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DREAM EVIL: The Book Of Heavy Metal

DREAM EVIL mit ihrem bisher wohl stärksten Album! Neben dem Duden und den Gelben Seiten sollte auch "The Book Of Heavy Metal" in jedem gut sortierten Haushalt vorhanden und jederzeit griffbereit sein!

Spieglein, Spieglein… heißt es in The Mirror von der neuen Dream Evil–Scheibe The Book Of Heavy Metal. Nun, werfen wir doch mal einen Blick in eben dieses Spieglein und fragen uns, welche Band denn momentan den skandinavischen Power Metal-Thron besteigen darf. Sind es HAMMERFALL, die mit ihrem letzten Output Crimson Thunder alle positiven Erwartungen enttäuschten? NOCTURNAL RITES, die sich in den letzten Jahren enorm gesteigert haben, den zündenden Funken aber immernoch vermissen lassen? Oder etwa SONATA ARCTICA, deren Alben zwar immer hochwertig, im großen und ganzen jedoch einfach zu steril sind?

Vielleicht sind es tatsächlich die Ausnahmemusiker von DREAM EVIL, die mit ihrer mittlerweile dritten Langrille das wohl dickste schwedische Ausrufezeichen der letzten Jahre setzen. The Book Of Heavy Metal bläst Konkurrenten wie die oben erwähnten Landsmänner, ja sogar die deutschen Hoffnungsträger EDGUY problemlos aus dem Weg und überzeugt durch eine szeneintern lange vermisste Frische und Kompromisslosigkeit. Traditionelle Einflüsse von u.a. JUDAS PRIEST oder auch MANOWAR wurden bereits auf den beiden Vorgängeralben Dragonslayer und Evilized elegant mit modernen Power Metal – Anleihen verbunden. Dort, wo anderen Bands bereits die Luft ausgeht, beginnt erst der kreative Schaffensprozess des sympathischen Fünfers um den jungen Gitarristen Gus G. (FIREWIND, MYSTIC PROPHECY, NIGHTRAGE), dem Veteranen Snowy Shaw (ex-KING DIAMOND / MERCYFUL FATE und NOTRE DAME) und Fredrik Nordström (ebenfalls an der Gitarre), der schon für Acts wie IN FLAMES, HAMMERFALL und auch ARCH ENEMY an den Reglern stand.

Schlagen wir The Book Of Heavy Metal doch einmal auf: Sofort ertönt ein sauber groovendes Midtempo-Riff, welches keinen Nacken unbewegt lassen wird. Der eröffnende Titeltrack (von dem übrigens auch einen Video-Clip gedreht wurde) wird wohl nicht nur zu den ganz großen Songs dieses Kalenderjahres zählen, er wird der Band auch eine gewaltige Schar neuer Dream Evil-Jünger verschaffen. Weiter geht`s mit einem weiteren Indikator dafür, dass dieser Kapelle das skandinavische Zepter in diesem Genre gebührt: Into The Moonlight überzeugt durch seine epische Gänsehaut-Hookline und streckt wirklich jeden HAMMERFALL-Song gnadenlos nieder. Punkt! Das folgende The Sledge ist etwas rockiger ausgefallen und macht sich durch ein überaschend heftiges Anfangsriff bemerkbar.

Was bereits nach drei gehörten Titeln auffällt, ist das überragend hohe Maß an Abwechslung, welche auf den beiden Vorgängeralben meiner Meinung nach etwas zu kurz kam. Kein Lied gleicht auch nur annähernd dem anderem und so ist es eigentlich kein Wunder, dass auch der nächste Song No Way wieder stilistisches Neuland betritt: Bereits das Intro erinnert sofort an Zakk Wylde`s Gitarrenriff, das wir vom OZZY OSBOURNE-Klassiker Tatooed Dancer kennen, und sobald der Gesang einsetzt, fragt sich der Hörer ernsthaft, was da auf ihn losgelassen wird: Der ansonsten gesangstechnisch recht eigenständige Sänger Niklas Isfeldt imitiert hier vollkommen offensichtlich den prägnanten Stil des Madmans. Was wollen Dream Evil also mit diesem unmissverständlich geklauten Liedgut bewirken? Nun, es scheint fast so, als hätte die Band liebend gerne eine Adaption eines Ozzy Klassikers auf den neuen Output gebracht, da man sich aber auf kein Original einigen konnte, hat man einfach selbst Hand angelegt und eben mal eins aus dem Ärmel geschüttelt. No Way ist also das Paradebeispiel für die Kreativität der Schweden und zeigt, dass die Band vor aberwitzigen Songideen nicht zurückschreckt, sich vielmehr durch diese auf sympathische Weise profilieren kann.

Allen Liedern einzeln auf den Zahn zu fühlen, würde sicherlich den Rahmen dieses Reviews sprengen, da man zu jeden Song einen solchen Absatz wie den letzteren verfassen könnte. Deshalb blättern wir mal drei Seiten weiter und finden schnell eine weitere Perle, mit der The Book Of Heavy Metal aufwarten kann: Tired kann nicht nur als absolutes Albumhighlight gehandelt werden, es verdient quasi ein eigenes Kapitel, da eingänige, ja fast schon poppige Gesangslinien mit keinem anderen Track in Verbindung gebracht werden können. Die schon nach einmaligem Hören nachvollziehbare Überhymne kommt auf den Punkt, ist ein ewiger Ohrwurm und versprüht derart positive Energie, weshalb es fast schon in Vergessenheit gerät, dass es sich hierbei um einem Metalsong handelt. Statt auf dem angeschlagenen Hitkonzept weiter herumzureiten, kontrastieren DREAM EVIL diesen Song mit dem bombastisch melanchonlischen Chosen Twice um anschließend mit M.O.M wieder einen lupenreinen Rock`n`Roll-Gassenhauer abzufeuern. Abgerundet wird die Scheiblette schließlich mit dem dynamischen Only For The Night (man beachte Gus G.s einmaliges Gitarrenspiel!) und der traumhaften Ballade Unbreakable Chain, bei der Sänger Isfeldts Stimme erneut überzeugen kann und eine orchestrale Schlusscoda die CD eindrucksvoll enden lässt.

Ein echtes Meisterwerk ist es also geworden, das neue DREAM EVIL Album. The Book Of Heavy Metal weitet den Begriff Power Metal aus, indem es Elemente aus verschiedensten Sparten gekonnt miteinander vereint. Zudem setzt das Album eine neue Messlatte für alle Bands, die sich auf ihren bisher unangefochtenen Positionen ausgeruht haben. Am meisten freut es mich, dass es DREAM EVIL auf ihrem dritten Longplayer endlich schaffen, sich vollständig von den in der Vergangenheit doch sehr offensichtlichen HAMMERFALL-Einflüssen zu lösen. Während man auf dem Vorgängeralbum Evilized noch sehr am Vorbild klebte und die Lieder doch alle irgendwie wie aus einem Guss waren, hat die Band ihr Spektrum auf The Book Of Heavy Metal doch deutlich erweitert und sich einen zwar nicht ganz eigenständigen, aber zumindest ungebundenen Stil erarbeitet. Wer den Power Metal noch nicht ganz aufgegeben hat, kommt an diesem Album einfach nicht vorbei!

Veröffentlichungstermin: 31.05.2004

Spielzeit: 50:07 Min.

Line-Up:
Fredrik Nordström – Guitars

Gus G. – Guitars

Niklas Isfeldt – Vocals

Peter Stalfors – Bass

Snowy Shaw – Drums
Label: Century Media

Homepage: http://www.dreamevil.mu

Tracklist:
01. The Book Of Heavy Metal (March Of The Metallians)

02. Into The Moonlight

03. The Sledge

04. No Way

05. Crusaders´ Anthem

06. Let´s Make Rock

07. Tired

08. Chosen Twice

09. M.O.M.

10. The Mirror

11. Only For The Night

12. Unbreakable Chain

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