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BLIND CHANNEL: Exit Emotions

BLIND CHANNEL erfinden sich keineswegs neu, können auf “Exit Emotions” ihre Potenzial dank gezielter Feinjustierungen aber wesentlich umfangreicher ausschöpfen.

Man sieht es ihr nicht an, aber die Stachelkugel auf dem Frontcover ist eigentlich als lebensbejahendes Sinnbild gedacht. Eben solche hingen in einem europäischen Underground-Schuppen von der Decke, als es BLIND CHANNEL wie Schuppen von den Augen viel. Einfach loslassen, alles vergessen, den Emotionen Luft verschaffen: Das geht in dieser Form nur an einem Ort wie diesem. Stickig, voll und ein wenig von der Außenwelt abgeschottet – eine Schablone, welche die Finnen für sich selbst adaptieren wollten.

Die Marschrichtung ist somit klar vorgegeben: Ehrlich, vielleicht sogar ein bisschen kantig darf es anno 2024 sein; energiegeladen sowieso. Und am Ende muss es natürlich auch live funktionieren. Eine zielstrebige Vision, welche den Finnen aber hörbar guttut. Nach dem aalglatten Vorgänger „Lifestyles Of The Sick & Dangerous“ (2022) findet „Exit Emotions“ einen deutlich interessanteren Zugang zum modernen Nu Metal des Sextetts, indem sich BLIND CHANNEL stilistisch mehr trauen und auch mal die Ellenbogen ausfahren.

BLIND CHANNEL erfinden sich nicht neu, justieren aber an den feinen Stellschrauben nach

Bevor „Deadzone“ mit eingängigem Refrain die Metal-Discos dieser Welt ins Visier nimmt, hat uns der Opener „Where’s The Exit“ mittels aggressiver Spitzen bereits erfolgreich eingenordet. Dass sich BLIND CHANNEL auf „Exit Emotions“ gar nicht neu erfinden, sondern nur mit größerem Selbstvertrauen an den feinen Stellschrauben nachjustieren müssen, ist Beleg für das Potenzial, das den Nordeuropäern innewohnt.

Gerade deshalb ist es bedauerlich, dass sich die Band im Gegenzug nicht von etablierten Songschemata lösen will. Jenseits der drei Minuten agiert man nur im finalen „One Last Time…Again“, ansonsten bleibt man dem kompakten Strophe-Refrain-Strophe-Rezept treu. Hier ein Breakdown, da etwas Sprechgesang („Wolves In California“) und schon ist die Kreativität – zumindest in dieser Hinsicht – erschöpft.

Für BLIND CHANNEL ist “Exit Emotions” ein Schritt nach vorne

Immerhin: Schnell ins Ohr geht „Exit Emotions“ in jedem Fall, egal ob BLIND CHANNEL in „Keeping It Surreal“ Pop-Appeal mit dezentem Emo-Anstrich vermengen oder im tanzbaren „Flatline“ vorsichtig mit Hardstyle-Sprenklern hantieren. Gefühlvoll wird es in der Ballade „Die Another Die“ mit Gastsängerin RØRY, wo gar eine Prise BRING ME THE HORIZON mitzuschwingen scheint, bevor „Phobia“ sowie „Red Tail Lights“ einen Schlenker in catchy Alt-Rock-Gefilde wagen. „Not Your Bro“ schließlich justiert die Härteschraube mittels aggressiver Screams und tief gestimmter Gitarren in Richtung Metal nach.

In seiner Gesamtheit mag das alles weder bahnbrechende Erkenntnisse liefern noch das Genre neu definieren. Für BLIND CHANNEL jedoch ist „Exit Emotions“ ein deutlicher Schritt nach vorne, welcher das Repertoire der Band in vollem Umfang ausschöpft. Für die Stachelkugeln an der Hallendecke können wir zwar dennoch nicht garantieren, ihrer Vision und Inspirationsquelle dürfte die Formation mit dieser Platte aber auch auf der Bühne ein ganzes Stück näherkommen.

Veröffentlichungstermin: 01.03.2024

Spielzeit: 35:22

Line-Up

Joel Hokka – Vocals
Niko Vilhelm Moilanen – Vocals
Joonas Porko – Guitar
Olli Matela – Bass
Tommi Lalli – Drums
Aleksi Kaunisvesi – DJ, Percussion

Label: Century Media

Homepage: https://www.blindchannelofficial.com/
Facebook: https://www.facebook.com/BlindChannelBand

BLIND CHANNEL “Exit Emotions” Tracklist

  1. Where’s The Exit
  2. Deadzone (Video bei YouTube)
  3. Wolves in California
  4. XOXO
  5. Keeping It Surreal
  6. Die Another Day (Lyric-Video bei YouTube)
  7. Phobia
  8. Happy Doomsday (Video bei YouTube)
  9. Red Tail Lights
  10. Not Your Bro
  11. Flatline (Video bei YouTube)
  12. One Last Time…Again
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