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FINISTÈRE: Only The Tides Are Forever

Es geht roh und melodiös weiter: FINISTÈREs Debütalbum „Only The Tides Are Forever“ zeigt den nächsten Schritt in der Entwicklung des norddeutschen Black Metal-Projekts.

Als Norddeutscher hat MD, der Einzelkämpfer hinter FINISTÈRE naturgemäß eine Verbindung zu den Gezeiten; so sehr, dass sein Debütalbum im Zeichen dieses Naturphänomens steht. Rauschhafte Wellenbewegungen gibt es auf „Only The Tides Are Forever“ indes nicht zu hören, viel mehr gleicht der rohe Black Metal des Projekts einer Sturmflut. Immerhin, Weiterentwicklung ist hörbar vorhanden. Kompaktheit war auf der EP „Aux Morts“ noch das, was bei FINISTÈRE am besten funktionierte. Nun hat das Projekt neue stilistische Elemente im Sound, ohne die ein ganzes Album aber auch ziemlich zäh geworden wäre.

Stürmisch und kraftvoll: FINISTERE spielen auch als Ein-Mann-Projekt auf „Only The Tides Are Forever“ zügellosen Black Metal.

Musiker M.D. zeigt, dass er ein Händchen für längere Songs hat: „Doggerland“ besticht mit seinem gelungenen Songaufbau und den Harmonien, ohne jedoch von der Wut zu lassen. „Frozen In Time“ beginnt gar als klassisches Post Rock-Stück und nimmt die Melodien im roh-rasenden Teil gekonnt auf. Etwas mehr von dieser Abwechslung hätte „Only The Tides Are Forever“ nicht geschadet, denn obwohl die Tremoloriffs allesamt recht eingängig sein könnten, bleibt zu wenig hängen – in knapp 40 Minuten gibt es zu viele Riffs und zu viel Geschrei, das durch den Gehörgang hindurch rauscht, ohne größeren Eindruck zu hinterlassen. Warum? Mit FINISTÈRE gehen ständig die sprichwörtlichen Pferde durch, MD scheint vor Wut und Hass zu schäumen, wie das Meer an einem stürmischen Tag. Genau diese überbordende Emotion hindert ihn daran, richtig gute und packende Songs zu schreiben, wie AARA und AFSKY es tun.

Songwriting und Performance sind noch nicht auf internationalem Niveau, doch FINISTÈRE lässt mittels „Only The Tides Are Forever“ hoffen.

Ein kleines Happy End gibt es aber: Erstens steht am Ende mit „Temps Perdu“ ein weiteres versöhnendes Stück auf „Only The Tides Are Forever“, das Leidenschaft und Aggression sehr gut miteinander verbindet und, wäre mehr Dynamik im Sound vorhanden, auch Gänsehaut entstehen ließe. Zweitens zeigt sich eine Entwicklung bei FINISTÈRE, die Freude macht: Die neuen Elemente, das sich aufbauende, getragene und große, das letztes Jahr noch gar nicht existierte, ist es, das auf diesem Album so gut zur Geltung kommt, und worin auch das Potenzial der Musik liegt. Wer weiß, was MD in Zukunft noch alles bietet – dynamischer, voluminöser Sound dynamische und echte Drums statt Drumcomputer beispielsweise, würden schon viel ausrichten. Hier und heute kommt FINISTÈRE gegen die Wellen, die von anderen Fischen im Black Metal-Gewässer geschlagen werden, nicht an.

Wertung: 5 von 8 Deichbrüche

VÖ: 5. Januar 2023

Spielzeit: 37:28

Line-Up:
MD: Instrumente, Gesang

Label: Human Noise Records

FINISTÈRE „Only The Tides Are Forever“ Tracklist

1. Point Of No Return
2. Doggerland
3. Frozen In Time
4. Chase I – Giving
5. Chase II – Receiving
6. People Of The Abyss
7. This Place Wants Us Dead
8. Temps perdu

Mehr im Netz:

https://fnstr.bandcamp.com
https://www.instagram.com/finistere_band/

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