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GUTTER CREEK: Gutter Creek

Hm, die Scheiben von WRECK-DEFY sind total an mir vorbei gegangen, thrashige Sachen landen nicht so oft bei mir. Aber dank der fleißigen Arbeit von Doc Gator Records dreht nun doch endlich das gleichnamige Debüt-Album von GUTTER CREEK. Ein neues Baby von WRECK-DEFY-Gitarrist und Songwriter Matt Hanchuck. Der Kanadier hat seinen Landsmann Derrick Kroll (Ex-ALPHAKILL, VOTOV, IMMORTAL POSSESSION) an den Drums und mit dem Dänen Søren Adamsen (Ex-ARTILLERY, DENIED) einen passenden Sänger. Doug Piercy (BLIND ILLUSION, Ex-HEATHEN, Ex-ANVIL CHORUS) liefert ein paar starke Soli, aber auch Matt selbst liefert ordentlich ab. WRECK-DEFY–Kollege Justin Stear (ALPHAKILL, DYREWOLF) hat bei den Aufnahmen den Bass übernommen. Auch die beteiligten Gäste sprechen für sich, da dürfte die Marschrichtung Thrash klar sein. Oder auch nicht, denn GUTTER CREEK gehen in eine ganz andere Ecke.

GUTTER CREEK bieten einen bunten Mix cooler Hard`n´Heavy-Mucke

Der Opener „At Peace With Misery“, der uns auch als Video präsentiert wurde, rockt überraschend locker und breitbeinig stampfend aus den Boxen. Man greift direkt zur Luftgitarre und kann fehlerfrei mitspielen. Lustig die dezenten, hellen Backing-Vocals, aber sie fügen sich stimmig ein. Ein cooler, griffiger, noch nicht ganz so spannender Auftakt für ein Album, das selbst innerhalb der Songs reichlich Abwechslung bringt. Bei „Never Back Down“ hat man wie an mehreren Stellen das ACCEPT-Liveballet vor Augen, dann nimmt der Song dezent Fahrt auf und klingt nach späteren BLACK SABBATH. Hier wird auch deutlich, dass Søren großer DIO-Fan ist. Ich hab ARTILLERY lange nicht gehört, aber seine Vocals kommen sehr cool, variable und passen perfekt zum Gesamtsound von GUTTER CREEK. Ein schräges Instrumental läutet „No Slave Religion“ ein, für mich gemeinsam mit „Slipping Through The Scars“ das Highlight des Albums. Da ist wieder die fette Portion DIO trifft BLACK SABBATH, genauer gesagt muss ich immer an HEAVEN & HELL denken. Dazu eine Ladung melodischer Hard Rock, der catchy Refrain klingt nach 80er Schweden-Metal/Hair Rock. Auch hier wird es dann etwas schwungvoller, begleitet von bösen Backings.

„Gutter Creek“ rockt locker und breitbeinig und macht Lust auf live

So denkt man denn, man weiß, wie es weiter geht. Oder auch nicht, mit „Hellryder“ gibt es einen locker-flockigen Rock`n´Roll der alten Schule irgendwo zwischen 80er ALICE COOPER und TWISTED f*cking SISTER. Macht total Spaß, und den hat hörbar auch die Band mit dem Song. Die Faust geht nach oben, „Slipping Through The Scars“ ist ein klasse Kracher, der live sicher ordentlich am Kochen ist. Hier wird einem wieder bewusst, wie schräg die Jungs zusammen packen, worauf sie gerade Lust haben. Klar denkt man wieder an das ACCEPT-Ballet oder an HERMAN FRANK, dem wir immer noch eine Schweinebraten-Pizza schulden. Dann kommt ein Rock-Refrain, der direkt aus den spät-70/früh-80ern zurück in die Zukunft geht. Passend kräht hier Søren etwas rum und erinnert an eine angenehme Version von SLADE´s Noddy Holder. Immer wieder startet man den Ein-Mann Tanzpit und freut sich über die vielen Querverweise in den Songs, bei denen man nie genau weiß, woran sie einen erinnern. „Princess Of The Dawn“ oder doch „Princess Of The Night“ hier, „Space Station #5“ dort, etwas 70er Hard Rock und auch Elemente der NWOBHM oder auch mal UFO. Zufall, dass das Solo gerade nach MICHAEL SCHENKER klingt? Die Soli von Doug Piercy geben den entsprechenden Songs ordentlich Feuer. Drums und Bass hört man an, dass die Jungs nicht zum ersten Mal zusammen spielen. Ähnlich bunt geht es weiter, die Zitate zeigen immer, wen oder welche Band Matt Hanchuck gerade im Kopf hatte ohne sie platt zu kopieren. Die Zeile „Look behind my eyes“ hängt ewig im Ohr, es groovt, DIO ist auch wieder da. „Silent Killers“ beendet das Album fast rasant, da kommt die thrashige Heimat der Herren doch durch.

GUTTER CREEK präsentieren eine echte Gute Laune-Scheibe

Ja ja, man sollte bei WRECK-DEFY mal rein hören. Aber hier dreht sich GUTTER CREEK, und die Scheibe macht richtig Spaß. Kraftvoll, melodisch, abwechslungsreiche Songs, präsentiert von fähigen Musikern. Dabei bleibt das Ganze total zeitlos, Songs und Sound sind weder betont Oldschool noch zu sehr auf modern getrimmt. Passt! Im Booklet gibt’s die Texte, optisch kommt die Vinylversion definitiv noch schicker rüber. Dafür hat die CD mit dem NEIL YOUNG-Klassiker „Heart Of Gold“ noch eine gelungene Coverversion dabei. Eine echte Gute Laune-Scheibe, perfekt auch im Autoradio.

Eine gelungene Platte, die Lust macht auf mehr und auf live. Auch prima, dass Doc Gator Records sie auch auf CD bringt. Nicht jeder ist begeisterter Vinyl-Sammler, für die das Schweizer Label gern frische Scheiben bereitet. So erreichen die Bands auch Metaller, die noch nicht dem Plattenwahn verfallen sind. Wohin der führt, nun ja, die passenden Freaks wissen das…

Veröffentlicht am 15.02.2022

Spielzeit: 48:12 Min.

Lineup:
Matt Hanchuck – Guitar, Solo Guitar (1,7,9)
Søren Adamsen – Vocals
Derrick Kroll – Drums
Gäste:
Justin Stear – Bass
Doug Piercy – Solo-Guitar

Label: Doc Gator Records

Mehr im Web: https://www.facebook.com/Gutter-Creek-100636268956637

Die Tracklist von “Gutter Creek”:

1. At Peace With Misery (Video bei YouTube)
2. Never Back Down
3. No Slave Religion (Audio bei YouTube)
4. Hellryder
5. Slipping Through The Scars
6. Nomad
7. Serpent King
8. Mesmerized
9. Silent Killers

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