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ARCH ENEMY: Deceivers

ARCH ENEMY machen auf “Deceivers” weiterhin das, was sie am besten können: Die eigenen Trademarks werden zu Trumpfkarten im routinierten Spiel der Melodic Death Metal-Band. Ein Wermutstropfen aber bleibt.

Nomen est omen: Das platt betitelte Instrumental „Mourning Star“ zeigt direkt, wie es um die Kreativität ARCH ENEMYs dieser Tage bestellt ist. Dem flachen Wortspiel entsprechend sollten wir vom elften Studioalbum der internationalen Kombo musikalisch nichts allzu Revolutionäres erwarten. Zumal „Deceivers“ sein Pulver direkt am Anfang verschießt: Die flotte Single „Handshake With Hell“ überrascht zunächst mit deutlichem Heavy-Metal-Einfluss und souveränem Klargesang – ein Stilmittel, das Frontfrau Alissa White-Gluz seit ihrem Einstieg im Jahr 2014 nur sehr, sehr spärlich verwenden durfte.

Dass es bei dem einmaligen Ausflug zu Beginn bleibt, ist doppelt schade, da es im Weiteren überwiegend routiniert zur Sache gehen soll. Im Prinzip haben ARCH ENEMY eine weitere Platte für die großen Bühnen geschrieben: Aufrüttelnde Riffs, klare Strukturen, ein paar mitreißende Soli und eingängige Melodien, die entsprechend gut ins Ohr gehen. Natürlich ist das prinzipiell alles andere als verwerflich, zumal Mastermind Michael Amott diesmal großes Augenmerk auf Variation legt.

ARCH ENEMY spielen ihre Trademarks wie eine Trumpfkarte nach der anderen aus

Tatsächlich kann man „Deceivers“ mangelnde Abwechslung kaum zum Vorwurf machen: Die catchy Single „House Of Mirrors“ schmiert uns mit eingängigen Leadgitarren Honig ums Maul, nachdem uns das garstige „Deceiver, Deceiver“ mit etwas Thrash-Einschlag zunächst die Rübe kahlgeschoren hatte. Dazwischen spielen ARCH ENEMY ihre Trademarks wie eine Trumpfkarte nach der anderen aus: „In The Eye Of The Storm“ lässt mit unwiderstehlichem Groove die Haare fliegen, bis das Duo Amott/Loomis im Refrain gar ein paar IN FLAMES-Zitate einstreuen lässt. Selbige finden sich auch im Mittelpart des furiosen „The Watcher“, das ansonsten zwischen Thrash-Abriss und einer Leadgitarre im Chorus pendelt, deren Melodieführung gut und gerne vom Power Metal inspiriert sein könnte.

Umgesetzt ist das alles selbstverständlich makellos: Alissa White-Gluz legt genug Aggression in ihre harschen Vocals, um dem drückenden Schlagzeugspiel Daniel Erlandsson paroli zu bieten, wodurch groß-klingende Songs à la „Sunset Over The Empire“ genauso ins Mark treffen wie etwa die Hymne „Poisoned Arrow“ oder das düstere „Spreading Black Wings“.

Auf “Deceivers” machen ARCH ENEMY das, was sie am besten können – ein Wermutstropfen aber bleibt

Kurzum, ARCH ENEMY geben sich auf „Deceivers“ keine Blöße. Wie denn auch, wenn man als Band funktioniert wie ein Uhrwerk und sich auf exakt das verlässt, was man am besten kann? Der eine Wermutstropfen aber bleibt: Weil Gitarrenkünstler Jeff Loomis weiterhin hauptsächlich zu Solo-, aber nicht zu Songwriting-Ehren kommt und die eigene Komfortzone für das Quintett abermals auch den persönlichen Horizont darzustellen scheint, bleibt trotz an und für sich hochwertiger Songs das Gefühl ungenutzten Potenzials zurück. Eigentlich bedauerlich, wenn trotz geballter musikalischer Expertise in den eigenen Reihen am Ende doch nur etwas Klargesang und einem platten Wortspiel die höchsten kreativen Lorbeeren beschieden sind.

Veröffentlichungstermin: 12.8.2022

Spielzeit: 45:05

Line-Up

Alissa White-Gluz – Vocals
Michael Amott – Guitars
Jeff Loomis – Guitars
Sharlee D’Angelo – Bass
Daniel Erlandsson – Drums

Produziert von Jacob Hansen

Label: Century Media

Homepage: https://archenemy.net/
Facebook: https://www.facebook.com/archenemyofficial

ARCH ENEMY “Deceivers” Tracklist

1. Handshake With Hell (Video bei YouTube)
2. Deceiver, Deceiver
3. In The Eye Of The Storm (Video bei YouTube) (Stream)
4. The Watcher
5. Poisoned Arrow
6. Sunset Over The Empire (Video bei YouTube)
7. House Of Mirrors (Video bei YouTube)
8. Spreading Black Wings
9. Mourning Star
10. One Last Time
11. Exiled From Earth

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