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CALIGULA’S HORSE: Charcoal Grace

Vielschichtig, variabel und emotional: CALIGULA’S HORSE zeigen sich auf “Charcoal Grace” nahbar und verletzlich, erhöhen zwischendurch aber auch die Intensität.

Der Titel passt wie die Faust aufs Auge. Inmitten der Schönheit der Songs schwingt immer dieses hartnäckig nagende Gefühl mit, dass eben nicht alles in Ordnung sei. Zwischen Melancholie und Resignation könnte man unser Gemüt bald verorten, wobei uns CALIGULA’S HORSE auf „Charcoal Grace“ nicht alleine im Regen stehen lassen. Die Australier haben sicherlich ein persönliches, introspektives Werk aufgenommen, dem die Nachwehen der Pandemie anzumerken sind.

Die Aufarbeitung aber ist keine Übung in Selbstmitleid, sondern ein Wegweiser aus der eigenen Misere. Über eine gute Stunde lang begleitet uns das Quartett auf einer Prog-Metal-Reise, die oft wolkenverhangen erscheint und letztlich den Himmel doch erfolgreich nach den so wärmenden Sonnenstrahlen absucht. Die Werkzeuge hierfür sind mannigfaltig, selbst wenn natürlich die klassische Rock-Instrumentierung aus Gitarre, Bass und Schlagzeug im Zentrum steht.

CALIGULA’S HORSE agieren auf “Charcoal Grace” nahbar und verletzlich

Im Finale des zehnminütigen Openers „The World Breathes With Me“ versprühen beispielsweise erhebende Streicher die nötige Portion Optimismus, ohne sich in den Vordergrund zu drängen. Der Groove der Single „Golem“ wiederum bedient sich ähnlicher Rhythmik, wie sie auch die schwedischen Alternative-Rocker PORT NOIR gerne pflegen, bevor sich das Stück in der Mitte überraschend öffnet und auf ein erhebendes Ende zusteuert.

Den grundlegend modernen Ansatz teilen sich CALIGULA’S HORSE dabei mit TESSERACT, überlassen die härteren Ausbrüche und harschen Vocals aber den britischen Kollegen. Stattdessen agieren die vier Musiker auf „Charcoal Grace“ nahbar und verletzlich, lassen ihre Kompsitionen atmen, ziehen sich auch mal vornehm zurück. Zu beobachten ist das u.a. in der vierteiligen Titel-Suite wo Laut-Leise-Dynamik für geradezu intime Augenblicke sorgt, in welchen uns Sänger Jim Grey nebst begleitender Akustikgitarre auch mal sorgsam in den Arm nimmt („A World Without“) oder im zurückgenommenen „Vigil“ seinerseits in Nachdenklichkeit versinkt.

Auf “Charcoal Grace” demonstrieren CALIGULA’S HORSE Vielschichtigkeit und spielerisches Geschick

In jedem Fall stimmt die Balance: Trotz der umfangreichen Laufzeit werden wir des Auf-und-Abs nicht müde, weil CALIGULA’S HORSE neben spielerischer Klasse, einer berührenden Gesangsperformance sowie filigraner Arrangements auch das richtige Maß an Melodieverliebtheit an den Tag legen. Mit Nachdruck schließlich erhöht „Charcoal Grace“ zwischendurch und nach Belieben die Intensität, um selbst aus einem oftmals so zerbrechlich wirkenden Stück wie „The Stormchaser“ eine kleine Achterbahnfahrt zu machen.

Diese Vielschichtigkeit des Materials spiegelt sich letztendlich sogar in der Grundstimmung des Albums, das die Schönheit im Unschönen sucht und findet. Stille und Verlust haben ihre ganz eigene Anmut, wie der Titel nahelegen will: eine kohlefarbene, die CALIGULA’S HORSE doch irgendwie in bunten Schattierungen erstrahlen lassen.

Veröffentlichungstermin: 26.01.2024

Spielzeit: 61:57

Line-Up

Jim Grey – Vocals
Sam Vallen – Gitarre
Dale Prinsse – Bass
Josh Griffin – Drums

Produziert von Sam Vallen und Forrester Savell (Mastering)

Label: InsideOut Music

Homepage: https://caligulashorse.com/
Facebook: https://www.facebook.com/caligulashorseband/

CALIGULA’S HORSE “Charcoal Grace” Tracklist

  1. The World Breathes With Me (10:00) (Audio bei YouTube)
  2. Golem (05:20) (Video bei YouTube)
  3. Charcoal Grace I: Prey (07:48)
  4. Charcoal Grace II: A World Without (06:48)
  5. Charcoal Grace III: Vigil (03:22)
  6. Charcoal Grace IV: Give Me Hell (06:13)
  7. Sails (04:31)
  8. The Stormchaser (05:57) (Video bei YouTube)
  9. Mute (12:00)
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