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UNKIND: Harhakhuvat

Die vertonte Endzeit: Chaos, Asche, Untergang.

Natürlich, per Definition zählt Finnland nicht zu Skandinavien, die Crust-Bands aus diesem Land zählen aber sehr wohl zur skandinavischen Elite. UNKIND sind dabei keine typische D-Beat-Band, sondern zeigen, dass auch ungewaschene TRAGEDY-verehrende Punks mehr können, als blind drauf zu hauen. Harhakhuvat, das fünfte Album der RELAPSE-Frischlinge, taumelt ohnmächtig vor Wut zwischen Aggression und Lethargie. UNKIND beschränken sich nicht auf den puren Crustpunk, sondern werden oftmals langsam, fast schon zeremoninell, vor allem wenn plötzlich Bläser oder ein Klavier auftaucht. Und siehe da, das funktioniert auch in diesem Genre prächtig. Wenn das Tempo gedrosselt wird, wenn UNKIND unwahrscheinlich heavy und bedrückend werden, dann entfaltet sich die Musik perfekt. Der spannenden Mischung sei Dank sind die acht Songs trotz ihrer Länge von bis zu über sieben Minuten nicht langweilig, sondern zeigen nach und nach ihre ganze Kraft. Harhakhuvat beinhaltet daneben aber natürlich klassischen Crust, der in dem großen Ganzen fast schon als Mittel zum Zweck dient. Wie ein kurzes Erwachen aus der Depression, ein Kräftemessen mit der anderen, dunklen Seite.

Natürlich ist es die Basis von UNKIND, die den Ton angibt, aber da das langsame, schleppende Element der Musik so argen Eindruck schindet, wirkt Harhakhuvat derartig originell. Natürlich, die Düsternis, die UNKIND aufleben lassen, haben schon FROM ASHES RISE oder THE NOW DENIAL beschworen, aber wenn es wie im siebenminütigen Johtajat ja uhrit mal nach FALL OF EFRAFA klingt, oder wenn Ylpeä Perhe und Koulutettu Epäonnistumaan im Stil langsamer THE SECRET über uns hinweg walzen, zeigt sich, dass derzeit keiner sonst wie UNKIND klingt. Dazwischen gibt es reinste Drone-Interludes, die jedoch mehr sind als Lückenfüller, sondern wie Läsnä sogar recht durchkomponiert erscheinen. Und wenn UNKIND nach all dem langsamen oder atmosphärischen Nihilismus wieder Gas geben, dann wirkt das wie eine Erlösung, das geht tief unter die Haut. Die massiven Riffs, die simplen, aber prägnanten Leadgitarren, die schönen Moshparts und das kratzende Geschrei driften niemals ins Belanglose ab, sondern liefern starke Genrekost.

Harhakhuvat ist ein bitteres, unwahrscheinlich düsteres und verzweifeltes Album, das die rosarote Brille vom Kopf reißt und die Illusionen austreibt, wie der Titel es schon andeutet. Es ist die vertonte Endzeit, die wir hier hören, hier gibt es nichts als Chaos, Asche und Untergang. UNKIND spielen intelligenten, radikalen Crust, der über den Tellerrand schauen kann und dadurch mehr als nur Berechtigung hat. Pessimistische Freunde von Crust und D-Beat, die nicht durchgehend Geschwindigkeit brauchen, dürfen sich von diesem bestialischen Album gerne überwältigen lassen.

Veröffentlichungstermin: 19. August 2011

Spielzeit: 38:10 Min.

Line-Up:

Tommi – Guitar, Vocals
Toni – Guitar
Marko – Bass, Vocals
Saku – Drums
Pekka – Sound, Confusion

Label: Relapse Records
Mehr im Netz: http://www.myspace.com/unkindhardcore

Tracklist:

1. Harhakhuvat
2. Kaivannot
3. Laumasielut
4. Ylpeä perhe
5. Johtajat ja uhrit
6. Läsnä
7. Tämä päivä
8. Koulutettu epäonnistumaan

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