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FLUISTERAARS: Manifestaties Van De Ontworteling

FLUISTERAARS sagen dem improvisierten Post Black Metal (vorerst) Adieu: „Manifestaties Van De Ontworteling“ ist das unvermeidliche Ambient-Drone-Album des Duos. Beziehungsstatus? Es ist kompliziert.

Dark Ambient und Drone von FLUISTERAARS? So wirklich überraschend kommt das nicht. Die niederländische Black Metal-Band zeigte sich in der Vergangenheit schon als Formation, die gerne und viel experimentiert und durch ihr Talent auch großartige Improvisationsfähigkeiten besitzt. Nach ihren beiden 2023 veröffentlichen EPs, die auch schrullige Dungeon Synth-Sounds beinhalteten, ist es vielleicht nur logisch, dass FLUISTERAARS mit ihrem fünften Album „Manifestaties Van De Ontworteling“ dem Black Metal vollständig entsagen und auf andere Art und Weise für akustisch begründete Rauschzustände sorgen.

Oder viel mehr: Sorgen wollen. FLUISTERAARS, bewaffnet mit einer absurden Menge an Synthesizern, Moogs, Percussioninstrumenten und so weiter, improvisierten das Album live im Studio ein. Spätestens jetzt sollte klar sein, dass „Manifestaties Van De Ortworteling“ keine schwelgerischen Momente versteckt hält wie „Bloem“ mit seinen melancholisch-impulsiven Songs „Nasleep“ oder „Vlek“ oder eine rohe Power wie „Gegrepen Door De Feest der Zielsontluiking“ hat. Viel mehr sind die sechs Kompositionen auf „Manifestaties Van De Ortworteling“ wie ein dunkler Tunnel, durch den man sich eine Stunde entlang arbeiten muss und aus dem sich langsam aber sicher, mit jedem Hören etwas mehr Formen und Schattierungen herausbilden.

FLUISTERAARS überraschen mit der stilistischen Ausrichtung aus „Manifestaties Van De Ontworteling“, ein logischer Schritt in ihrer Entwicklung ist das Album dennoch.

Statt auf das zu schielen, was andere Black Metal-Bands in ihren Ambient-Phasen veröffentlicht haben, orientieren sich FLUISTERAARS viel mehr an den Pionieren der elektronischen Musik wie TANGERINE DREAM, VANGELIS oder MANUEL GÖTTSCHING – natürlich auch, weil sie entsprechendes Vintage-Equipment verwenden. „Manifestaties Van De Ontworteling“ wirkt dabei wie eine Reise durch ein psychedelisches Labyrinth. „De Diamant Van De Tussenwereld“ kreist dabei um ein geheimnisvolles Thema und strahlt dabei eine große Ruhe aus. Ein wenig erinnert das an HORSEBACKs „Imaple Golden Horn“ und ist eines der schönsten Stücke des Albums. Daneben steht „Het Open Vuur Als Altaar“, das auf verspielten Akustikgitarren fußt und immer abstrakter, verzerrter und schließlich mit Hammondorgel unterlegt wird. Hier funktioniert das Album am besten.

Daneben stehen mit den auf wabernden Synthesizern basierenden „De Wieg Van Stormen“, „Spirituelle Verfremding“ und „Der Kunst“ auch Stücke, die doch recht random wirken und sich zu sehr ähneln. Eine Liebe zum Detail in der Soundtiefe und Struktur gibt es leider nicht zu hören, geschweige denn erleben. So pendeln FLUISTERAARS zwischen der Leichtigkeit schöner Stücke und einigen anstrengenden, zu langen Kompositionen. Nebenbei gehört, beim Sichten endloser Zahlenreihen beispielsweise, ist „Manifestaties Van De Ontworteling“ somit ebenso geeignet, beim Hören mit vermutlich bewusstseinserweiternden Rauschmitteln. (Zahlenreihen sichten kann übrigens auch bewusstseinserweiternd sein.) Unbestreitbar stark ist die Auswahl der Instrumente, derartige Synthesizer sind per 2024 nur selten zu hören.

Auf „Manifestaties Van De Ontworteling“ orientieren sich FLUISTERAARS eher an den Pionieren der elektronischen Musik statt an den Ambient-Abenteuern ihrer Black Metal-Kollegen.

Es gibt diese Bands, die Drone- und Ambient-Alben veröffentlichen und einfach damit versagen. „Celestite“ von WOLVES IN THE THRONE ROOM ist ein trauriges Beispiel dafür. Andere wiederum haben diese Genres einfach in ihrem Blut, in ihrer DNA und wissen exakt, was sie tun, siehe LOCRIAN. Und FLUISTERAARS mit „Manifestaties Van De Ontworteling“? Die liegen irgendwo dazwischen. Insgesamt ist es ein mutiges Album geworden, aber eben auch so frei von Strukturen, dass es schwerfällt, die knapp 70 Minuten durchzuhören. Zwar haben die überlangen Stücke eine Auswirkung auf die empfundene Zeit, „Manifestaties Van De Ontworteling“ ist dabei aber weder kurzweilig noch langatmig. Ob ich mir das Album nochmal anhören werde? Schwer zu sagen. Ob sich FLUISTERAARS damit einen Gefallen getan haben? Ebenso. Ob das Album in zehn Jahren späte Gerechtigkeit erfahren wird? Fraglich. Die Horde der Internet-Trolls hat ihr (vorschnelles?) Urteil bereits gefällt und unschöne Sachen in die Kommentarspalten der Welt geschissen. Aber hey, allein das ist schon ein Grund, „Manifestaties Van De Ontworteling“ eine Chance zu geben. Egal wie man dieses Album in letzter Konsequenz findet, es ist schön, dass das niederländische Duo auch weiterhin ausschließlich auf seine Intuition hört und dass es in dieser auf Konformität getrimmten Metalszene eine Band gibt, die es spannend hält.

VÖ: 26. April 2024

Spielzeit: 67:42

Line-Up:
Mink Koops
Bob Mollema

Label: Eisenwald

FLUISTERAARS „Manifestaties Van De Ortworteling“ Tracklist:

1. De Wieg Van Stormen
2. Zwaar Van Daling Beladen
3. De Diamant Van De Tussenwereld
4. Het Open Vuur Als Altaar
5. Spirituelle Vervreemding
6. Der Kunst (Official Audio bei Youtube)

Mehr im Netz:

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