Die Karten gleich zum Auftakt auf den Tisch zu legen, zeugt von Selbstbewusstsein: SHADOW OF INTENT wissen aber, dass es nicht viel mehr braucht als ihr starkes Songwriting, um auch ohne großes Brimborium den eigenen Platz im Deathcore-Olymp zu sichern. Wohl deshalb geht „Prepare To Die“ direkt in die Vollen, indem das Stück so ziemlich alles aus dem Genre-Handbuch in einem Song vereint. Blastbeats, dramatische Chöre, orchestrale Opulenz aus der Feder Francesco Ferrinis (FLESHGOD APOCALYPSE), Tempowechsel, ein Gitarrensolo sowie ein wuchtiger Breakdown geben die Marschrichtung vor, die „Imperium Delirium“ auch im Folgenden beibehalten will.
In puncto Aggressivität orientieren sich SHADOW OF INTENT dabei eher noch an den ersten Platten als am Vorgänger „Elegy“ (2022), wo das Quartett auffallend direkt mit dem Death Metal flirtete. Jetzt aber setzt es wieder vermehrt markige Breaks, wie sie „Flying The Black Flag“ serviert, um die erstaunlich eingängige Gitarrenarbeit zu kontrastieren. Dieses Spannungsfeld bedient die Band ohnehin wie keine zweite, da die Kombination aus Lead-Gitarren und begleitenden Synthesizern stets auf ein donnerndes Rhythmusfundament gebettet sind, das Shouter Ben Duerrs mittels seines gewaltigen Organs noch ein paar Ebenen tiefer bugsiert.
SHADOW OF INTENT betreten kein neues Terrain, setzen aber auf wendungsreiches Songwriting
Das Resultat ist ein Deathcore-Gewitter, das so zwingend wie erdrückend ist und diese Urgewalt mit einer ebenso druckvollen Produktion forciert. Dass wir gleichzeitig Abstriche bei der Dynamik hinnehmen müssen, ist so schade wie vorhersehbar: Ein paar Details opfert man dieser Tage ja gerne für ein besonders durchschlagskräftiges Auftreten. Nachhaltig trüben kann dies „Imperium Delirium“ glücklicherweise nicht, da SHADOW OF INTENT ansonsten großes Augenmerk auf ihre Arrangements legen.
Das kompromisslose „Mechanical Chaos“ etwa durchziehen Black-Metal-Anleihen, deren unheilschwangere Grundstimmung mittels gellender Screams ausgeschmückt werden. Überhaupt verlassen sich die US-Amerikaner um CURRENTS-Gitarrist Chris Wiseman nicht auf Taschenspielertricks: Sowohl Riffing als auch Schlagzeugspiel fallen wendungsreich und kreativ aus, so dass die Symphonic-Einsprengsel wie im Refrain von „They Murdered Sleep“ nur selten die primäre Melodieführung übernehmen. Das hebt die Vorgehensweise der Band wohltuend vom manchmal etwas eindimensionalen Ansatz LORNA SHOREs ab, die unmittelbar zugänglicher sind, doch mittelfristig ihr Pulver gelegentlich schneller verschossen haben.
„Imperium Delirium“ zementiert die Stellung SHADOW OF INTENTs im Deathcore
Gleichzeitig beweisen SHADOW OF INTENT Fingerspitzengefühl, wenn das walzende „Feeding The Meatgrinder“ mit Gastsänger Corpsegrinder (CANNIBAL CORPSE) vor dem Finale kurzzeitig gar Mut zur Stille beweist. Theatralisch legt „Vehement Draconian Vengeance“ los, nur um später den Schwerpunkt auf die Gitarren zu legen. Der Bass schließlich darf sich während des Instrumentalstücks „Apocalypse Canvas“ beizeiten nach vorne wagen, obgleich das Scheinwerferlicht in erster Linie der Leadgitarre gehört.
Ein Hauch von Epik beschließt „Imperium Delirium“ mit dem Titeltrack sowie dem vorausgegangenen „No Matter The Cost“, was weder für Genre noch Formation neue Klangfarben bereithält, doch so mitreißend umgesetzt ist, dass wir des Spektakels trotz der stattlichen Laufzeit keineswegs müde sind. „Imperium Delirium“ braucht somit gar kein Ass im Ärmel, wenn die Karten auf dem Tisch von vornherein eine derart starke Spielhand anzeigen.
Veröffentlichungstermin: 27.06.2025
Spielzeit: 55:00
Line-Up
Ben Duerr – Vocals
Chris Wiseman – Guitar, Keyboards, Vocals
Andrew Monias – Bass, Vocals
Bryce Butler – Drums
Produziert von Chris Wiseman und Dave Otero (Mix und Mastering)
Label: Eigenproduktion
Homepage: https://www.shadowofintent.com/
Facebook: https://www.facebook.com/ShadowofIntentCT/
Instagram: hhttps://www.instagram.com/shadowofintentofficial
Bandcamp: https://shadowofintent7.bandcamp.com
SHADOW OF INTENT “Imperium Delirium” Tracklist
1. Prepare to Die
2. Flying the Black Flag (Video bei YouTube)
3. Infinity of Horrors (Video bei YouTube)
4. Mechanical Chaos (Video bei YouTube)
5. They Murdered Sleep
6. The Facets of Propaganda
7. Feeding the Meatgrinder (feat. Corpsegrinder) (Video bei YouTube)
8. Vehement Draconian Vengeance
9. Beholding the Sickness of Civilization
10. Apocalypse Canvas
11. No Matter the Cost
12. Imperium Delirium (Lyric-Video bei YouTube)