Eigentlich ist dieses Review überflüssig. Eigentlich reicht ein Blick auf das Cover, ein kurzes Reinhören beim Gesang und ein kurzes Sinnieren über den Titel dieses Debütalbums aus Schweden, und du weißt, ob du es dringend brauchst oder lieber einen großen Bogen darum machst. Meine Wenigkeit jedenfalls gehört zur ersten Kategorie: „Every Battle Has Its Glory“ hat bei mir von Beginn an und dann für zwei Wochen quasi durchgehend eine wohlige Gänsehaut, ein zufriedenes Grinsen und das Gefühl, irgendwann in den 80ern in einem gemütlichen Keller mit meinen Freunden AD&D zu spielen, ausgelöst, inklusive aller alberner, leidenschaftlicher und erhabener Momente, die einem dazu einfallen können.
Ja, dieses Album ist pures Kauzigkeitsgold, und das schafft es allein durch eine simple Formel: Man nehme kraftvolle Akkorde, mache packende Riffs daraus, arrangiere diese mit einem druckvollen Schlagzeug und den passenden Samples zu simplen, aber keinesfalls einfältigen Songs, und dann… dann singe man darüber, als wäre man ein angetrunkener Kampfzauberer, der sich neben allerlei metaphysischem Ungemach auch noch mit einem chronischen Schnupfen und einem klitzekleinen Sprachfehler herumschlagen muss.
“Every Battle Has Its Glory” ist ein Juwel des verschrobenen Epic Metals
Und ja, das ist das Beste daran. SORDID BLADE ist das ehemalige Soloprojekt des Schweden Niklas Holm; er hat sich Schlagzeuger Micael Zetterberg dazu geholt – beide haben mit WANTON ATTACK noch ein weiteres Projekt, bei dem allerdings Zetterberg der Kopf ist -, und er hat eine Stimme zum Niederknien und sieht gar nicht ein, sich irgendwie anzustrengen, besonders druckvoll zu singen. Das hat er gar nicht nötig, lieber näselt er in bester MANILLA ROAD-Manier ganz entspannt seine Texte über die Kämpfe, die das Leben ihm so bot, ins Mikro. Und wirkt dabei nicht nur herrlich verschroben, sondern eben auch kraftvoller als so mancher Power-Metal-Sänger!
Erzeugt wird dabei eine Atmosphäre, die hie und da an ETERNAL CHAMPION oder die erste SUMERLANDS erinnert, aber – wir erinnern uns ans Cover – deutlich dunkler, geheimnisvoller, kauziger wirkt und in mir einen Glücksschauer nach dem anderen auslöst. Tagelang habe ich z.B. den Refrain von „Mighty Old Star“ nicht aus dem Kopf bekommen oder das herrlich melancholische „Halfway To Heaven“: Das ist Charisma, das ist wirklich was Besonderes, ein Juwel des Epic Metals alter und neuer Schule gleichermaßen. Klar, musikalisch passiert nicht viel Besonderes – es wird fleißig marschiert und galoppiert und wehmütig in die Ferne gestarrt -, aber wer hat denn auch behauptet, dass das bei diesem Stil anders sein sollte? Den muss man perfekt spielen, fertig.
Mit Kohärenz und Authentizität zum Erfolg
Perfekt arrangiert sind die Lieder auch, was ihre Reihenfolge angeht: „Every Battle Has Its Glory“ ist nur 35 Minuten lang, wirkt aber durch ein schönes Intro, ein atmosphärisches Instrumental und die beiden letzten, nochmal eine Spur epischeren Stücke („Lonesome Rider“ bietet dann sogar mal einen richtigen Chor!) wie ein abendfüllendes Werk – als leidenschaftlicher Album-Hörer freut es mich immer besonders, wenn es auf diese Art und Weise gelingt, ein kohärentes Ganzes und ein stimmiges Hörerlebnis zu schaffen, das lange nachwirkt und selber nicht zu lange dauert.
Nicht, dass ich mich nicht über mehr Songs gefreut hätte – SORDID BLADE sind so schön urig und authentisch, dass ich ihnen vermutlich stundenlang zuhören könnte. Und so bleibt schließlich nur noch, dieser Band und diesem Werk so viel Aufmerksamkeit zu wünschen, wie sie es verdienen. Unbedingte Empfehlung!
Spielzeit: 35:45 Min.
Veröffentlichung am 14.10.2022 auf Cruz Del Sur
SORDID BLADE “Every Battle Has Its Glory” Tracklist
1. Mordian Winds
2. Unbreakable Bonds
3. Mighty Old Star
4. Hidden Enthronement (Audio bei YouTube)
5. Halfway to Heaven
6. Kiolsvarf
7. My Guarded Home
8. Every Battle Has Its Glory
9. Lonesome Rider