Bereits seit 2017 sind die Griechen TELMA (original Τέλμα) unterwegs. Die Band aus Athen hat sich dem epischen Doom verschrieben, mit deutlicher Verbeugung vor allem vor dem eher epischen Sound der späten 80er bis Mitte 90er. Im Februar 2021 gab es mit „Ξίφη στραμμένα στο φοίνικα“ (Swords Pointing To The Phoenix) eine erste Single. Entsprechend dem Motto der Band „Τέλμα composes and releases music AS SLOW AS POSSIBLE“ hat es bis zum letzten September gebraucht, bis mit „Ανθρωποβόρος“ (Man-Eater) der erste Longplayer bereit stand. Den gibt es immer noch nur über die Bandcampseite der Band als Download, ein passendes Label für einen „echten“ Release hat sich bisher nicht gefunden. Auch weil es sich die Band mit den griechischen Vocals selbst nicht leicht macht, das aber selbstbewusst durchzieht. So hat man in der Heimat bereits einige sehr positiven Reviews eingefahren. Und das ohne jeden Zweifel berechtigt.
TELMA präsentieren auf „Ανθρωποβόρος“ epischen Doom mit griechischen Vocals
„Καλότυχες“ (Kalotixes) startet dann gleich dezent treibend, irgendwo zwischen COUNT RAVEN und THUNDERSTORM. Trotzdem zieht sich hier bereits die Melodik ihrer Heimat durch, der Song fällt zusammen, SOLITUDE AETURNUS schauen wie auch später mal vorbei. Als Epic-Doomer schwebt man in anderen Sphären, der Kopf wackelt langsam im Takt, die Faust geht immer mal gen Himmel. Auch um den Engel von CANDLEMASS zu grüßen, der Song endet mit einer tiefen Verbeugung Richtung „Ancient Dreams“ und „Tales Of Creation“. Ehren TELMA die schwedischen Doomgötter, dann eher mit Bezug auf diese Alben statt wie bei vielen üblich den ersten zwei Klassiker-Alben „Epicus Doomicus Metallicus“ und „Nightfall“. Mit dem ersten Song hat man bereits eine komplette Vollbedienung, wenn man im Epic-Doom zuhause ist.
Traurige Gitarren, zähe Grooves, ungewohnte Vocals im brummeligen Bariton
„Αντίο“ (Antio) steht dem in nichts nach. Traurige Twinguitars, ein zäher Groove, der alles runter zieht, und doch so viel Hoffnung aufbaut. Melancholie kann so schön sein! Auch hier bricht der Song total zusammen, Doom muss auch mal weh tun. Wieder eine traurige Gitarrenmelodie, auch bei „Ερπετό“ (Erpeto) denken die Jungs gar nicht daran, ihr eigenes Wohlfühlgenre zu verlassen. Hier knurrt dann man auch der Bass nach vorne, den Gitarrist Kostis eingespielt hat. Die Vocals kommen noch etwas theatraler, mystischer. Gerade diese geben TELMA etwas sehr eigenes. Abgesehen von den für uns etwas fremd klingenden griechischen Lyrics gibt Sänger Vangelis dem Ganzen eine eigene Note. Mag er sich bei den Gesangslinien doch gern mal vor Messiah oder Rob Lowe verbeugen, auch mal einen Kickser einbauen Richtung DAWN OF WINTER´s Gerrit, so jault Vangelis nicht in den üblichen hohen Regionen, sondern brummelt sich meist mit seiner im Bariton wandernden Stimme durch die Lyrics und zieht nur hier und da mal die Stimme passend hoch. Dazu hier und da ein düsterer Sprechgesang, das gibt den Songs im wörtlichen Sinne Tiefe.
„Φωνή“ (Foni) kommt etwas vertrackter, zappeliger, sperrige 88/98er CANDLEMASS vielleicht. Aber auch MEMENTO MORI hören die Griechen sicher gerne mal. Hier drücken auch mal ein paar Growls raus. Bei „Θέρος“ (Theros) fällt es anfangs schwer, nicht an BLACK SABBATH zu denken, „Vol.4“ sollte man eh mal wieder auflegen. Natürlich fällt auch dieser Song irgendwann zusammen. TELMA wollen den Doom offensichtlich nicht neu erfinden, sondern seine beste Zeit zusammentragen in ihren eigenen Songs. Die Bandhymne „Τέλμα“ (Telma) lebt wieder von einem zähen Groove und den theatralen Vocals, die wieder mehr auf griechische Melodien setzt. Es wird lauter, voller, lädt zum Ende nochmal zum Doomdancing ein.
Die Verweise auf die Vorbilder sind auf „Ανθρωποβόρος“ deutlich, aber nie als einfallslose Kopie
Bei „Fanostatis“ (Φανοστάτης) brummelt wieder der Bass, die Vocals gehen in den Keller, um wieder einer heroischen Stimmung Platz zu machen. Das aber bitte schön immer ganz langsam. „Xoma“ (Χώμα) fasst zum Abschluss nochmal alles zusammen und bestätigt, dass die Griechen innerhalb all der Verweise ihren eigenen Platz gefunden haben. Sie lieben die gleichen Doombands wie alle anderen Epic Doomer, hören sicher auch mal Bands wie TAD MOROSE, MEMORY GARDEN oder SORCERER, die Verweise sind immer deutlich, aber nie als einfallslose Kopie. Es gibt nicht diesen üblichen Gitarrenzauberer wie bei einigen Vorbildern, TELMA setzen auf schöne, natürlich traurige Gitarrenmelodien im Sinne des Songs. Die sowohl stimmlich als auch lyrisch mal ganz anderen Vocals geben den Songs zudem etwas sehr eigenes. Auch der Sound kommt stimmig, nicht zu mumpfig, nicht zu überzogen, es klingt nach gefühlsechtem Doom.
TELMA bieten auf „Ανθρωποβόρος“ alles, um jeden Epic-Doomer in Glückseeligkeit zu hüllen
Das TELMA weit unter dem Radar fliegen ist unverständlich. Musikalisch bieten die Griechen alles, um jeden Epic-Doomer in Glückseeligkeit zu hüllen. Die anfangs etwas befremdlichen Vocals fügen sich mit jedem Durchgang weiter ein. Mit Τέλμα schlummert in Athen ein echtes Doomjuwel, das belegen sie mit „Ανθρωποβόρος“ unverkennbar. Bleibt zu hoffen, dass das auch mal ein Label erkennt! Bis dahin bleibt halt erstmal nur der Download über die Bandcamp-Seite von TELMA.
Veröffentlicht am 01.09.2024
Spielzeit: 46:42 Min.
Lineup:
Vangelis – Vocals
Kostis – Guitar, Bass, Synths
Marios – Guitar
Chris – Drums
Label: Eigenproduktion
Mehr im Web: https://www.facebook.com/profile.php?id=61565140952719
Die Tracklist von „Ανθρωποβόρος“:
1. Καλότυχες
2. Αντίο
3. Ερπετό
4. Φωνή
5. Θέρος
6. Τέλμα
7. Φανοστάτης
8. Χώμα