blank

TORRENTIAL RAIN: Digital Dreams

Mit eigener Handschrift und einem konsequenten Blick nach vorne katapultieren sich TORRENTIAL RAIN mit “Digital Dreams” direkt in die obere Liga des modernen, progressiven Metalcores.

Unsere anfänglichen Hoffnungen blieben unerfüllt: Hinter dem Binärcode auf dem Frontcover steckt nicht etwa eine geheime Botschaft an die findige Anhängerschaft, sondern lediglich der Albumtitel. „Digital Dreams“ haben TORRENTIAL RAIN für die weniger informatik-begabten Musikliebhaber:innen auch in lateinischen Lettern auf die Front gepackt, zeigen uns durch dieses Detail allerdings trotzdem, dass die Reise mit der Progressive Metalcore-Band in jedem Fall nach vorne geht.

Wobei diese Schublade dem Quartett nur annähernd gerecht wird, denn über zwölf Songs und knapp 54 Minuten vermengen TORRENTIAL RAIN zeitgenössische Genre-Trademarks mit technischen Spielchen und einem gewissen Pop-Appeal, welcher sich im hellen und oft unwiderstehlichen Klargesang Christopher Danners niederschlägt. Besonders deutlich tritt diese Seite der Band in „Meant To Be“ zutage, wo sich Drumcomputer und dezent chaotische Arrangements im Stile ICE NINE KILLS‘ einer Gesangslinie gegenüberstellen, die einer Boygroup würdig wäre.

Die eigene Handschrift ist bei TORRENTIAL RAIN unverhandelbar

Das ist durchaus als Kompliment zu verstehen, schließlich führen TORRENTIAL RAIN diese vermeintlichen Gegensätze in so natürlicher Weise zusammen, dass wir die Legitimität einer solchen Symbiose nicht in einer Sekunde anzweifeln. Oder anders formuliert: Eingängigkeit und Power gehen hier Hand in Hand, zumal „Digital Dreams“ den unbändigen Drive des Modern Metalcore nie aus den Augen verliert. Das spiegelt sich im eröffnenden „Fountain Of Youth“, wo sich unter dem futuristischen Synth-Anstrich ein ziemlich treibender Grundansatz versteckt, während sich das progressive „Aporia“ ähnlicher Stilmittel bedient, wie es ERRA auf ihrem selbstbetitelten fünften Studioalbum tun.

Nichtsdestotrotz ist die eigene Handschrift bei TORRENTIAL RAIN unverhandelbar: So erinnert das lockere „Count On You“ phasenweise vielleicht an die verspielt-melodische Seite PERIPHERYs, lenkt dann aber mit dem lieblichen Refrain und der rotzigen Rock-Attitüde in der Bridge das Stück in eine unerwartete Richtung. Ähnliche Zitate finden wir an jeder Ecke des Albums: Nu-Metal-Vibes in „Wanderers“ oder (emo-)punkige Anleihen in „Faults Are Thick Where Love Is Thin“ halten das sonst recht homogen konzipierte „Digital Dreams“ kurzweilig und machen so den einzigen Kritikpunkt zumindest fast vergessen.

“Digital Dreams” katapultiert TORRENTIAL RAIN in die obere Liga

Obwohl sich die Band zu keinem Zeitpunkt die Blöße gibt, bringt nicht jedes Stück die gleiche Intensität mit sich, die etwa den massiven Titeltrack oder das erwähnte „Aporia“ auszeichnen. Gerade in der zweiten Hälfte macht sich das erprobte Rezept im risikoarmen „Second Chances“ dann doch zu deutlich bemerkbar, zumal das darauffolgende „Lighthouse“ seinerseits die emotionale Seite in den Vordergrund rückt.

Vielleicht hätte „Digital Dreams“ daher von einer kompakteren Laufzeit profitiert. Die Klasse und vor allem die Detailverliebtheit, mit welcher die Nürnberger zu Werke gehen, katapultieren TORRENTIAL RAIN dennoch direkt in die obere Liga. Wo man im Übrigen weiter nach vorne blickt und sich nicht mit Althergebrachtem aufhält: Das beginnt mit Binärcode auf dem Frontcover und endet mit per QR-Code ausgelagerten Lyrics im schön gestalteten Booklet, um dem Artwork mehr Raum zu geben. Fast hat es den Anschein, als wolle man auch damit ein Statement setzen: Vergiss die eingefahrenen Strukturen. Die Zukunft ist jetzt, alter Mann!

Veröffentlichungstermin: 17.11.2023

Spielzeit: 53:44

Line-Up

Christopher Danner – Vocals, Gitarre
Gordian Gouder – Gitarre
Dominik Grauvogel – Bass
Dario Trennert – Drums

Produziert von Christopher Danner, Sawdust Recordings (Mix) und GKG Mastering (Mastering)

Label: Eigenproduktion

Homepage: https://www.torrentialrain.de/
Facebook: https://www.facebook.com/TorrentialRainBand

TORRENTIAL RAIN “Digital Dreams” Tracklist

1. Fountain Of Youth (Video bei YouTube)
2. The Escapist
3. Count On You (Video bei YouTube)
4. Wanderers
5. Meant To Be
6. Faults Are Thick Where Love Is Thin
7. Aporia
8. Second Chances
9. Lighthouse
10. Eye To Eye
11. Digital Dreams (Video bei YouTube)
12. Monachopsis

WordPress Cookie Hinweis von Real Cookie Banner