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MONO: Oath

Ein Schwur zur Silberhochzeit: MONOs zwölftes Full Length-Album „Oath“ feiert mit großen Gesten die Verbindung zwischen Menschen, Freundschaft und Beziehungen; manchmal überirdisch schön, manchmal aber auch etwas zu sentimental.

Was brauchen die Menschen heute mehr als Hoffnung, den Glauben an den Zauber des Lebens, in einer Welt voller Katastrophen und Krieg, voller drohender Untergangsszenarien und drohender Unterwanderung des Totalitarismus? Das Leben scheint es immer schlechter statt besser zu meinen und manchmal, da mag man verzweifeln beim Gewicht der eigenen Existenz, die auf den Schultern lastet. Wenn MONO dann „Oath“ einleiten, mit diesem sentimentalen Zauber, den nur wenige so beherrschen wie sie, wenn eine zum Sterben schöne Melodie ihr elftes Album einleitet, dann lebt kurz wieder der Glauben an Schönheit und Güte auf. Denn ist es nicht so: Wie schlecht kann eine Welt sein, die Musik hervorbringt?

MONO lieben die großen Gesten, den großen Auftritt, und dafür lieben wir MONO. Ihr elftes Album „Oath“ liefert in den ersten 18 Minuten derart großes Kino, dass man sie dafür glatt heiraten möchte. Weniger Post Rock, weniger Lärm, mehr Orchester; zum Jubiläum blasen sie zum Angriff auf die Tränendrüsen, sorgen für Schmetterlinge im Bauch und verleihen einen Zauber, wie nur sie es können. Sie tragen dick auf, etwas zu dick, möchte man meinen. Aber MONO sind ja besonders dann gut, wenn sie aus allen Rohren feuern. Und gerade „Oath“, der Schwur, den sie sich zur Silberhochzeit geben, ist Grund zur Feier genug.

MONO brillieren, wenn sie das ganz große Kino bieten: „Oath“ legt einen zu Tränen rührenden Start hin.

Die japanische Formation startet derart furios mit dem epischen Titelsong und dem erst verträumten, später treibenden „Run On“ in ihr neues Full Length-Abenteuer, dass es schwer scheint, dieses Niveau über die Spielzeit von 71 Minuten zu halten. Und in der Tat, „Oath“ verliert sich leider in der Mitte. Gerade die ruhigen Stücke sind es, denen es an Intensität mangelt, auch trotz großzügiger Instrumentierung durch Piano, Streicher und Bläser. Überhaupt, „Oath“ fährt deutlich mehr Orchester als „Pilgrimage Of The Soul“ auf, und das und das mit Kalkül.

Für sich betrachtet sind „Reflection“, „Hear The Wind Sing“ und „Hourglass“ schöne, liebevoll aufgebaute und instrumentierte Stücke, mit subtilen Steigerungen und viel Dynamik, die in dem Steve Albini-Sound ausgezeichnet zur Geltung kommen. Allein: Sie stehen im Schatten des Auftakts von „Oath“. MONO sehen aber auch auf diesem Album das große Ganze, das volle Bild und ziehen die Intensitätsschraube in der Folge langsam aber sicher wieder an. „Moonlight Dawning“ baut so subtil Spannung auf, integriert die Streicher so zart, dass man Weinen möchte, bis schließlich das Finale wieder das übliche Crescendo aus voluminösen Gitarren und Bässen, donnernden Drums und orchestralem Drama bietet. Zurückhaltender ist „We All Shine On“, das am Ende doch noch mitreißt, wenn es stark emotional aufgeladen, als üppig instrumentierter Instrumental Rock explodiert.

71 Minuten lang feiern MONO die Kraft der menschlichen Verbindungen und Freundschaft ein bisschen zu ausgiebig: „Oath“ kämpft mit ein paar Längen.

„Time Goes By“ lädt am Ende des Albums zur Reflexion ein. Wo sind sie nur hingegangen, die letzten 25 Jahre? Es gibt Abschiede, wie den kürzlichen, plötzlichen Tod des langjährigen Tontechnikers Steve Albini, es gibt neue Kapitel im Leben und es gibt Konstanten, wie MONO eben eine sind.

Was war dein Erstkontakt mit MONO? Mir hat 2004 ein Bekannter bei einer Jamsession „One More Step And You Die“ zugesteckt. Zwei Jahre später sah ich sie zum ersten Mal live, 2009 habe ich mit „Hymn To The Immortal Wind“ meine Großmutter betrauert. Auch wenn „Oath“ nun nicht das große, perfekte Jubiläumsalbum geworden ist, es liefert gerade zum Auftakt die vielleicht berührendsten Momente in der Geschichte der Band.

Ein paar Kürzungen hätten „Oath“ definitiv gutgetan, MONO verlieren ihr Publikum im Laufe der Spielzeit leider das ein oder andere Mal, wenn sie sich zu sehr ihrer eigenen Sentimentalität hingeben. Wer der Band in der Vergangenheit die Nähe zum Kitsch verzeihen konnte, kann aber auch das verkraften, nicht nur, weil sie mit Leichtigkeit zu Tränen rühren, sondern weil „Oath“ die Hoffnung auf ein Happy End schenkt, ein „Happily Ever After“, das auch das Artwork andeutet. Und genau so etwas haben die meisten Menschen in diesen Zeiten bitternötig. „Oath“ mag nicht MONOs bestes Album sein, die japanische Formation behält weiterhin ihren Status als Ausnahmeband im Bereich des instrumentalen Post Rock.

Wertung: 8 von 11 eidesstattliche Erklärungen

VÖ: 14. Juni 2024

Spielzeit: 71:23

Line-Up:
Takaakira „Taka“ Goto – Guitar
Tamaki – Bass, Piano
Yoda – Guitar
Dahm – Drums

Label: Pelagic Records

MONO „Oath“ Tracklist:

1. Us, Then
2. Oath (Official Video bei Youtube)
3. Then, Us
4. Run On (Official Video bei Youtube)
5. Reflection
6. Hear The Wind Sing
7. Hourglass
8. Moonlight Dawning
9. Holy Winter
10. We All Shine On
11. Time Goes By

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