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FIDDLER’S GREEN: The Green Machine

FIDDLER’S GREEN ruhen sich nicht auf ihrem Erfolgsrezept aus, sondern erproben mit “The Green Machine” hier und da auch neue Gewässer.

Ein Loblied auf die Beständigkeit? Zumindest passt der Titel wie die Faust aufs Auge, denn blicken wir allein auf die letzten anderthalb Dekaden zurück, reiht sich in der Diskografie der Erlanger Speedfolk-Urgesteine FIDDLER’S GREEN ein Höhepunkt an den anderen; der Output mit Studio-, Live- und sogar Weihnachtsplatten dabei so divers wie konstant. „The Green Machine“ ist folglich alles andere als ein bloßes Lippenbekenntnis: So konstant das Sextett neues Material aus dem Ärmel schüttelt, so wenig scheinen die Musiker getrieben von Routine. Soll heißen, dass selbst ein eingespieltes Team nach all den Jahren dem eigenen Erfolgsrezept noch neue Facetten entlocken kann.

Dabei bleiben FIDDLER’S GREEN anfangs noch vergleichsweise konservativ, indem sie mit dem unbeschwerten „Shanghaied In Portsmouth“ zwischen Tanzfläche und Tresen balancieren. Dass bereits das anschließende „The Bog“ den Schwerpunkt in Richtung Folk-Rhythmik verschiebt, ist ein cleverer Schachzug, um uns in diesen Anfangsminuten in vertrauten Gefilden zu wiegen.

FIDDLER’S GREEN erproben auf “The Green Machine” hier und da neue Gewässer

So leicht also der Einstieg gelingt, hat „The Green Machine“ im Verlaufe seiner zwölf Stücke doch die eine oder andere Überraschung zu bieten: Für jedes punkig angehauchte „Good Old Irish Bar“ erproben FIDDLER’S GREEN an anderer Stelle vorsichtig neue Gewässer. Die Art und Weise, wie „My Fairy Of The West” irischen Jig mit Disco-Vibes vermählt, ist etwa so unerwartet wie kongenial.

Dass das herzhafte Country-Flair von „May The Road Rise Up To Meet You” dagegen unter dem arg dumpfen Text leidet, fällt immerhin nach ein paar Gläsern Whiskey nicht mehr allzu sehr ins Gewicht: Vielleicht auch deshalb schicken FIDDLER’S GREEN zunächst das rotzige Trinklied „I Don’t Like Alcohol“ voraus, bevor wenig später der Schunkler „Hangover“ versucht, den Folgen der durchzechten Nacht im Nachhinein etwas Sinn zu schenken. Zugegeben, die inspiriertesten Momente in der Bandhistorie gelingen den sechs Musikern mit erhobenen Pint-Gläsern nicht unbedingt. Doch dient der kantige Charme solcher Stücke zugleich als hervorragender Gaumenreiniger zwischen den verspielt-tanzbaren Nummern. Und warum auch nicht, FIDDLER’S GREEN mit Drei-Tage-Bart hat ja auch seinerzeit schon in „Empty Pockets, Empty Fridge“ (2009) hervorragend funktioniert.

“The Green Machine” vereint alle Gesichter der Band zu einem stimmigen Ganzen

Dadurch gelingt „The Green Machine“ außerdem die schwierige Aufgabe, seine vielen unterschiedlichen Gesichter stimmig zusammenzuführen. Denn trotz der transparenten und sauberen Produktion findet auf diese Weise ein wenig Kante den Weg zurück in das Profil des Albums, wodurch selbst eine Ballade wie „A Fleecy Cloud“ die Platte zu keiner Zeit ausbremst. Obgleich es analog nicht wie in „Mursheen Durkin“ immer geradeaus nach vorne sein muss, um „The Green Machine“ Leben einzuhauchen, wie der unwiderstehliche Groove und etwas Balkan-Flair in „I Need A Volunteer“ beweisen.

Und das ist letztendlich auch die Essenz, die FIDDLER’S GREEN nach über drei Dekaden im Geschäft ausmacht. Nicht nur wissen die Franken, was innerhalb ihres Klangkosmos funktioniert, sie finden auch das entsprechende Vokabular, um aller Vertrautheit zum Trotz den eigenen Horizont zu erweitern. Nach über 15 Studioalben und auf diesem Niveau ist das alles andere als verständlich. „The Green Machine“ als Loblied auf die Beständigkeit? Wenn nicht das, was dann?

Veröffentlichungstermin: 29.12.2023

Spielzeit: 39:47

Line-Up

Ralf Albers: Vocals, Acoustic Guitar, Mandolin
Pat Prziwara: Vocals, Electric Guitars, Acoustic Guitars, Mandolin, Banjo, Sitar
Tobias Heindl: Violin, Backing Vocals
Stefan Klug: Accordion, Bodhrán, Backing Vocals
Rainer Schulz: Bass, Backing Vocals
Frank Jooss: Drums, Backing Vocals

Produziert von Jörg Umbreit

Label: Deaf Shepherd Recordings

Homepage: http://www.fiddlers.de
Facebook: https://www.facebook.com/Speedfolk/

FIDDLER’S GREEN “The Green Machine” Tracklist

01. Shanghaied in Portsmouth (Video bei YouTube)
02. The Bog (Video bei YouTube)
03. A Good Old Irish Bar (Video bei YouTube)
04. My Fairy Of The West
05. I Don`t Like Alcohol
06. A Fleecy Cloud
07. Ready For The Ball
08. May The Road Rise Up To Meet You
09. I Need A Volunteer
10. Hangover
11. Muirsheen Durkin
12. The Parting Glass

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