Doch, also unseren Rachendrachen kann man durchaus mal auch in den Urlaub schicken. Denn mit dem, was er so aus der Ferne mit Heim bringt, kann man wirklich mehr als zufrieden sein. So lernte er mehr durch einen Zufall während seines Auslandsemesters in San Diego den ehemaligen PSYCHOTIC WALTZ-Schlagzeuger Norm Leggio kennen, der gerade fleißig mit seiner neuen Band TEABAG am Werkeln war, in der auch Gitarrist Steve Cox mit von der Partie ist, und hatte sogar Gelegenheit für eine gewisse Zeit in der Band den Bass zu spielen.
Nun, inzwischen ist der Rachendrachen schon wieder ein Weilchen zurück in der Heimat und TEABAG waren in dieser Zeit nicht untätig, weshalb inzwischen nun also auch das offizielle Debüt der Band erhältlich ist, wenngleich bei uns auch nur über den Import-Weg.
TEABAG spielen ihren Progressive Metal ohne Scheuklappen
Und wie hören sich TEABAG nun an? Nun, sicherlich erwartet niemand eine Fortsetzung zum letzten PSYCHOTIC WALTZ-Album „Bleeding“, gänzlich von ihren Wurzeln lösen konnten sich die Recken von TEABAG aber auch nicht. Denn um die Kategorisierung „Prog Metal“ kommen die Jungs aus dem Sonnenstaat ganz klar nicht herum. Allerdings gehören TEABAG aber eher zu jenen Bands, die sich an keine Genregrenzen halten und so fällt gleich beim ersten Hören eine gewisse moderne Metal-Schlagseite auf, durch die einem recht schnell bewusst wird, dass die Amis das Wort „Metal“ inzwischen komplett anders definieren als wir Europäer. Scheuklappendenken ist nicht, aber keine Angst, TEABAG sind alles andere als eine langweilige Nu-Metal-Combo. Die Spuren der Zeit sind an TEABAG einfach nicht vorbei gegangen und diese hat die Band geschickt in ihren vertrackten, thrashigen Prog Metal eingebettet, so dass das Debüt sowohl Traditionalisten als auch Freunde modernerer Metal-Produktionen (als Vergleich kann man durchaus auch die durchgeknallten MESHUGGAH anbringen) ansprechen dürfte.
Besser die Finger weg lassen sollten allerdings all diejenigen von TEABAG, die schon bei einem einfachen 5/4-Takt in Verzweiflung geraten, denn bereits beim Opener „Resisting Possession“ wird deutlich, dass es dieser Band einfach zu langweilig ist, sich mit einer einfachen Rhythmik zu beschäftigen. Da werden die Taktzahlen wild durcheinander geworfen, um sich aber dann doch wieder irgendwie zusammenzufinden, und so ist TEABAG genau das richtige Futter für alle Frickel-Fans, die sich gerade so allmählich an der neuen ZERO HOUR sattgehört haben.
Dank ausreichend Abwechslung besteht „Teabag“ auch den Langzeittest
Neben Frickeleien zeichnet dieses Debüt aber genauso eine enorme Heavyness aus und eine angenehme Portion Melodieverliebtheit, wodurch die Songs nach einer gewissen Einhörphase dann auch recht schnell im Ohr hängen bleiben und vor allem auch einem logischen Songaufbau folgen. Durch den Wechsel zwischen thrashigen Klopfparts und atmosphärisch, ruhigen Gitarren-Gesangsteilen ist auch für genug Abwechslung gesorgt, so dass „Teabag“ auch den Langzeithörtest ohne Probleme besteht und auch nach dem zigten Durchlauf interessant bleibt.
Und wo ist nun der Haken an der Sache? Wo wohl, natürlich einmal mehr am Gesang. Denn der ist nicht für jedes Ohr bestimmt. Legt man die CD in den Player, so ist einem bei den ersten Tönen von Ron Lerma so mancher verschrockene Blick der Anwesenden garantiert. Denn Ron singt in einer Tonart, die schon einen gewissen Hang zu Extremen erfordert, damit man diesen so richtig genießen kann. Mit seiner hohen näselnden, quäkigen Stimmt wirkt er an manchen Stellen fast schon wie eine extremere Version von MEGADETHs Dave Mustane, wobei mir der Rachendrachen allerdings garantiert hat, dass Ron die alten PSYCHOTIC WALTZ-Songs teilweise fast noch besser rüberbringt als Buddy Lackey himself.
„Teabag“ ist ein richtig starkes Prog-Metal-Album
Aus diesem Grund gibt es eigentlich nur eine Möglichkeit: Zieht euch mal die MP3s der Band, hört euch den Gesang an und wenn ihr glaubt, dass ihr damit was anfangen könnt, dann bestellt diese CD. Denn die lohnt sich auf jeden Fall. „Teabag“ ist ein richtig geiles Prog-METAL-Album, das sowohl den kopflastigen Progger als auch den riffverliebten Heavy vollauf zu befriedigen weiß.
Veröffentlichungstermin: November 2001
Spielzeit: 36:54 Min.
Line-Up:
Steve – Gitarre
Norm – Drums
Ron – Vocals
Marty – Bass
Produziert von Teabag
Label: Eigenproduktion
TEABAG „Teabag“ Tracklist
1. Resisting Possession
2. Convicted
3. Mummity
4. Shadows
5. Earthbound
6. Sin or be damned
7. Incantation
8. Projections