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LVME: Of Sinful Nature

Heißer als die Hölle: LVME überraschen mit ihrem zweiten Album „Of Sinful Nature“ und zelebrieren Black Metal auf hohem Niveau, am Puls der Zeit und abseits von Trends.

Mythisch und archaisch muten LVME an, wie der hungrige Lindwurm auf dem Cover von „Of Sinful Nature“ – oder sind sie eher die janusköpfige Gestalt mit blutroter Robe? LVME lassen Raum für Spekulation und während ihre Musik für sie spricht. Sie zelebrieren Black Metal, einerseits zeitlos und doch irgendwie am Puls der Genres und sind dabei beneidenswert geschmackssicher. „Of Sinful Nature“ braucht keine Maskerade, kein Image und keine großen Referenzen – außer der des Labels. Ins Kader von NORMA EVANGELIUM DIABOLI aufgenommen zu werden ist Ritterschlag genug.

Die anonyme Band destilliert aus dem Genre ihre eigene Essenz heraus: Ein wenig isländisch wie MISþYRMING, etwas französisch wie AOSOTH und natürlich DEATHSPELL OMEGA, etwas polnischer Klang wie bei MĀNBRYNE und auch die Impulsivität des Nidrosian Black Metal findet sich in den fünf Songs von „Of Sinful Nature“ wieder. Zugegeben, das ist nicht das Originellste, was das Genre bietet, aber es ist das vielleicht mitreißendste, was es in diesem Bereich seit „Með hamri“ zu hören gab. Nicht nur das Songwriting ist erstklassig, auch die Produktion hat maßgeblichen Anteil daran, wie gut LVMEs Zweitwerk geworden ist.

LVME destillieren aus den verschiedenen Strömungen des Genres ihre eigene Essenz heraus: „Of Sinful Nature“ klingt gleichermaßen durchdacht wie impulsiv.

LVME wollen mit Haut und Haar entdeckt werden. Zwar entfaltet „Of Sinful Nature“ eine Sogwirkung, auch wenn es nebenbei läuft, die fünf mitunter komplexen Songs werden erst beim intensiven Hören richtig mitreißend. „The Venomous Fire“ explodiert gleich zu Beginn und vergisst nicht, sich in verschiedene Richtungen zu entwickeln, bevor es sich zu einem epischen Finale steigert. „Strix Rêverie“ verbindet eine pulsierende Basslinie mit dissonantesten Riffs und bitteren Leadgitarren und ist mit knapp sechs Minuten der kompakteste, aber auch hässlichste Song auf „Of Sinful Nature“. „Into Ashen Stone“ zeigt LVME in der ersten Hälfte noch vergleichsweise ruhig und entwickelt sich in Punkto Geschwindigkeit und Harmonien – atemberaubend.

„Without Light Nor Guide“ hat im Intro neben der Dissonanz genug Raum, um der Basslinie den Lead zu überlassen und spielt gekonnt mit zugänglichen Harmonien und Geschwindigkeitsvariationen. Hier und in „Obenaus und nirgends an!“ wird deutlich, dass LVME etwas beherrschen, dass in der Szene meistens zu kurz kommt: die Dynamik. Zwischen Raserei und Heaviness gibt es einige epische Momente, es herrscht eine brodelnde, fühlbare Spannung und eine beeindruckende Atmosphäre, selbst wenn die Band gerade am Anschlag blastet. „Of Sinful Nature“ strahlt mit seinen dissonanten Riffs, dem intensiven Drumming und den boshaften Vocals eine starke Faszination aus und nimmt sich viel Zeit: Vier der fünf Songs dauern um die zehn Minuten und nutzen ihre Länge. Das wird durch die Produktion beeindruckend begleitet: Das Schlagzeug klingt wunderbar analog und hat viel Raum. In diesem Genre kann dieses Instrument nicht besser und authentischer klingen.

„Of Sinful Nature“ beherrscht die gesamte Klaviatur des Genres: LVME sind sowohl kompositorisch als auch in Sachen Performance und Produktion hochklassig unterwegs.

Welche Charaktere sich auch immer hinter LVME verstecken mögen, sie sind garantiert keine Neulinge im Black Metal-Business. „Of Sinful Nature“, das zweite Album der Band unbekannter Herkunft, beinhaltet alles, was dieses Genre in den letzten Jahren aufregend und spannend werden ließ: mitreißendes Songwriting, eine boshafte Atmosphäre, spielerische Finesse und ein starkes Gesamtbild. „Of Sinful Nature“ ist sowohl durchdacht als auch impulsiv und somit ein echter Geheimtipp für alle, die Black Metal mit zeitgemäßem Songwriting und Fokus auf eine dynamische, organische Produktion legen. LVME zeigen also, dass sie die gesamte Klaviatur des Genres beherrschund und sowohl grausiger Lindwurm, als auch janusköpfiger Verführer. Großartig!

Wertung: 4 von 5 Höllenfeuer

VÖ: 16. Februar 2024

Spielzeit: 44:45

Line-Up:
LVME

Label: Norma Evangelium Diaboli

LVME „Of Sinful Nature“ Tracklist:

1. The Venomous Fire
2. Strix Rêverie
3. Without Light Nor Guide
4. Into Ashen Stone
5. Obenaus und nirgends an!

Mehr im Netz:

https://lvme.bandcamp.com/

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