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THE MOTH: Frost

„Frost“ zeigt THE MOTH als eingespieltes Power Trio, das mit schwachem Songwriting zu kämpfen hat.

Eine dicke Lippe riskieren THE MOTH nicht erst seit gestern, sondern bereits seit 10 Jahren. Dass sowas nicht immer gut geht, wissen wir alle wohl aus leidvoller Erfahrung, und irgendwann fällt man eben auf die Fresse. So hier geschehen: „Frost“, das vierte Album des Hamburger Trios ist ein wuchtig rockendes, erdiges Sludge-Album, das ungefähr ähnlich impulsiv ist, wie das Verhalten angetrunkener Rabauken, die auf eine Kneipenschlägerei aus sind. Dass sich in THE MOTH eine Menge Energie angestaut hat, ist hörbar, immerhin wurde zuletzt „Hysteria“ 2017 veröffentlicht – in dieser Zeit ist viel passiert. Diese Energie durfte sich auch entsprechend entladen. „Frost“ wurde in 24 Stunden live aufgenommen, entsprechend klingen THE MOTH auf ihrem vierten Album nicht poliert, sondern roh und direkt.

Roh und direkt, statt poliert: Das in nur 24 Stunden live aufgenommene „Frost“ zeigt THE MOTH als Power Trio.

Das sind eigentlich gute Voraussetzungen für ein rabiates Album, doch THE MOTH scheitern am Songwriting. Weder wollen die Riffs wirklich mitreißen und zünden, noch überzeugen die Songs als Gesamtes. Insgesamt klingt „Frost“ über weite Teile, als würde die Energie die Band kontrollieren und nicht umgekehrt. „Me, Myself & Enemy“, „Birmingham“ und „Bruised“ sind schrammelige Tracks, die unfertig bis gehetzt wirken, so als hätten THE MOTH vorwiegend sich mit dem Demostadium der Stücke begnügt. „Frost“ ist ein Beispiel dafür, dass die Verknappung eine Kunst ist – denn auf diesem Album ist es eben nicht gelungen.

Und doch gibt es Abwechslung in den 45 Minuten: In der zweiten Hälfte des Albums bemühen sich THE MOTH mit gebremsten Tempo und mehr Melodie um Abwechslung, doch hier erzeugen zu häufige Wiederholungen schnell Abnutzung, wie der Titelsong und „Dust“ zeigen. Die Ausnahme ist das schwermütige „Cathedral“, hier trauen sich THE MOTH, aus ihrer Rifflastigkeit auszubrechen und bauen die Melodik im Laufe des Songs aus. Dass „Frost“ nicht mehr solche Momente bietet ist schade, vor allem da in einigen weiteren Tracks eine ähnliches Potenzial geschlummert hätte.

Solide Performance, ausbaufähiges Songwriting: THE MOTH verschenken auf „Frost“ einige Chancen.

Insgesamt verschenkt „Frost“ einige Chancen. Das herrlich räudig klingende Album hat leider kaum adäquates Songmaterial zu bieten. Das ist sehr schade, denn das Power Trio ist hörbar eingespielt, hat Energie und eine solide Instrumentalperformance. Auch die mehrstimmigen Vocals von Bassistin Cécile Ash und Gitarrist Frederik Mohrdiek zeigen, dass THE MOTH Talent besitzen.  Schade, dass sie es ihres ausbaufähigen Songwritings wegen nicht ausspielen können. Ihre Fans sehen das sicherlich anders, und wahrscheinlich bekomme ich jetzt aufs Maul dafür. Aber ist halt so.

Wertung: mit 5 von 10 Stichen genähte Platzwunden

VÖ: 22. September 2023

Spielzeit: 44:18

Line-Up:
Cécile Ash – Bass & Vocals
Frederik Mohrdiek – Guitar & Vocals
Christian Korr – Drums

Label: Exile On Mainstream Records

THE MOTH „Frost“ Tracklist:

1. Me, Myself & Enemy
2. Birmingham
3. Battlefield (Official Video bei Youtube)
4. Bruised
5. Cathedral
6. Hundreds
7. Frost
8. In The City
9. Dust (Official Video bei Youtube)
10. Silent

Mehr im Netz:

https://the-moth.bandcamp.com/
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https://www.instagram.com/listentoTHEMOTH/

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