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BLACK SABBATH: Vol.4 Revisited [4CD] [Re-Release]

Nachrüsten ist Pflicht, wenn man das Album nicht eh schon in verschiedenen Versionen hat

Ein bekanntes Drama ist es ja schon… All die wichtigen Klassiker der Rock- und Metalgeschichte werden uns alle zehn Jahre mit neuen Jubiläumseditionen vorgesetzt. Gern mit Bonusmaterial, das keiner wirklich braucht außser vielleicht das ein oder andere willkommene Live-Konzert. Die dürften so langsam auch verbraten sein, da kramt man halt irgendwelche versemmelten Aufnahmeschnipsel zusammen. Der Sammler wird es wollen und fleißig dafür bezahlen. Das wissen auch BLACK SABBATH, die nun ihr viertes Album “Vol. 4” neu auflegen. Gut eineinhalb Jahre zu früh für ein Jubiläumsfest. Vielleicht ist man sich bewusst, dass demnächst die Jubiläumsauflagen all der großen NWOBHM-Alben anstehen und legt sich lieber etwas vorweg ins Rennen. Egal, einen Superklassiker wie “Vol. 4” kann man immer feiern!

Einen Superklassiker wie BLACK SABBATHs “Vol. 4” kann man immer feiern!

Über “Vol. 4” kann man auch immer reden, egal wie oft es schon gesagt oder geschrieben wurde. Das haben die echten Klassiker halt so an sich. Als erstes Album, das nicht wie gewohnt von Rodger Bain zuhause in England produziert wurde, war man damals sehr gespannt auf das Ergebnis. Von der Band selbst produziert, da weitestgehend von TONI IOMMI, fanden die Aufnahmen in Los Angeles in den Record Plant Studios statt. Rausgekommen ist dabei das für mich immer noch groovigste Album der Doom-Väter. “Wheels Of Confusion” zieht einen sofort doomig in seinen zähen, sperrigen Takt, um dann herrlich zappelig nach vorn zu drücken. Das angehängte “The Straightener” kommt mit einem schönen, fluffig positivem Flow daher, entrücktes Schunkeln ist angesagt. “Tomorrow’s Dream” mit seinem düsteren Groove und seiner erhabenen Bridge zünden sofort wieder.

Ein kurzes Pianogedingel und man schwebt davon. Wer alt genug ist, “Changes” im Original vor dem Split live gehört zu haben, der weiß, wie sich der Song anfühlt. Da gab es oft Tränen, vor und auf der Bühne! “FX” bleibt eine unnötige Spielerei mit dem neuen Effektgerät, “Supernaut” bleibt einer dieser Songs, bei denen man nicht stillsitzen kann. Der energische Gesang, der zappelige Groovepart, das ebenso zappelige Solo von Master IOMMI, die Vorlage für zukünftige Drum-Soli, yeah! “Snowblind”, der damals geplante und vom Label abgelehnte Titeltrack, ist Sinnbild für eine ganze Szene. Das ist purer Doom, zäh, eine schöne Melodie, ein bezauberndes Solo, ein Popo tretender Teil mit dezent angezogenem Tempo. Dieser Song beinhaltet die komplette Maryland-Doomszene in sich oder eher umgekehrt, noch mehr “Cornucopia”.

“Laguna Sunrise” zieht uns raus aus dem Bandsound, niemand kann das so gut wie BLACK SABBATH. Hier schwebt man verträumt davon, egal ob der Sonnenuntergang im eigenen Kopf nun hinter den blauen Dächern von Santorini, an einem schwedischen See oder am Ufer der heimischen Weser den Himmel zum Glühen bringt. Das Urgestein des Doomdancing reißt einen zurück, “St. Vitus Dance” lädt zum Tanze ein. Das herrlich doomig beginnende “Under The Sun” klingt auch heute noch wie ein aus ungenutzten Ideen spontan im Studio entstandener Song. Egal, wenn der Song Fahrt aufnimmt ist Zappeln bis zum Umfallen angesagt. Beim Anhängsel “Every Day Comes And Goes” packt man die Luftgitarre aus und begleitet Herrn Iommi bei seinem Solo.

Der Charme des etwas mumpfig klingenden Originals geht hier natürlich verloren

“Vol. 4” ist rundum gelungen und durch diesen das ganze Album durchziehenden Groove ein weiteres Highlight der Rock-, Metal- und vor allem Doomgeschichte. Es gehört ohne wenn und aber in jede Hard’n’Heavy-Sammlung. Der remasterte Sound ist gelungen und nicht so überzogen wie auf früheren Re-Releases. Wobei der Charme des etwas mumpfig klingenden Originals hier natürlich verloren geht. Nachrüsten ist Pflicht, wenn man das Album nicht eh schon in verschiedenen Versionen hat. Muss man dann schon wieder sein Sparschwein killen? Das versucht man wie üblich mit Bonusmaterial zu schaffen.

BLACK SABBATH locken die Fans mit reichlich Bonusmaterial

Braucht man die Bonustracks? Ein paar Outtakes wurden von STEVEN WILSON neu abgemischt. Der hat ihnen einen warmen, etwas wattigen Sound verpasst. Das lässt die Songs etwas anders wirken, vor allem “Changes” wird so zur Plüschballade. Aber echter SABBATH-Sound ist das nicht. Braucht man vier Versionen von “Wheels Of Confusion”, wenn mit der Originalversion auf dem Album bereits alles gesagt ist? Braucht irgendwer Aufnahmen von Songs, bei denen der Anfang versemmelt wurde und die man neu anfangen musste? Hm… Braucht man von “Under The Sun” eine Instrumentalversion oder eine mit Vocals-Tralala im Hintergrund? Gern, wenn man die eigene Gitarre rausholt und den Song mit eigenen Soli zerschreddern möchte. Echte BLACK SABBATH-Nerds haben sicher ihr jajajaja eingeworfen. Die haben natürlich ihren Spaß an den Bonustracks.

Der Live-Mitschnitt macht Spaß

Richtig Spaß haben wird man an der Aufnahme von einer UK-Show der “Vol. 4”-Tour von 1973. Hier und da gab es bereits Häppchen davon, das gesamte Konzert, das eigentlich mal ein Live-Album werden sollte, gibt es nun hier zu hören. Die Band ist klasse eingespielt und präsentiert bei gutem Sound einen überraschungsfreien Mix ihrer Songs. Nimmt man gerne mit, ein tolles Konzert. GEEZER brummelt mal an den Riffs vorbei, wahrscheinlich weil er nunmal einen weitaus größeren Bewegungsradius hat als Master IOMMI. Der zieht seine Riffs wie gewohnt herrlich zurück und bremst jeden Anflug von anziehendem Tempo. Nicht bremsen mag er sich beim langen Solo, wie gewohnt zum Ende von “Wicked World”. Wer Verehrer ist vom Riff-Helden und Vorbild des eigenen Gitarrenspiels, der ist entzückt. Alle anderen holen solange das Kaltgetränk. Das Drumsolo bei “Supernaut” ist wie immer, da gehen die Gitarrenfreaks zum Kühlschrank. Zum Ende der Show kommt dann doch dezent Hektik auf, da zeigt wohl wer am Bühnenrand entnervt auf die Uhr. “Symptom Of The Universe” und als unvermeidliche Zugabe “Paranoid” werden sehr rasant runtergerattert und verlieren dadurch ihren typischen Charme. Das stört aber nur am Rande, ein gelungenes Konzert, ein gelungener Bonus für die Jubiläumsauflage von “Vol. 4”.

Nachrüsten ist Pflicht, wenn man das Album nicht eh schon in verschiedenen Versionen hat

Ob man sich nun das große Deluxe-Package leisten kann oder will, an der Neuauflage des Albums kommt man nicht vorbei, wenn man es nicht hat. Oder man rüstet doch groß nach, das altbekannte Drama von “will ich, kann ich, darf ich?”! Die “Vol.4 Revisited” Super Deluxe Eedition wird als 4-CD Set und 5-LP Set veröffentlicht. Beide Versionen kommen mit einem ausführlichen Booklet mit Liner Notes und Quotes aller vier Bandmitglieder, seltenen Fotos und mit einem Poster mit einem bis dato unveröffentlichten Artwork des Albums, welches damals unter dem Arbeitstitel “Snowblind” lief.

Veröffentlicht am 12.02.2021

Lineup:
Ozzy Osbourne – Vocals
Tony Iommi – Guitar
Geezer Butler – Bass
Bill Ward – Drums

Label: BMG

Homepage: http://www.blacksabbath.com

Mehr im Web: http://www.facebook.com/BlackSabbath

Die Tracklist von “Vol.4 Revisited” [4CD]

CD 1: Original Album Remastered
1. Wheels Of Confusion / The Straightener
2. Tomorrow´s Dream
3. Changes
4. FX
5. Supernaut
6. Snowblind
7. Cornucopia
8. Laguna Sunrise
9. St. Vitus Dance
10. Under The Sun / Every Day Comes And Goes

CD 2: Outtakes – New Mixes
1. Wheels Of Confusion / The Straightener *
2. Changes *
3. Supernaut *
4. Snowblind *
5. Laguna Sunrise *
6. Under The Sun (Instrumental) *

CD 3: Alternative Takes, False Starts & Studio Dialogue
1. Wheels Of Confusion (False Start with Studio Dialogue) *
2. Wheels Of Confusion (Alternative Take 1) *
3. Wheels Of Confusion (Alternative Take 2) *
4. Wheels Of Confusion (Alternative Take 3) *
5. Wheels Of Confusion (Alternative Take 4) *
6. The Straightener (Outtake) *
7. Supernaut (Outtake) *
8. Supernaut (Alternative Takes with False Starts) *
9. Snowblind (Alternative Take 1 – Incomplete) *
10. Under The Sun (False Start with Studio Dialogue) *
11. Under The Sun (Alternative Take with Guide Vocal) *

CD 4: Live In The UK 1973
1. Tomorrow´s Dream *
2. Sweet Leaf *
3. War Pigs
4. Snowblind *
5. Killing Yourself To Live
6. Cornucopia
7. Wicked World (Includes Excerpts of:)
i. Guitar Solo
ii. Orchid
iii. Into The Void
iv. Sometimes I´m Happy
8. Supernaut / Drum Solo
9. Wicked World (Reprise)
10. Embryo
11. Children Of The Grave
12. Paranoid

* bisher unveröffentlicht

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