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MERCYLESS: Sure To Be Pure

Ein paar vielversprechende Ansätze machen noch keinen Neo Thrash-Sommer. So lobenswert der Wille der Band, aus gängigen Genre-Schemate auszubrechen, auch ist: Fällt das Resultat so unentschlossen und wenig ausgereift aus wie im Falle MERCYLESS, bleibt das Hörvergnügen rasch auf der Strecke.

Das Thrash-Revival ist in vollem Gange. Während die einen alles daran setzen, möglichst originalgetreu ihren Helden der seligen 80er nachzueifern, versuchen sich die anderen an noch nicht ganz so ausgetrampelten Pfaden und orientieren sich im Wesentlichen an dem, was einst SEPULTURA mit “Roots” in die Welt setzten: harte Riffs in modernem Klanggewand nebst ein paar frischen Einflüssen aus anderen Stilrichtungen.

MERCYLESS gehören eindeutig zur letztgenannten Gruppe und versuchen sich an Neo-Thrash, der in seinen gelungensten Momenten ähnlich geschickt Ethno-Elemente einbindet wie eben seinerzeit “Roots”, der allerdings auch vor massivem Keyboard-Einsatz nicht zurückschreckt. Leider. Denn in einem Track wie “Obedience” sammelt die Band damit kräftig Minuspunkte: Gothic Thrash oder was? Zusammen mit dem Versuch, irgendwie dunkel zu klingen und auf Atmosphäre zu bauen, gerät das Stück zum absoluten Tiefpunkt des Albums. Denn der Versuch geht in die Hose. Billig, mehr fällt mir zu diesem synthetischen Gedüdel nicht ein.

“Sure To Be Pure” bietet ein paar vielversprechende Ansätze, ist aber insgesamt noch zu unausgereift.

“A Pleasant Moment With A Vermin” (was ein Titel!) schlägt in eine ähnliche Kerbe: Wütende Riffpassagen wechseln sich mit mäßig gelungenem,  mit keyboardgeplänkel-untermaltem Finster-Geflüster ab. Der Abschluss-Track “Jail Of Flesh” ist dann fast schon konsequent dark-wavig, aber immerhin so konsequent, dass ein stimmiger Eindruck bleibt. Mutig, aber gut! Und immerhin nicht so beliebig wie das gesichtlose “Don’t Want To See”, das etwas ziellos vor sich hinwütet und gegen vergleichbare Songs des aktuellen SOULFLY-Albums nicht mal annähernd anstinken kann. “Simulation Inerta” hinterlässt übrigens einen ähnlich blassen Eindruck.

Und dabei fängt doch alles so gut an: Der Opener “Sure To Be Pure” paart genau das richtige Maß Moderne mit klassischer Thrash-Aggression und Song Nummer zwei, “La Boca Amarga”, gerät mittels der Kombination aus Sitar-Klängen, mitreißenden Rhythmen und eingängiger Songstruktur zum Highlight des Albums. Doch schon bei “Access To Silence” geht’s los: Die Keyboards klingen flach, das Bemühen um Atmosphäre durchbricht den Fluss des Stückes allzu abrupt und überhaupt scheint die Band nicht genau zu wissen, WAS sie eigentlich will.

Fazit: Ein paar vielversprechende Ansätze machen noch keinen Neo-Thrash-Sommer. So lobenswert der Wille, aus gängigen Genre-Schemata auszubrechen, auch ist: Fällt das Resultat so unentschlossen und wenig ausgereift aus, bleibt das Hörvergnügen rasch auf der Strecke.

Spielzeit: 36:27 Min.

Line-Up:

David Kempf – drums
Tom Schmitt – keyboards
Stephano Viard – guitars
Max Otero – vocals & guitars
Pierre Lopes – bass

Produziert von David Husser & MERCYLESS
Label: System Shock

MERCYLESS “Sure To Be Pure” Tracklist

  1. Sure to Be Pure
  2. La Boca Amarga
  3. Access To Silence
  4. Don’t Want To See
  5. Simulation Inerta
  6. Obedience
  7. A Pleasant Moment With A Vermin
  8. Jail Of Flesh
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