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DRIVING MRS. SATAN: Popscotch

Wenn ein "Metal"-Album cool ist, dann dieses hier, kaufen!

Hach, was freu ich mich schon auf das Gezetere der Metal-Polizei, wenn die selbsternannten Szenewächter hören, was das italienische Trio DRIVING MRS. SATAN aus ihren Klassikern gemacht hat! Entmetalisiert wurden die ja schon oft, mal von den Bands selber im Unplugged-Hype, oft auch von allerlei Klassik- und sonstwas-Projekten. Aber gleich mal vorweg gesagt: so elegant wie DRIVING MRS. SATAN hat das noch niemand geschafft! Was hier aus Alltime-Faves – zugegeben der etwas älteren – Metaller-Generation gemacht wird, das ist gar unverschämt und dabei unverschämt gut!

Der vielleicht allererste Happy-Metal-Hit I Want Out von den Hanseaten HELLOWEEN kommt dann auch gleich sowas von lockerflockig, dass einem das fröhliche Original – unvergessen das alberne Video in Zeiten, wo alle Bands so hart und cool wie möglich sein wollten/sollten – geradezu wie Extrem-Metal erscheint. Das swingt so ergreifend, die bezaubernde Stimme nimmt einen sofort gefangen, wäre die Welt fair, würde Popmusik im Radio genau so klingen. Spätestens beim noch beswingter und verspielter daherkommenden METALLICA-Klassiker Battery ist man verliebt, was für eine schöne Stimme. Genau die Stimme, vor der man(n) Angst hat, weil er weiß, dass sie weiß, dass sie eh alles kriegt, was sie von dir will. Eine gefährliche Mischung aus Unschuld und Verführung, engelsgleich zart und teuflisch heiß zugleich. Wusste ich´s doch, die junge Frau ist doch böööse, das zeigt sie ganz unmissverständlich bei der tiefdunklen Version von MAIDEN´s Oldie Killers. Gar diabolisch grün schiebt Claudia ihre Stimme raus, sie steht also auf düstere Hünen, Rest in Peace, PETE STEELE! Mit der dezenten Männerstimme im Duett muss man plötzlich an das Duett von NICK CAVE und KYLIE MINOGUE denken, Where The Wild Roses Grow? Dass die Trauerstimmung von einem jazzigen Tralala aufgebrochen wird, das wundert jetzt schon nicht mehr. Egal ob Vocals oder Instrumente, selbst innerhalb eines Songs wird da gedreht und gewendet, soviel Nuancen kriegen viele Bands und Künstler kaum auf ein ganzes Album. Was haben uns ´87 ANTHRAX zu Caught In A Mosh …äh… moshen lassen, hier nun mit Latinoklängen gewürzt kommt der Thrash-Klassiker wie eine feurige Salsa-Sauce auf einem knackigen Veggie-Bratling. Statt einem derben Moshpit gibt es hier einen zickigen Streit am Strand irgendwo in Mexico, akustisch begleitet von einer Mariachi-Kapelle.

Der MOTÖRHEAD-Rumpelrocker Killed By Death beginnt nachdenklich-sentimental, und bald findet man sich wieder in einer Chromstrahlenden Jazz-Disco, warum muss ich jetzt an SADE denken? Wer sich immer noch zu wehren versucht, der wird allerspätestens bei Hells Bells sein Vitamalz an die Wand schmeißen und die Luftgitarre auspacken, ist das cremig, ist das catchy! Wer immer schon wissen wollte, wie MELISSA ETHERIDGE klingen würde, wenn sie bei AC/DC eingestiegen wäre, oder umgekehrt, der wird hier die Antwort finden. Man mag plötzlich auch mal wieder ALANNAH MYLES und AMANDA MARSHALL hören. Die Erkenntnis lässt nicht lange auf sich warten, dass man aus einem Jahrhundertsong wie IRON MAIDEN´s 2 Minutes To Midnight auch eine geschmeidige Samba machen kann. Trotzdem der eher unspannendste Song auf Popscotch, dafür schafft es Claudia, hier wie meine eigene Sängerin zu klingen, Zufall oder geplant, um mich auch mit diesem Cover weichzukriegen? Dass die eiserne Jungfrau die Herren geprägt hat – das Fräulein am Mikro ist dann doch etwas zu jung dafür – zeigen sie gleich noch mal mit einer geschmeidigen Pop-Version von Can I Play With Madness. Wie cool kommt BLACK SABBATH´s Never Say Die, eh total unterschätzt im Original, hier so fröhlich und unschuldig, mit dezentem Country-Touch, LINDA RONSTADT oder auch die CARPENTERS schauen vorbei. Wenn die traurig singende Violine Platz macht für gepfiffene Leads am Ende, wenn das kein Monthy Python-Humor ist. Schluss mit Lustig ist dann aber doch, auch meinen SLAYER-Fave South Of Heaven hat sich das Trio vorgenommen. Die treffend umgesetzte zermürbende Dunkelheit des Originals muss einer Bridge weichen, die späte ABBA durchklingen lässt, die wieder einmal Platz macht für zündende Latinosounds, großartig! Einzig das zähe From Out Of Nowhere konnte ich nicht gleich zuordnen, aber FAITH NO MORE´s Hitalbum The Real Thing war auch nicht gerade Dauergast auf meinem Plattenspieler.  

Das ist richtig klasse, was das Trio aus Neapel hier serviert. Vordergründig leben die Songs natürlich von der bezaubernden Stimme von Claudia Sorvillo, sie packt mal eben ganz selbstverständlich eine ganze Riege an Sängerinnen aus, ohne dabei nach Coversängerin zu klingen. Jede Nuance ist bewusst und mit unverkrampfter Leichtigkeit eingesetzt, ohne dass Claudia´s Stimme ihren eigenen Charme verliert. So dienen all die genannten Damen nur als Hinweis, wie flexibel die hübsche Italienerin ist. Hier noch in den naiven Momenten eine Prise von unserer LENA, wenn die richtig singen könnte, dort die goldige COLBIE CAILLAT, oft mal die süße Norwegerin MARIT LARSEN, und immer bleibt Claudia selbst im Mittelpunkt. Ja ja, ich bin entzückt!

Aber nicht nur wegen der tollen Sängerin, was ihre beiden Kollegen hier abliefern, das ist großes Kino. Die musikalische Umsetzung ist so abwechslungsreich in Stil und Instrumentalisierung, auch die Herren packen jeden Song in unterschiedliche Themen, agieren hier mit dem Gesang im stimmigen Einklang. Wo eher klassisch orientierte Umsetzungen von Metalsongs meist recht kopflastig wirken, klingt hier alles locker flockig, und doch hört man überall den Respekt vor dem Originalsong heraus. Sonst könnte man den sicher auch nicht so erstklassig in einem so anderen Gewand präsentieren. Einfach mal versuchen, nicht beim Gesang dahin zu schmelzen und unterm Kopfhörer den Herren zuhören, da stecken so viel Ideen, Feingeist und Musikalität drin, bellissima!
    
Natürlich muss man hier sehr offen sein, Schubladenmetaller und die Szenewächter werden die Krise kriegen. Die haben dann wohl keinen Humor und/oder null Ahnung, auf welch hohem musikalischen Level DRIVING MRS. SATAN unsere Hits auseinander nehmen. Wer jedoch keine Angst hat vor gut gemachtem Pop, entspannten bis feurigen Latinoklängen, witziger klassischer Umsetzung geliebter Songs, der hat hier definitiv seinen Spaß. Wenn ein Metal-Album cool ist, dann dieses hier, kaufen!

Und hey, geschätzter Szenewächter, mal ganz ehrlich: egal wie Du über DRIVING MRS. SATAN lästerst, wenn diese Frau an Deine Tür klopft und das will, dann reicht ihr ein Augenaufschlag, und Du wäscht und bügelst Deine ach so true Kutte solange, bis auch die letzte Niete verschwunden ist, garantiert!

DRIVING MRS. SATAN: Video Battery bei YouTube

Veröffentlichungstermin: 25.04.2014

Spielzeit: 40:20 Min.

Line-Up:
Claudia Sorvillo – Vocals
Giacomo Pedicini – Double Bass
Ernesto Nobile – Acoustic & Classic Guitar, Ukulele, Backing Vocals

Gäste:
Salvio Vassalio – Drums
Elisabetta Serio – Piano
Antonio Fresa – Piano (1,6,9)
Antonia Fraioli – Violin
Stefano Jorio – Cello (2,5,8)
Giuliano Colace – Cello (1,9)
Raffaele Ceraudo – Vibraphone
Charles Ferris – Trumpet

Annalisa Madonna – Backing Vocals (10)

Produziert von Giacomo Pedicini
Label: Agualoca Records

Homepage: http://www.drivingmrssatan.com

Mehr im Netz: https://www.facebook.com/drivingmrssatan

Tracklist:
1. I Want Out (HALLOWEEN)
2. Battery (METALLICA)
3. Killers (IRON MAIDEN)
4. Caught In A Mosh (ANTHRAX)
5. Killed By Death (MOTÖRHEAD)
6. Hells Bells (AC/DC)
7. 2 Minutes To Midnight (IRON MAIDEN)
8. Can I Play With Madness (IRON MAIDEN)
9. Never Say Die (BLACK SABBATH)
10. South Of Heaven (SLAYER)
11. From Out Of Nowhere (FAITH NO MORE)

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