt frei…

Wie ihr bereits in meinem Review zur neuen Scheibe "Chapters From A Vale Forlorn" nachlesen konntet, bin ich schwer begeistert von der innovativen Brise, mit der Falconer das Power Metal Genre aufwerten. Abgesehen von den Standartfragen wollte ich von Mainman Stefan Weinerhall deshalb auch einiges über die Hintergründe und die Entstehung seiner folk-beeinflußten Metalkompositionen wissen.

Wie ihr bereits in meinem Review zur neuen Scheibe Chapters From A Vale Forlorn nachlesen konntet, bin ich schwer begeistert von der innovativen Brise, mit der Falconer das Power Metal Genre aufwerten. Abgesehen von den Standartfragen wollte ich von Mainman Stefan Weinerhall deshalb auch einiges über die Hintergründe und die Entstehung seiner folk-beeinflußten Metalkompositionen wissen.

Das neue Album Chapters From A Vale Forlorn kommt auf den Monat genau ein Jahr später als das geniale Debüt Falconer heraus. Zufall oder Absicht?

Das war reiner Zufall. Wir buchten das Studio schon im Juni 2001, denn wir hatten bereits einige Songs fertig und rechneten fest damit bis Oktober ein komplettes Album zusammen zu haben. Also gab es keinen exakten Plan oder ähnliches, sondern es passierte einfach.

Hmmm… wie es oft bei erfolgreichen Alben der Fall ist, entsteht ein hoher Anspruch an den Erfolg des Nachfolgers. Der daraus erzeugte Druck lastet sehr schwer auf den Musikern. Oft wird zu der Taktik gegriffen, wenigstens etwas zu warten, bis etwas Gras über die Sache gewachsen ist, um diese Vorlasten in Vergessenheit geraten zu lassen.

Ich glaube viele Bands hätten diesen Druck gefühlt und hätten ein weiteres Jahr gewartet, bevor sie es gewagt hätten, den Nachfolger zu veröffentlichen. Obwohl das Feedback auf das Debüt so großartig war, dachte ich überhaupt nicht daran, als ich die neuen Songs schrieb. Zuerst komponiere ich die Musik, die ich mag und anderes Denken darüber berührt mich nicht. Natürlich möchte ich, dass dieses Album genauso erfolgreich wird wie das erste. Aber ich bin mit diesem Album viel glücklicher und so ist mein Hauptziel erfüllt. Es wird natürlich nicht die gleiche Überraschung bei den Leuten hervorrufen, wie das noch beim ersten Mal war, deshalb erwarte ich auch, dass die Leute härter damit umgehen. Einige werden sicherlich enttäuscht sein, davor ist man nie gefeit, aber ich hoffe, dass ungleich mehr Menschen zufrieden sind.

Trotzdem ist ein Jahr auch nicht gerade eine lange Zeit, um 9 bzw. 10 Stücke zu komponieren. Gab es noch Überreste aus den Sessions zum Debüt oder hast du alles erst nach dem Release von Falconer geschrieben?

Ja, sämtliche Songs entstanden nach dem Debüt. Ich schrieb die Lieder zwischen April und September 2001.

Wie schreibst du denn deine Songs? Hast Du eine gewissen Vorgehensweise oder direkte Einflüsse bevor du loslegst?

Nein, ich habe keine direkten Einflüsse bzw. Technik wie z.B. dem Anhören von etwas Speziellem um Ideen zu bekommen. Es ist vielmehr so, dass ich jamme und manchmal dabei auf ein Riff, einen Verse oder ähnliches komme. Und wenn dem so ist, werde ich dadurch wieder inspiriert darauf aufzubauen. Manchmal fühle ich mich aber auch total ausgelaugt und bekomme überhaupt nichts geregelt. Um es kurz zu fassen: Manchmal kommt die Inspiration und manchmal eben nicht.

Ich denke, das Debüt ist abwechslungsreicher als das neue Album. Ich vermisse z.B. echte Ohrwürmer wie z.B. Heresy In Disguise. Jedes Mal wenn ich diesen Song höre, bekomme ich ihn für den Rest des Tages nicht mehr aus meinen Gehörgängen.

Im Moment bin ich der Meinung, dass das Album mehr variiert und gerade das Debüt in einigen Phasen zu lange stecken bleibt. Heresy In Disguise ist kein von jedem favorisierter Song, aber hey… jeder hat einen anderen Geschmack. Ich bin jedenfalls zufriedener mit den neuen Songs. Ich denke sie sind interessanter und mit besseren Songmelodien ausgestattet. Aber ich habe natürlich auch eine andere Sicht auf die Dinge, denn sie stammen ja aus meinem Kopf. Ich für meinen Teil bekomme manchmal den Chorus von For Life And Liberty nicht mehr aus meinem Kopf. Er bleibt hängen und ich summe ihn mit, bis ich fast irre werde.

Was ist mit deinen musikalischen Zielen? Du hast deine Vorgängerband im Mai 1999 verlassen, weil du … sagen wir mal neue musikalische Ideen hattest, die nicht mit MYTHOTYN umsetzbar waren. Das Ergebnis waren und sind FALCONER! Wird es den FALCONER Fans irgendwann genauso ergehen, wie den MYTHOTYN Fans? Ich glaube nicht, dass du auch noch ein drittes und viertes Album in genau diesem Stil veröffentlich kannst.

Vielleicht doch. Ich weiß nicht, welchen Weg ich in der Zukunft nehmen werde. Ich glaube nicht, dass irgendeine drastische Veränderung in der nahen Zukunft eintreten wird. Ein Beispiel: Als ich die Songs für das zweite MYTHOTYN Album schrieb, war ich vollkommen vom Ergebnis zufrieden. Nach einem Jahr aber hatte ich das Gefühl, etwas verändern zu wollen. Deshalb ist es so schwer zu sagen, was in vielen Jahren sein mag. In der ganzen Zeit lerne ich neue Bands kennen und lieben und meine Ziele wechseln. Ein weiteres Beispiel: Vor vier Jahren mochte ich TOTO oder Cat Stevens überhaupt nicht…heute mag ich sie sehr. Deshalb weiß ich nicht wie meine Zukunft aussehen wird. Das soll jetzt nicht heißen, dass das dritte oder vierte Album von FALCONER nach diesen Künstlern klingt, sondern einfach, dass ich nicht glaube in zehn Jahren noch die gleiche Musik wie heute zu spielen. Menschen entwickeln sich weiter und entdecken neue Dinge….glücklicherweise.

Auf euren Promofotos seht ihr eher wie Greenpeace-Aktivisten statt wie Heavy Metal Musiker aus. Ich denke dieses no image ist ein weiteres Zeichen für euren innovativen und extravaganten Stil. Was denkst du über solche Imagebewertungen? (Versteh´ mich nicht falsch, ich bin sehr froh, dass ihr nicht auch noch wie kleine Conan ausseht).

Ich auch, hehe! Wir können nicht wirklich ein spezielles Image haben, denn unsere Lyrics variieren sehr stark und sind nicht einer bestimmten Überschrift unterzuordnen. Mich interessiert ein Image auch nicht mehr, seitdem ich angefangen habe Musik der Musik wegen zu machen. Ein Leather and sword Outfit für FALCONER würde ganz klar lächerlich aussehen. Eine Band wie MANOWAR z.B. singt über Dinge, die ihrem Aussehen entsprechen. Wir sind weniger interessant für das Auge und sehen aus wie jeder andere auch. Es ist besser, sich auf die Musik zu konzentrieren, anstatt wie manche Bands, in ihrem eigenen Image zu leben und die Musik als etwas Nebensächliches anzusehen oder gar in manchen Fällen durch das Image die schlechte Musik aufzuwerten. Darüber sollen sich andere kümmern, aber ich nicht.

Neben den feinen Melodiebögen deiner Songs ist vor allem euer Sänger Mathias Blad das Aushängeschild der Band. Ich habe gelesen, dass er eigentlich gar kein Metalhead ist. Wo kommt er denn her? Erzähl´ doch mal etwas über diesen non-metal Sänger einer Metalband.

Ich fand Mathias dank seines Vaters, der hier in der Stadt einen Musicstore betreibt. Er war es, den ich nach Sängern in unserer Stadt fragte und der daraufhin seinen Sohn vorschlug. Als ich von seinem Background hörte, der voll von vielversprechenden Erfahrungen wie Musikschulen und allen Arten von Musicals war, schien er der richtige Typ für mein Demo zu sein. Glücklicherweise liebte er mein Material und stimmte zu darauf zu singen. Und das Ergebnis war geradezu ohrenbetäubend, ich war wirklich zufrieden damit. Und es schien, dass auch die Labels daran Gefallen fanden, denn wir bekamen daraufhin schnell Angebote. Er hat Sachen gemacht wie Evita, Oliver und derzeit tritt er bei Jesus Christ Superstar auf. Der Grund, warum er bei FALCONER singt, ist nicht weil er Metalfan ist, sondern weil er die Musik von FALCONER gut findet und es liebt, dort zu singen.

Ihr seid für die Wacken- und Bang Your Head-Festivals bestätigt. FALCONER waren bis jetzt immer zu dritt mit Karsten Larsson am Schlagzeug (ex-MITHOTYN), Mathias Blad und dir.

Wir haben zwei Sessionmusiker, die die zweite Gitarre und den Bass übernehmen. Sie heißen Anders und Peder Johannson. Sie kommen von keiner anderen Metalband, deshalb schätze ich, sind sie vollkommen neu für die Leute. Sie hören Metal, mehr als ich jedenfalls. Sie sind gute Typen, es macht Spaß mit ihnen zu üben. Mit einem kompletten Line-Up zu spielen, gibt dem Ganzen mehr Raum und wir haben eine gute Zeit. Das hilft ungemein, denn wenn man einen Song schon hundertmal vorher gespielt hat, versteift man irgendwann.

Was erwartest du denn von den drei Märkten, auf denen Chapters… veröffentlicht wird?

Deutschland war beim Debüt der größte Markt für uns und ich denke das geht so weiter. Ich glaube das Folkzeug ist dort sehr populär und das ist sicher kein schlechter Umstand für FALCONER. Der Rest von Europa ist, wie ich die Sache einschätze genau wie Deutschland, nur ein wenig ruhiger. In Japan haben wir derzeit einen Lizenzdeal, deshalb werden wir diesmal mehr Promotion bekommen und mehr Leuten wird es möglich sein, uns zu entdecken. Außerdem werden sie einen exklusiven Bonustrack erhalten. Die USA hängt zu sehr an dem neuen Zeugs wie Limp Bizkit und solchen Bands als dass wir wirklich hohe Erwartungen haben könnten. Ich hoffe aber, dass wir diesmal bessere Promotion als das letzte Mal bekommen. Es scheint, es war dort schwer an unser letztes Album heranzukommen.

Wenn ein Musiker seiner Band einen Namen gibt, denkt er sich oft etwas dabei. Was bedeutet dir FALCONER?

FALCONER ist so etwas wie ein Symbol der Freiheit für mich. Die wilde ungeschminkte Freiheit. Die andere Seite der Gesellschaft kann man sagen. Als mir der Name einfiel dachte ich außerdem, dass es ein guter und origineller Name sei. Ich denke, ein Falke ist das Tier, das ich am liebsten wäre, wenn ich könnte.

Okay, dann warten wir jetzt darauf, dass livehaftige Taten den Worten folgen mögen…

Jens Koch

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