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VALID BLU: The Missing Link

Der proggige Sound, gemischt mit den poppigen Vocals und allerlei Elementen aus ganz anderen Ecken lädt ein, genauer hinzuhören oder einfach die Reise mitzumachen

VALID BLU kommen aus der Wolfsburger Ecke. Keine Ahnung, wie oft die Musikerinnen und Musiker als Betriebsausflug im Phaeno waren. Aber dass sie gerne zumindest musikalisch experimentieren, das zeigen sie mit ihrer Band. Bereits mit dem Debüt „We Fuck Your Brain.TV“, kurz „WFYB.TV“ setze man auf großes Kino. Eine durchdachte Storyline, die jedoch nicht genug Platz fand. Statt den 17 Songs fanden dann 13 ihren Platz auf dem Doppelalbum. Nun aber gibt es diese Songs doch, nicht als Resteverwertung, sozusagen als Bindeglied zum geplanten Album „M.A.R.S.“.

Mit „The Missing Link“ legen VALID BLU das Bindeglied vom Debüt zum kommenden Album „M.A.R.S.“

Die Band besteht zu drei Fünfteln aus weiblichen Mitgliedern aus Ost und West und verschiedenen Generationen. Das eigene Studio befindet sich auf dem ehemaligen Todesstreifen der Mauer. Dass VALID BLU ihren Anfang nahmen als Pop/Rock-Projekt, das hört man immer wieder raus, aber progressiver soll es auch sein. Die Band sagt zu ihrem Stil selbst: „Es gibt zwar immer noch das Problem, dass wir nicht wirklich wissen, in welches Genre wir denn nun wirklich gehören, aber irgendjemand wird es uns bestimmt eines Tages verraten. Wir bauen darauf. Bis dahin nennen wir es einfach Modern Progressive Rock“.

Future-Sounds, FLOYDige Gitarren, poppige Refrains – VALID BLU mögen es bunt

Future-Sound macht sich breit, „Bucket List“ kommt mit Roboter-Sprechgesang, einem poppigen catchy Refrain und einem Solo, dass die Vorliebe für PINK FLOYD präsentiert. Bei den Gesangsarrangements muss ich etwas schmunzeln, wenn die Mädels gemeinsam singen hat das was von ABBA. Natürlich positiv gemeint, vielleicht kommt hier die Vergangenheit mit der Popmusik durch. Auch das ruhige „All I Want“ könnte in den späten 70ern im Radio laufen, ohne dass es nach Oldie klingt. Die Gesangsmelodien wieder poppig und eingängig, die Gitarre drückt sich hier im Solo energischer nach vorn. VALID BLU mögen es bunt. Sicher haben sie auch die ein oder andere ALAN PARSONS-Platte im Regal stehen. Und daneben NIRVANA, „The Handbook For A Successful Life“ klingt wütend, als würde NEAL MORSE die Grungehelden covern. Der Song bietet viele Hinweise auf verschiedene Bands, bis zum fast schon erwarteten GILMOUR-Solo.

Die Hauptdarstellerin Suzen hatte ihre Dämonen die ganze Zeit unterdrückt, um in das Weltbild der Gesellschaft zu passen, doch jetzt bricht alles aus ihr heraus. Ist sie schizophren und wahnsinnig? „Poison (In My Veins)“ kommt passend kratziger, wütender, zappeliger. „Breathe“ startet fast doomig, wird sperrig, proggig im Sinne der frühen 70er. Ganz kurz schauen DREAM THEATER vorbei. „First Woman On Mars“ pack nochmal alles zusammen in einen Song und zeigt, dass VALID BLU trotz all der Verweise ihren eigenen Sound gefunden haben.

Die poppig-soften Stimmen von Suzen und Anni geben dem Prog-Sound etwas ganz eigenes

Der lebt zum einen von den Jungs und Bassistin Lena, die ein musikalisches Fundament legen, das theatral und progressive im klassischen Sinn ist. Man hört ihnen gern zu, durch das Zusammenlegen teils unterschiedlichster Elemente werden die Songs nie langweilig. Die Kirschen auf dem Kuchen sind die Sängerinnen Suzen, die erkennbar ihr eigenes Ich in den Texten auslebt, und Anni, die das Gesamtbild abrundet. Beide Mädels haben eher softe Stimmen, die halt nach ihrer Vergangenheit in Pop-Projekten klingen. Mit einer kräftigen Rockröhre oder einer typischen Symphonic Metal-Sängerin wäre vielleicht manches stimmiger für Freunde harter Musik. Durch die Vocals der beiden Mädels bekommt die Musik aber ein ganz eigenes, erzählerisches Auftreten. Das begleitet man live zudem mit einer durchdachten Visualisierung. Live ist das sicher eine spannende Reise, auf die man sich gern einladen lässt.

Der proggig-FLOYDige Sound, gemischt mit den poppigen Vocals und allerlei Elementen aus ganz anderen Ecken lädt ein, die Reise mitzumachen

Hier auf „The Missing Link“ findet die Reise zuhause statt. Nach Wunsch auch auf Vinyl, hierfür wurde der Sound gezielt erarbeitet. Vom ersten Durchlauf mit dem Gedanken, irgendwie passt das nicht zusammen, bis hin zum gezielten Hinhören der abwechslungsreichen Musik war es nicht weit. Der proggige Sound, gemischt mit den poppigen Vocals und allerlei Elementen aus ganz anderen Ecken lädt ein, genauer hinzuhören oder einfach die Reise mitzumachen. Auch ich kann VALID BLU nicht verraten, was genau sie da eigentlich machen. Aber es macht Spaß, ihnen zuzuhören. Zudem lädt „The Missing Link“ dazu ein, sich mal das Debüt „WFYB.TV“ anzuhören. Und macht neugierig, wohin irgendwann die Reise mit „M.A.R.S.“ geht.

Veröffentlicht am 30.06.2023

Spielzeit: 36:41 Min.

Lineup:
Suzen Berlin – Gesang
Anni Riemer – Gesang
Lena Uhde – Bass
Peter Schmidt – Gitarre
Dennis Wetzler – Schlagzeug

Label: Housemaster Records

Homepage: https://validblu.com

Mehr im Web: https://www.facebook.com/validblu

Die Tracklist von “The Missing Link”:

1. Bucket List (Video bei YouTube)
2. All I Want
3. The Handbook For A Successful Life
4. Poison (In My Veins) (Video bei YouTube)
5. Breathe
6. First Woman On Mars (Video bei YouTube)

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