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REPTILIAN: Castles Of Yesterday

Zwischen Hard Rock und Metal, aber immer schön neoklassisch: Ein nicht eben zeitgemäßes Album, das aber mit hoher Ohrwurmdichte besticht…

“Castles Of Yesterday”: Ein programmatischer Titel. Mit musikalischer Moderne hat dieses Album nämlich nicht das Geringste zu tun. Ob Songwriting, Produktion, Logo oder Cover-Artwork: Sie alle hätten ebenso Mitte der 80er entstanden sein können, und schon damals wäre auch dem enthusiastischsten Rezensenten nicht in den Sinn gekommen, mit Adjektiven wie “innovativ”, “progressiv” oder gar “visionär” um sich zu werfen. Es wäre also ein Leichtes, dieses Album als staubigen Anachronismus abzustempeln und zu ächten. Andererseits hegen eingeschworene Heavy Metal- und Hard Rock-Fans gerne den Anspruch, “ihre” Musik sei zeitlos. Nun: Unter eben jener Prämisse sollte man sich wohl REPTILIAN nähern, um “Castles Of Yesterday” gerecht zu werden.

Vergisst man rund 50 Minuten lang all das, was man von einem zeitgemäßen Album erwartet, offenbart “Castles Of Yesterday” nämlich einiges an Reiz, und das vor allem dank des ausgeprägten Gespürs der Band für einprägsame Melodien, die so gar nichts mit dem Kinderlied-Charakter anderer 80er-Neuauflagen zu tun haben, die sich seit dem Erfolg HAMMERFALLs erfolglos daran versuchen, ein zweites “Keeper Of The Seven Keys” aufzunehmen. Nein, das musikalische Gerüst REPTILIAN s steht sicher und stabil auf einem Stil-Fundament, dem einst das Etikett “Neoclassic-Metal” verpasst wurde. YNGWIE und so. Und in letzter ahnenforscherischer Konsequenz natürlich RAINBOW.

“Castles Of Yesterday” strotzt nur so vor Ohrwürmern

Kein Wunder eigentlich, waren die Initiatoren REPTILIAN s, namentlich Sänger Jonas Blum und Drummer Joel Lindner, doch bis 1999 Teil des Line-Ups der schwedischen First Class-Neoclassic-Protagonisten MAJESTIC. Die musikalische Grundausrichtung jener Band haben sie auch ihrem eigenen Projekt einverleibt, entschieden sich aber, ungleich songdienlicher vorzugehen. Sie verpassten ihrem Material eine Entschlackungskur, die alle bach-barocken Keyboard- und Gitarren-Schnörkel auf ein Mindestmaß reduziert, dafür aber umso mehr Wert auf erinnerungswürdige Melodien und Refrains legt. “Direkter und eingängiger” hieß offensichtlich die Devise, und es ist der Band mehr als gelungen, diese Vorgaben umzusetzen.

“Castles Of Yesterday” strotzt ergo nur so vor Ohrwürmern, die zwar mit spielerischer Kompetenz überzeugen, aber niemals protzen. Schnelle Kracher wie der Opener “Oblivion”, “Signing Out” oder “The Deceiver” bleiben unglaublich rasch im Gedächtnis haften, und ihnen zur Seite stehen nicht minder eingängige Midtempo-Stücke wie “I’ll Be Back” (mit sehr schönen Klavier-Klängen verziert), dem Titelsong und dem bombastisch-balladesken “Change Your Heart”. Sehr viel perfekter kann man melodischen Bach-Metal nicht inszenieren (von der antiquierten Produktion abgesehen). Also, wertes Nostalgie-Klientel: Zugreifen und glücklich werden!

Veröffentlichungstermin: 23.04.2001

Spielzeit: 49:52 Min.

Line-Up:

Jonas Blum – Vocals
Thomas Blum – Keyboards & Klavier
Lasse Boquist – Guitars
Joel Lindner – Drums
Jonas Reingold – Bass
Orvar Wennström – Guitar

Label: Regain Records

REPTILIAN “Castles Of Yesterday” Tracklist

  1. Preludium: Oblivion
  2. Castle Of Yesterday
  3. Veins Of Hell
  4. Skeleton Scales
  5. The Deceiver
  6. Change Your Heart
  7. Steel Of The Dagger
  8. I’ll Be Back
  9. Signing Out
  10. Masterplan
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