CLOUDBURST: Welcome [Eigenproduktion]

Recht eigenständiger Metal mit opernhaftem Frauengesang, der trotzdem gänzlich ohne Keyboardbombast auskommt.

CLOUDBURST haben nach ihrer ersten Veröffentlichung ihren Frontmann gegen eine Frontfrau ausgetauscht und betonen in ihrem Bandinfo ausdrücklich, dass sie nicht im Fahrwasser von Bands wie NIGHTWISH oder WITHIN TEMPTATION schwimmen wollen. Genau das wird der jungen Band aus Wetzlar aber wahrscheinlich dennoch immer wieder vorgeworfen werden, schon weil Jennifer Müller ähnlich opernhaft singt wie Tarja Turunen. Allerdings besitzt sie nicht das Stimmvolumen und die Ausdruckskraft der Finnin und singt meist nur in einer Tonlage, wodurch das Ganze ein wenig monoton wirkt. Wer NIGHTWISH alleine aufgrund des Gesangs nicht mag, wird auch mit CLOUDBURST seine Schwierigkeiten haben, auch wenn man musikalisch in der Tat in anderen Gewässern unterwegs ist – dort, wo die Gitarren dem Hörer noch messerscharfe Riffs entgegenschleudern und nicht durch Keyboardbombast verdrängt werden, dort wo die Musik nicht von seichten, poppigen Melodien für ein Massenpublikum konsumierbar gemacht wird.

Die Band ist also sehr darauf bedacht, einen eigenen Stil zu finden. Diesen Prozess haben sie mit Welcome jedoch noch nicht abgeschlossen, es wird mit verschiedensten Genres geliebäugelt, und eine klare Linie ist dabei nicht immer erkennbar. The Chapter To Be Closed etwa erinnert nicht nur wegen seiner zweistimmigen Gitarrenläufe instrumental an Melodic Death-Bands wie IN FLAMES, gewinnt aber durch den Gesang von Jennifer Müller eine ganz eigene Note, während man beim schleppenden …And Never Was The Moon So Pale einen kleinen Ausflug in Richtung Gothic Metal gemacht und auch dabei eine gute Figur abgibt. Phobos&Deimos hingegen zeichnet sich durch Stakkato-Riffing und präzise Doublebass-Drums in der Strophe sowie durch eigenständiges Solospiel von Joey Sato aus, während Jennifer Müller hier gesanglich an ihre Grenzen zu stoßen scheint bei den ganz hohen Tönen, die sie ab und an einstreut. The Only Truth kann mit seinem treibenden Rhythmus zwar sofort mitreißen und klingt ein wenig wie NIGHTWISH, die gerade ihren Keyboarder verloren haben, hier tun sich jedoch einige Soundlücken auf, die nicht unbedingt auf die noch verbesserungwürdige, aber in Ordnung gehende Produktion zurückzuführen sind, sondern durch bessere Arrangements hätten ausgemerzt werden können. Beim letzten Song, Banshee Inconsolable singen Jennifer Müller und Schlagzeuger Eike Thomas, der mit seiner tiefen, warmen Stimme den Gesang der Frontfrau sehr gut ergänzt, ein Duett, begleitet von akustischen Gitarren, Violine und Cello. Einigen Hörern dürfte diese Ballade vielleicht etwas zu kitschig sein.

CLOUDBURST zeigen auf Welcome sehr gute Ansätze und sind ihrem Ziel eines eigenständigen Sounds schon sehr nahe gekommen. Die offenbar angestrebte Brachialität im instrumentalen Bereich wird zwar auf der CD durch die suboptimale Produktion nicht erreicht, und auch gesanglich ist noch nicht alles im Reinen. Wenn die Jungs und Mädels aber daran arbeiten, diese Schwächen zu beseitigen, kann man sicherlich noch einiges von der Band erwarten.

Veröffentlichungstermin: 2004

Spielzeit: 22:14 Min.

Line-Up:
Jennifer Müller – Gesang

Joey Sato – Leadgitarre

Patricia Sojka – Rhythmusgitarre

Benjamin Klement – Bass

Eike Thomas – Schlagzeug, Gesang

Gäste:

Manuela Bellof – Violine

Göran Unzner – Cello

Hompage: http://www.cloudburst-online.de

Email-Adresse der Band: cloud-burst@web.de

Tracklist:
1. The Chapter To Be Closed

2. …And Never Was The Moon So Pale

3. Phobos&Deimos

4. The Only Truth

5. Banshee Inconsolable

WordPress Cookie Hinweis von Real Cookie Banner