IKUINEN KAAMOS: The Forlorn

Düsteres aus den finnischen Wäldern – IKUINEN KAAMOS verschnüren ihr Konzeptalbum mit Black, Death und Doom Metal.

Es ist nicht das erste Mal, dass eine CD – insbesondere einer skandinavischen Band – mittels säuselnden Windsamples eingeleitet wird. So auch bei The Forlorn, wo der Wind die Stimmung der fünf Tracks in das Gemüt des Hörers trägt, sie dort mit prasselndem Regen zwischen den Tracks verankert und am Ende des Albums wieder von dannen zieht, ohne aber die Bedrückung wieder mitzunehmen. Das bedrückende Element bleibt somit am Hörer hängen und lässt ihn das karge Albumcover betrachten und das Textkonzept der Lyrics nachlesen. Dieses handelt von einem alten Mann, der einen besonderen Moment seines Lebens Revue passieren lässt – den Mord an seiner Frau und seinem Kind, was unweigerlich zu einem inneren Kampf zwischen Schuld, Sühne und Selbstaufgabe führt. Ein interessantes Konzept gleichwohl, das in der lyrisches Umsetzung in Ordnung geht – aber das nur nebenbei, denn viel wichtiger erscheint die Frage, wie es IKUINEN KAAMOS musikalisch umgesetzt haben. Und da beweisen die Finnen eine feines Gespür für Stimmungen.

Der Stil IKUINEN KAAMOS` rührt von einer Black Metal-Vergangenheit her, die mit deathigen Growls und doomiger Atmosphäre zu einem einnehmenden Stilmix heranreifte. Ein ganz besonderes Stilelement der finnischen Band, die seit 1997 aktiv ist und bislang eine Handvoll von Demos veröffentlicht hat, ist der oftmalige Gebrauch einer akustischen Gitarre, die parallel zur elektrischen Gitarre und aller weiteren Metal-Mitstreiter zum Einsatz kommt. Das verleiht den Songs eine sehr intime Note – quasi Lagerfeuerromantik in der Hölle. Insofern passen dann auch die Melodien, die nicht nur in Moll-Tönen gehalten sind, sondern durch eine ansteigende Notenfolge ab und zu auch Optimismus verbreiten.

Doch die Akustik-Gitarre erfüllt nicht nur subtil ihre Aufgabe als Stimmungsträger, sondern wird auch in Zwischenstücken als beruhigendes Element verwendet, damit sich der Hörer auf die nächste Passage, die nächsten Gedanken und Selbstzweifel des Protagonisten vorbereiten kann. Und oft wird man dann auch ansatzlos vom inneren Kampf überrumpelt und Blastbeats, Schrammelgitarren und hysterisches Kreischen setzen ein. Doch nicht nur die Laut/Leise-Dynamik trägt zum Abwechslungsreichtum von The Forlorn bei, auch die Genre-Mixtur, die sogar mit leicht progressiven Elementen aufgefettet wird, hat Anteil daran. Und die Abwechslung ist auch wichtig, denn sonst würde den fünf Songs bei einer durchschnittlichen Länge von zehn Minuten nur allzu leicht die Puste ausgehen.

Kritisch zu beäugen ist dagegen die Produktion, die insbesondere bei den Gitarren etwas hell ausgefallen ist. Zudem kommt der Gesang nicht richtig zur Geltung und klingt etwas unrein und verwaschen, so dass man den Text nicht versteht und ihn deshalb nachlesen muss, was einem direkt aufgesogenen Verständnis des Konzeptalbums zuwiderhandelt. Doch ansonsten kann man für The Forlorn den Daumen nach oben strecken. IKUINEN KAAMOS liefern ein starkes Labeldebüt ab, das intensiv klingt, versiert gespielt ist und Lust auf mehr macht.

Veröffentlichungstermin: 13.10.2006

Spielzeit: 52:59 Min.

Line-Up:
Jarno Ruuskanen – Guitars & Bass
Juhani Mikkonen – Guitars
Henri Villberg – Vocals
Arttu Romo – Drums

Label: Descent Productions

Homepage: http://www.ikuinenkaamos.net

Email-Adresse der Band: ikuinen_kaamos@hotmail.com

Tracklist:
1. Frailty
2. Grace
3. Delusion
4. Ascent
5. Fall

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