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BLOODBOUND: Tales From The North

BLOODBOUND schnüren mit “Tales From The North” ein Gute-Laune-Paket, dem es aber oftmals an eigenen Ideen mangelt.

Nach nunmehr zehn Studioalben scheint die Wahl des immer gegenwärtigen Band-Maskottchens kaum noch zufällig: Wie der nachtaktive Blutsauger Nosferatu scheinen auch BLOODBOUND den Schritt aus dem Schatten zu scheuen. Seit bald zwei Dekaden folgen die Schweden mit ihrem Power Metal artig den Fußspuren diverser Genre-Pioniere, ohne selbst die Richtung vorgeben zu müssen. Zwar treten die Schweden dabei keineswegs auf der Stelle, bleiben statt Innovatoren aber meist ein Derivat aktueller Genre-Trends.

Dass diesmal alles im Zeichen der Wikinger steht, mag bereits ein kurzer Blick auf das Cover-Artwork verraten, welches darüber hinaus ein grundlegendes Muster erkennen lässt: Wohin sich BLOODBOUND auch bewegen, zumeist führt der Pfad über erschlossenes Terrain. Wer genau Pate stand, verrät das Sextett nicht explizit, lehnt sich bisweilen allerdings derart stark an die Melodieführung diverser Genre-Kollegen an, dass wir uns verwundert die Ohren putzen.

BLOODBOUND bedienen sich an allem, was die Power-Metal-Trickkiste hergibt

„Drink With The Gods“ schielt nicht nur einmal in Richtung WIND ROSE, während die treibenden Keyboard-Salven von „Between The Enemy Lines“ sich in fast schon unverschämter Weise bei SABATON bedienen. Immerhin geht die Rechnung insofern auf, als dass BLOODBOUND diese Versatzstücke in durchaus kompetent arrangierte Stücke ummünzen: Eingängig, bombastisch und energiegeladen sind die elf Tracks allemal, zumal Sänger Patrik J. Sellebys klare wie majestätische Stimme die nötige Balance aus Epik und Kraft mitbringt.

Dementsprechend schnell verwandeln treibende Hit-Singles à la „Odin’s Prayer“ oder „Tales From The North“ unsere skeptischen Blicke in ein zustimmendes Kopfnicken. Dass die folkigen Anleihen in Tracks wie „The Raven’s Cry“ das Klangbild der Platte am Ende des Tages kaum maßgeblich prägen, ist ein kleines atmosphärisches Manko, das BLOODBOUND aber gerne in Kauf nehmen. „Tales From The North“ bleibt dadurch selbst für die weniger folk-affine Hörerschaft eine sichere Bank, die zwischen Singalongs („Sail Among The Dead“) und Keyboard-Bombast kaum ein Genre-Klischee auslässt.

BLOODBOUND schnüren mit “Tales From The North” ein Gute-Laune-Paket, dem es an eigenen Ideen mangelt

Hymnische Melodien, große Refrains und eine nicht unwesentliche Portion Kalkül: Letztendlich servieren uns BLOODBOUND ein ähnliches Gute-Laune-Paket, wie es der Vorgänger „Creatures Of The Dark Realm“ (2021) war. Was durchaus kurzweilig umgesetzt ist und große Teile der Fangemeinde zufriedenstellen dürfte, hinterlässt jedoch auch einen leicht faden Beigeschmack: Was wäre wohl, wenn sich die Skandinavier eines Tages mehr aus ihrem Potenzial machen würden? Wenn sie einmal aus eigenem Antrieb den Schritt aus dem Schatten wagen? Das mag zwar zumindest dem lichtscheuen Band-Maskottchen übel aufstoßen, könnte aber BLOODBOUND die lange überfällige Gelegenheit verschaffen, sich musikalisch endlich freizuschwimmen.

Veröffentlichungstermin: 07.07.2023

Spielzeit: 46:35

Line-Up

Patrik J. Selleby – Vocals
Tomas Olsson – Guitars
Henrik Olsson – Guitars
Fredrik Bergh – Keyboards
Anders Broman – Bass
Daniel Sjögren – Drums

Produziert von BLOODBOUND und Jonas Kjellgren (Mix und Mastering)

Label: AFM Records

Homepage: https://www.bloodbound.se
Facebook: https://www.facebook.com/bloodboundmetal

BLOODBOUND “Tales From The North” Tracklist

01. Tales From The North (Video bei YouTube)
02. Drink With The Gods (Video bei YouTube)
03. Odin’s Prayer (Lyric-Video bei YouTube)
04. The Raven´s Cry (Visualizer bei YouTube)
05. Mimir’s Crystal Eye
06. Between The Enemy Lines
07. Land Of Heroes
08. Sail Among The Dead
09. Stake My Claims
10.Sword And Axe
11. 1066 Lyric-Video bei YouTube)

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