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LEGENDRY: Time Immortal Wept

Manchmal reicht eine Kleinigkeit, um sich in eine Band zu verlieben – im Falle der Epic-Metal-Heroen von LEGENDRY z.B. ein Blick in die Credits. „Vidarr the Silent“, heißt es da, zeichne verantwortlich für „6 and 12 string electric and acoustic guitars, vocals, mellotron, hammond organ, mandolin, taiko drum, piccolo bass, glockenspiel, tubular bells, chimes, gongs, black wind, fire and steel“, wobei er sich insbesondere bei den letztgenannten drei Instrumenten als ein wahrer Meister seines Fachs beweist. Wer das albern findet, darf sich hier verabschieden, wer es liebt, wird alles andere an dieser Band ebenfalls lieben.

„Time Immortal Wept“ ist das zweite Album – natürlich – einer Trilogie, die – wie sollte es anders sein – auf einer Fantasy-Geschichte aus dem von der Band wohl selbst kreierten “Earthwarrior”-Universum basiert. „Beyond the Mirrors of Faellnoch“ heißt das Werk, in dem der Erdenkrieger wohl allerlei Abenteuer bestehen muss, um irgendwann die Welt zu retten. Das spricht mich, der ich als Jugendlicher so einige Romane dieser Art verschlungen habe, durchaus an, und wenn dann auch noch die Musik so gelungen ist wie sie es schon auf dem Vorgänger „The Wizard and the Tower Keep“ war, steht einer nostalgischen Reise in die Vergangenheit nichts mehr im Wege. (Apropos “Tower Keep”: Ob auch das dritte Album der Reihe links einen Krieger und rechts einen Turm zeigen wird? Ach kommt, warum nicht. Es ist halt einfach ein super Motiv!)

LEGENDRY stechen dabei aus der immer unübersichtlicher werdenden Flut an kauzigen Epic-Metal-Bands deutlich heraus: „Vidarr the Silent“, „Kicker“ und „Arcane Hammer“ (!) nämlich verstehen ihr Metal-Handwerk nicht nur im Schlaf, sie wissen es auch gekonnt durch Elemente verträumten 70er-Prog-Rocks zu ergänzen – und über allem liegt eine Art außerweltlicher Flair, so als wäre „Time Immortal Wept“ tatsächlich direkt aus einem Dimensionstor in unsere Welt gepurzelt. Klar, Produzent Arthur Rizk (ETERNAL CHAMPION, SUMERLANDS) hat dieses Mal darauf geachtet, die Gitarren fetter braten zu lassen, aber der dezidiert LEGENDRY-typische Lo-Fi-Charme ist dabei erhalten worden – nicht zuletzt durch Vidarrs herrlichen Gesang -, und das klingt einfach wundervoll.

“Time Immortal Wept” besticht durch professionell produzierten Lo-Fi-Charme und außerweltliches Flair

Das Rezept ist dabei das Gleiche wie schon auf dem Vorgänger: Wir hören ein folkloristisch anmutendes Thema zu Anfang – diesmal vielleicht nicht ganz so zauberhaft wie auf „The Wizard an the Tower Keep“, aber immer noch großartig -, dann geht der wilde Ritt in die alte Trad-Metal-Schule los; LEGENDRY sind gerade für‘s Keep It True Rising 2024 bestätigt worden, und dort „Sigil Strider“ live hören zu dürfen, wäre wohl alleine schon die Reise wert, ist dieser Midtempo-Kracher mit seinem genial verschrobenen Chorus doch geradezu gemacht für die Bühne. Nach dem ähnlich epischen „The Prophecy“ bleibt das Level durchweg hoch – lediglich die Ausflüge in schnellere Tempo-Gefilde sind vereinzelt holprig und daher gewöhnungsbedürftig, was aber im Kontext des Albums selbstverständlich auch den Kauz-Faktor in die Höhe schraubt – geil! Schließlich landen LEGENDRY mit dem Titeltrack noch einen absoluten Volltreffer und zeigen in fast 12 Minuten hymnischem Melodie-Feuerwerk, dass sie wirklich etwas ganz Besonderes sind.

Ja, „Time Immortal Wept“ ist ein überzeugender zweiter Teil: Der Band ist ein enorm kurzweiliges, enorm episches und enorm traditionelles Werk gelungen, das in keiner Epic-Metal-Sammlung fehlen darf und die Erwartungen für den Abschluss der Trilogie jetzt schon ins Unendliche steigen lässt.

Spielzeit: 43:34 Min.

Veröffentlichung am 27.10.2023 auf No Remorse Records

LEGENDRY auf Bandcamp

LEGENDRY “Time Immortal Wept” Tracklist

1. The Bard’s Tale
2. Sigil Strider (Lyric-Video bei YouTube)
3. The Prophecy
4. Warrior of Space and Time
5. The Winds Between Worlds
6. Chariots of Bedlam
7. The Bard’s Reverie
8. Time Immortal Wept

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