MILLENIUM: The Best Of… And More

Nachdem das Album "Jericho" vor wenigen Monaten über weite Strecken enttäuschte, haben MILLENIUM nun eine Best Of-CD auf den Markt gebracht, die zwar für Neulinge recht anprechend ist, dem langjährigen Anhänger allerdings auch nur noch einmal in Erinnerung rufen kann, dass die Musiker ihre stärksten Songs nur in Zusammenarbeit mit dem großartigen JORN LANDE geschrieben haben.

Und schon wieder eine neue CD von MILLENIUM. Es ist noch nicht viel mehr als drei Monate her, als die US-Rocker mit Jericho ihre bislang schwächste Veröffentlichung in die Verkaufsvitrinen gewuchtet haben und somit eigentlich entgültig in der Versenkung verschwunden waren, zumal sich Bandkopf Ralph Santolla ja in letzter Zeit ohnehin vordergründig seinem (inzwischen ehemaligen) zweiten Gitarrenposten bei ICED EARTH und seinem Mitwirken bei SEBASTIAN BACH gewidmet hat. Dennoch oder gerade deswegen ruft die Band nun mit einer Doppel-Best Of ruhmreichere Tage der Bandhistory in Erinnerung, beschränkt sich dabei übrigens fast ausschließlich auf älteres Material, als hätte es Jericho tatsächlich nie gegeben. Desweiteren wurde die schmucke Scheibe mit eingen Raritäten angereichert, so findet der Fan hier einige unveröffentlichte Songs (darunter ist übrigens auch ein Coversong eines THE SWEET-Klassikers aus den 70er Jahren) und diverse Demo-Aufnahmen.

Anstatt die großen Momente des Backkatalogs einfach durcheinander zu würfeln, haben MILLENIUM die Stücke rückwärtig chronologisch angeordnet, was bei der Diskographie dieser Band gleichermaßen bedeutet, dass die Qualität der Songs im Verlauf der Doppel-CD kontinuierlich abnimmt. So beginnt der erste Tonträger auch gleich mit dem unweigerlichen Referenzwerk der Combo, namentlich Hourglass, welches übrigens vom mittlerweile bei MASTERPLAN trällernden JORN LANDE eingesungen wurde. Gerade weil die insgesamt sechs vertretenen Albumtracks auf der Best Of-Zusammenstellung im direkten Vergleich zum restlichen Schaffen der Truppe stehen, scheinen sich sich noch einmal einen ganzen Tacken deutlicher vom übrigen Material abzuheben – ob es nun an Jorn´s charakteristischer Stimme oder an dem wesentlich ausgefeilteren Songwriting liegt. Fakt ist, dass die Band sich zum damaligen Zeitpunkt auf ihrem absoluten Höhenflug befand, der durch Jorn´s Weggang leider sein Ende finden musste. Der Rest dieser CD wird von acht Stücken des zweiten, mit Angelfire betitelten Albums abgedeckt – hier singt nun wieder Todd Plant, der ja neben den ersten beiden MILLENIUM-Alben auch das strittige Jericho eingesungen hat. Nun, selbstverständlich hat dieses Material auch seine großen Momente aufzuweisen – der Titeltrack, Saving Grace oder auch The Color Of Night sind zweifelsohne wunderbare Hard Rocker, dennoch wird man durch das oben erwähnte Problem des direkten Vergleichs das Gefühl einfach nicht los, dass sich hier schon ein wenig Spritzigkeit vermissen lässt.

Auf der zweiten Scheibe finden sich dann, um die Diskographie der ersten drei MILLENIUM-Alben zu vervollständigen, vier Stücke des selbstbetitelten Debüts, die ähnliche Eindrücke hervorrufen wie die oben erwähnten Plant-Songs, trotzdem aber essenziell in jedem Falle gute Songs sind – besonders zu Empfehlen ist hier das großartige Together As One. Die nun angeführten unveröffentlichten Raritäten sind verblüffenderweise enorm stark ausgefallen und es stellt sich mir an dieser Stelle einfach die Frage, warum ein grandioser Gassenhauer wie I Surrender es nicht auf ein reguläres Album geschafft hat – bei Rain und Anybody beantwortet sich dies jedoch von selbst, denn die beiden exzellenten Stücke stammen aus den Aufnahmesessions für Hourglass, hätten aber trotzdem hervorragend auf den Longplayer gebracht werden können. Ansonsten hat die Band auch mal einen Cover-Song mit auf die Doppel-CD gepackt, Santolla und Co. haben sich dem THE SWEET-Klassiker Love Is Like Oxygen angenommen und bieten diesen im etwas heftigeren Gewand auch sehr gut dar – die Musiker kleben zwar phasensweise etwas am Original, schaffen es durch die eingebauten Interludes aber, dem Stück eine eigene Duftnote zu verpassen.

Insgesamt sei gesagt, dass die Doppel-Best Of nach mehrmaligem Durchhören leider nur mit gemischten Gefühlen zurück ins CD-Regal wandert. Wer sich bisher noch nicht mit den Amerikanern beschäftigt hat, sollte in jedem Falle mal ein Ohr riskieren – musikalisch werden hier nämlich keine Gefangenen gemacht und es befinden sich unzählige Songs auf der Platte, welche die Band in der heutigen Verfassung gar nicht mehr schreiben könnte. Wer jedoch schon mit dem Backkatalog der Combo vertraut ist und nicht besonders scharf auf kurzweilig interessante Raritäten ist, der wird ohnehin schon in Erfahrung gebracht haben, dass es eigentlich nur ein wahres Best Of-Album von MILLENIUM geben kann: Hourglass aus dem Jahre 2000.

Veröffentlichungstermin: 18.10.2004

Spielzeit: 69:33 + 65:00 Min.
Label: Frontiers Records

Tracklist:
Disc 1:

01. Power to love

02. Hourglass

03. Superstar

04. I still believe

05. Masquerade

06. Chasing time

07. Shaman

08. Beyond the pain

09. End of time

10. Angelfire

11. Heaven sent

12. Run

13. Saving grace

14. The color of night

Disc 2:

01. Together as one

02. Believe in love

03. Almost made it to heaven

04. Invincible

05. On and on

06. I surrender

07. Jane

08. Love is like oxygen

09. Rain

10. Anybody

11. Gone are the chances (Demo)

12. I lost it (Demo)

13. Heresy (Demo)

14. Sea of sadness (Demo)

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